Erstmal allen noch nachträglich ein frohes neues Jahr, auch wenn's schon ein bißchen fortgeschritten ist. Premiere: Ich werde jetzt auch mal versuchen, meinen ersten Baubericht einzustellen.

Wie ihr ja bereits gelesen habt, soll es mal die H.M.B. Endeavour werden, wenn se denn mal fertig ist. Komisch eigentlich, dass es im gesamten Netz-soweit ich das durchforstet habe, nichts über diesen Bausatz gibt, jedenfalls nicht viel und schon gar keinen Baubericht. Ich wollte jeden Falls schon als Kind irgendwann mal CooK's Kohlefrachter bauen, der so viel Geschichte gemacht hat. Nach diversen Fernsehdokus und dem Vierteiler "Wind und Sterne" habe ich die Idee dann wieder aufgegriffen und irgendwann mit Glück bei Ebay einen uralten Airfixbausatz (wird übrigens demnächst bei Moduni wieder aufgelegt...) geschossen. Laut Aufdruck auf dem Ständer ist die Form von 1976, wie alt er nun ist, weiß ich nicht: Zumindest sah er, als ich ihn das erste mal öffnte "alt" aus-im wahrsten Sinne des Wortes.

Was mir da im Karton entgegenschepperte (nichts war in Folie eingeschweißt!), war zu großen Teilen Schrott. Das Beiboot war nicht fertig gegossen, Rahen abgebrochen, ein Mast ebenfalls, die Rüsten sahen ebenfalls ziemlich zahnlos aus, da ein Großteil der Jungfernatrappen abgebrochen waren oder ebenfalls Gußfehler hatte. Viel war das auch nicht wirklich, gerade, glaub ich, 104 Teile, ein bißchen mehr vielleicht durch den vielen Bröselschrott.

Der Verkäufer war übrigens ein Händler! Er hat mir freundlicherweise angeboten, die beschädigten Teile bei Airfix bzw. Heller/Humbrol (?) nachzubestellen, wies mich aber darauf hin, dass das dauern könnte. Außerdem teilte er mir mit Bedauern mit, dass er sich das auch nicht erklären könnte, dass so viel Bruch dabei war, er hätte als Modellbauer nichts grobes damit veranstaltet. Lange Rede kurzer Sinn: Jetzt erst recht. Vielleicht ist das ein Zeichen, selber aktiv zu werden und zu improvisieren, mit ein bißchen Geschick vieles zu verändern und vielleicht sogar zu verbessern??
Zur Endeavour-Version: Sie hat eindeutig Abweichungen zur Beschreibung im AotS Buch von K.H. Markworth: Am auffälligsten dabei ist, daß der Kreuzmast in seinen Proportionen zu kurz erscheint (ein Berechnungsfehler, der lange Zeit immer wieder auftauchte, laut M.) und im Heckspiegel befinden sich fünf (nur geprägte) Fenster, was eigentlich nicht sein kann, da sich dahinter gleich der sogennannte "Ruderkoker", also der Schacht für das Steuerruder befindet. Das wär so, als würde man seine Gefrierkombi vor's Wohnzimmerfenster stellen-es macht einfach nicht so viel Sinn. Laut Markworth gab's da keins, eher wohl nur eine Atrappe aus Ästhetikgründen.
Die gesamte Detaillierung ist eher mäßig, in Bezug auf das Alter des Bausatzes aber wohl zeitgemäß. Immerhin passten die Rumpfhälften, der erste Schritt zu einem späteren Schiffsmodell!!!

Auch die Dekorationen des Heckspiegels sind bescheiden, naja, vielleicht entspricht das sogar dem Original? Aber das schlimmste: Für das spätere laufende Gut gab's so gut wie keine Belegstellen, gerade mal zwei Betings am Großmast, eine winzige am Fuß des Bugspriets, dafür aber zahlreiche Spantholzköpfe auf dem Schanzkleid. Das kann ja heiter werden!

Aber genug der Bausatzvorstellung, die ich hier einfach mal kurz abgegeben habe! Ich werde jedenfalls versuchen, das Beste draus zu machen. Ich freue mich über Eure Meinungen, Ratschläge,Kritiken Lösungsvorschläge und sonstige Beistände. Wenn Ihr jetzt noch Geduld habt und ein bißchen weiterlest, gibt's sogar schon das erste Bild vom fast fertigen Rumpf. Ich hab erst jetzt mit dem Bericht angefangen, da ich erst ausprobieren und planen mußte, ob mein Vorhaben für mich realisierbar ist, sorry!
Das erste, was ich gemacht habe, war, die Fenster rauszudremeln und mit Akrylglasscheiben plus Fensterkreuzen zu versehen. Das sah schon viel besser aus. Allerdings nicht lange: Beim versuchsweisen Zusammenstecken der Rumpfhälften stellte ich nicht unamüsiert fest, daß der Rudergänger nun durch die Fenster nach Achtern durch den Heckspiegel schauen kann, um das Kielwasser zu beobachten-und james Cook muß wohl die meiste Zeit in der Kajüte zum Fenster gerobbt sein, um rauszuschauen! Oder war hier nur seine Koje, in der er sowieso nur liegend Zeit verbrachte?!?

: Das war ein eindeutiger Anlass, das Achterdeck zu unterfüttern oder durch einen Abschluß-"balken" zumindest zu kaschieren. Jetzt aber wirklich mal einige erste Bilder:

Hier also, wie bereits gesagt, der Rumpf! Ein Tipp an dieser Stelle, da ich das noch nie im Forum sonst gelesen habe: Flaggen kann man sehr schöne erhalten, wenn man beim T-Shirt Bedruckshop die Papierflaggen auf Stoff drucken läßt! Dabei muß man denen nur klarmachen, daß auf der Rückseite eine spiegelverkehrte Kopie und diese dann deckungsgleich mit der Forderseite drauf muß. Aber das packen die irgenwann schon! Somit hat man schöne Flaggen, die etwas steif sind und sich gut biegen lassen. Auch lassen sie sich gut anschlagen oder mit Flaggleinen versehen. Kostenpunkt, je nach Anzahl der verballerten Kopien und Flaggen um die 20 Euranten. Ist es aber, finde ich, wert! Besser als die Papierfähnchen. Das hat immer sowas von Käsespießchen...!
Die Kranbalken habe ich ebenfalls modifiziert: Seitlich und von oben aufgebohrt und eine abgekniffene Stecknadel reingeleimt um das Scheibgatt für das Ankerkardeel zu simulieren.

Die Ankerringe habe ich gekleidet und Haken an den Kardeelblock aus Draht angebaut. Etwas Bugspriettakelung ist auch schon hinzugekommen, nebst Wuhlingen. Und: An der Schiffsglocke hängt schon das Klöppelseil-gaaaanz wichtig, oder!?

Hier noch ein paar Eindrücke. Hoffe, die Fotos sind einigermaßen scharf, hab die Kamera erst seit Weihnachten...

Ach ja, stimmt, die Hecklaterne! Die hieß übrigens, glaub ich, mal "Modell Baden-Baden", war eine Straßenlaterne und stammt aus dem Modelleisenbahnladen. jetzt ist sie allerdings goldfarben und hat aufgemalte Verglasungsfugen. Stimmt wahrscheinlich nicht so gaaanz von der Epoche, aber bevor da gar keine hängt...? Der geneigte Beobachter kann auch bereits die Sorgleinen sehen, die, und das war tatsächlich so, im unteren Bereich aus einer Eisenkette bestanden. Vielleicht, damit das Gewicht das Ruder im Scharnier hielt oder damit weiter oben bei schwerer See die Fenster nicht eingeschlagen wurden??? Was meint Ihr?
Und: Vor dem Steuerrad befindet sich das dreigeteilte Kompasshäuschen, das ich aus Pappe und Streichhölzern gebaut habe (hallo Matchstick!! :wink

da es leider nicht dem Bausatz beilag.
Das Problem mit den fehlenden Belegplätzen mangels fehlender Belegnägelbänke habe ich bislang auf meine Weise gelöst: In eben dem selben Modelleisenbahnzubehörshop gab's zwar keine Belegnägelbänke(warum auch??) dafür aber herrliche Gartenzäune!! mit dem Cutter die obere Reihe abgeschnitten, verschliffen, gekürzt und angemalt, dannach an die Innenseite der Reling geklebt. Okay, Belegnägel sehen anders aus, aber wenn später das laufende Gut dort mit Schlägen angebracht ist, wird man den Gartenzaun vielleicht nicht mehr sehen. jedenfalls besser, als alles direkt an der Reling zu belegen, das war zwar auch gängig, sieht aber irgenwie noch improvisierter aus. Ach ja: Kollege Kompasshäuschen- diesemal von der Seite. Et voila!

ich weiß nun Dank Herrn Markworth und intensiver Internetrecherche auch, wo auf der Endevour belegt wurde, wenn nicht auf Nägeln: Wantenklampen!! Muß man ja erst mal drauf kommen. Ich wußte, daß es die gab, aber das fast ausschließlich und an jedem Want eine Belegklampe war, war mir neu. Ich bin jedenfalls froh, dass ich meine Gartenzäune habe. bei dem Maßstab möchte ich nicht noch 'zig Klampen schnitzen, die dann sowieso nicht an den Wanten halten.

Hier seht ihr schon mal meine 2,5 mm Jungfern, die ich mit Püttingeisen durch die abgeschliffenen, von den Plastikjungfern befreiten Rüsten gefädelt habe. Von dort gehen sie durch die aufgebohrte Bordwand, wo ich sie von innen gespreizt und fett verklebt habe. Wenn hier nix hält-die schon, so stabil wie die jetzt sind. Muß aber auch, auch Modellwanten haben ohne Ende Zug! Und knack! ist die Rüste bei der letzten zu verknotenden Webleine weg, man kennt das ja...
Das Beiboot ist mitlerweile auch schon repariert, mit Spachtelmasse ergänzt, verschliffen und lackiert! Die Riemen hab ich aus 0,7 mm Plastikstab und dünner Pappe (für die Blätter) selbst hergestellt Geht doch...

Hier seht ihr das Bratspill mit Ankertrosse. Wollte ich aber gar nicht zeigen, sondern den Kombüsenschornstein. Ich wußte zuerst nicht, was das eigentlich für ein Pilone sein sollte, der da auf Deck rumsteht. Bis ich gelesen hatte, das dort der Smutje sein Unwesen trieb. Ich habe da aus Holz ein kleines Essestück draufgesetzt, jetzt erkennt man, dass es ein Schlot ist, finde ich.
Achja, noch ein Tipp: Habe hier ja schon viel über "Alterung" und "Washings" gelesen! Auch ein Kompliment an die Ölfarbenfraktion, sieht oft richtig gut aus. Ich altere meine Modelle fast ausschließlich mit Plaka Nr. 70 (schwarz). Ich mal alles einfach nach dem Lackieren wässrig an und wisch das mit Motorradpoliertüchern gleich wieder teilweise weg. Hinterher schleif ich solange mit meinem zefruddelten Schleifklotz auf dem Deck oder dem Rumpf rum, bis er Laufspuren/ Abrieb und Aufhellungen hat, wenn alles nichts hilft, nehm ich meinen Glaspinsel. Für meine Zwecke reicht das. Außerdem kann man dabei gut und oft korrigieren!
Soweit erst mal für heute. Wenn ich aus dem Urlaub zurück bin, werde ich weiter über den Fortschritt meines Trümmerhaufens berichten. Bis dahin schreibt mal Eure Meinung, ich freu mich drüber!
Ciao
Chris