Liebe Modellbauer,
sorry, hat jetzt etwas länger gedauert - in der Tat war da auch ein kleiner Familienurlaub mit im Spiel, auch
sonst gab es viel zu tun, bin also kaum zum bauen gekommen, zudem habe ich ziemlich lange experimentieren
müssen, bis ich eine Methode fand, die Speichen zufriedenstellend zu kröpfen.
Grundsätzlich war mein Bestreben, bei der Speichenherstellung für alle Arbeitsgänge Methoden zu finden, die
wiederholbar sind, ohne allzuviel Verschnitt zu produzieren - ich verzichte einfach mal darauf, die ganzen
Fehlversuche aufzuführen und stelle hier mal den Weg vor, der am besten funktioniert:
Zunächst werden die Kanülen mit der Trennscheibe geköpft (im Gegensatz zum Foto bei rotierendem Spannfutter,
das macht den eingespannten Teil der Kanüle schön gleichmässig):
Jetzt wird das ganze, wie der Kollege biker ganz richtig vermutet hat, weichgeglüht. Beim Fotografieren hatte
ich die Kanüle etwas zu lange in die Flamme gehalten, sie sollte allenfalls orange glühen, da sich sonst Zunder
auf der Oberfläche bildet, der schlecht zu entfernen ist.
Als Halterung beim Aufweiten des Kopfes dient ein kleines Bohrfutter im Schraubstock. Damit das obere Ende
der Kanüle immer um das richtige Maß aus dem Futter heraussteht, hilft ein 0,3er Alublech.
In der Bucht finden sich für kleines Geld Körner mit Lupe - die sind zwar für einen Körner etwas zu spitz gewinkelt,
für den ersten Arbeitsgang aber genau richtig...
...während für den zweiten Durchgang ein klassischer Körner (nicht im Bild) und für den dritten ein selbstgeschliffener
mit extrem flachem Winkel zum Einsatz kommt:
Nachdem nun das Ende der Kanüle mit vorsichtigen Hammerschlägen auf die verschiedenen Körner aufgetrichtert
wurde, sieht es ungefähr so aus:
Maßstäblich korrekt wären 0,5er Kanülen, aber da passt kein 0,4er Draht durch - selbst in 0,6er Kanülen sitzt
er zu stramm, heißt: nach ein paar Zehnteln kriegt man ihn nicht weiter rein, ohne alles zu verbiegen. Also
werden die Kanülen mit einem 0,45er Bohrer aufgebohrt:
Ich habe mal spasseshalber versucht, eine 0,55er Kanüle aufzubohren, die wurde aber zu dünnwandig, der
Bohrer kam an einer Stelle durch und sie knickte ab.
Jetzt werden die Kanülen mit der Trennscheibe abgelängt, im Gegensatz zum Foto bei rotierendem Spannfutter...
...damit ein angeschrägter "Kragen" stehenbleibt...
...welcher den Übergang vom dicken zum dünnen Speichenteil schönt:
Leider blieben meine Bemühungen, Draht und Kanüle lötend zu verbinden, erfolglos. Also kommt
2-Komponenten-Kleber zum Einsatz, welcher mit etwas silberner Farbe verrührt wird (die Farbe verlängert
auch die Verarbeitungszeit des Klebers, so schafft man ein paar Speichen mehr pro Durchgang).
Beim Verkleben läßt man ein Stück des Drahts um die Länge der Kanüle überstehen, gibt etwas Kleber auf den
Draht und schiebt die Kanüle drehend über den Draht, bis Drahtende und Trichter bündig sind. Dabei formt
sich der überquellende Kleber im Idealfall zu einem abgerundeten Kopf, in der Regel muß man aber etwas
Kleber wegnehmen oder zufügen, um die gewünschte Rundung zu erreichen.
Der Kopf sieht dann ungefähr so aus (die Bildqualität ist nicht die beste, es handelt sich um eine Aufnahme
der NASA aus dem Weltall):
Hier jetzt also der KRÖPFER 5.2. In ein Stück Flachmessing sind zwei Stahldrähte (0,8 und 1mm stark) eingesetzt.
Das Alustück fixiert den Speichenkopf und wird mit einer M2-Schraube befestigt.
Mit einem passenden Stück Metall (hier ein Drehmeissel) wird die Speiche nun gebogen.
Fertig.
Aussen- und Innenspeichen sind in Winkel und Weite unterschiedlich gekröpft . Links die Aussen-, rechts die
Innenspeiche.
Hier mal ein paar Speichen, eingehängt in die Nabe (Einige der Speichen sind noch Testspeichen, bei denen
ich den Kleber nicht eingefärbt hatte, sucht mal):
Und so geht es dann im nächsten Teil weiter: Felge (hier noch ein etwas riefiger Testversuch), Punzung
(durch schräg durchbohrte Aludrehteile dargestellt, hier noch mit verbesserungswürdiger Passung) und der
Messingnippel mit dem in der Prophezeiung des biker vorausgesagten Vierkant:
Hier nochmal im Vergleich:
Dazu gibt es dann Wachtelklößchen und Delphinsushi.
Bis dahin,
Martin