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1

Dienstag, 14. September 2010, 00:06

HONDA CB 450 in 1:8

Liebes Forum,

wie versprochen jetzt also der erste Teil des Bauberichts meiner Honda. Ursprünglich wollte ich nur den 1:12er Bausatz
von Nitto/Master supern, welcher als Kind der 60er recht detailarm und von den Proportionen ziemlich misslungen ist.
Da ich also ohnehin fast alles hätte neu bauen müssen, entschied ich mich dann für 1:8, um mehr Details darstellen
zu können.

Als Vorlage dienen mir das grosse Vorbild in meiner Garage und auf Halde liegende Ersatzteile sowie das Werkstatthandbuch.
Angefangen habe ich mit den Federbeinen. Hier erstmal Original und Nachbau:



Bei der im Original verstellbaren Federbasis habe ich auf eine Funktion verzichtet, sie ist lediglich optisch nachempfunden. Zunächst
wurde der Verstellring auf der Drehbank vorbereitet und dann aus dem Aluminium herausgeknabbert.



Der Zylinder. Der Ring in der Mitte ist Bestandteil des Drehteils, beim Original bildet er mit dem wellenförmigen Ring ein Teil, welches
mit den Aussparungen in zwei Nocken greift, welche auf das Gehäuse aufgenietet sind. Beim Modell folgen die noch. Das Teil ist innen
fast durchgehend auf 2,1mm aufgebohrt, auf der offenen Seite links befindet sich innen noch ein 4mm tiefes M3-Gewinde.



Hier die Kolbenstangen aus 1,5er Messingdraht (den ich später aus Festigkeitsgründen durch Schweißdraht ersetzt habe). Auf der einen
Seite ist ein Messingröhrchen aufgelötet, welches als Negativanschlag dient. Die Kerbe auf der anderen Seite dient später zum fixieren
am oberen Federbeinauge.



Als nächstes wurden zwei Messingschrauben M3 umgearbeitet. Innendurchmesser 1,6mm, sie führen die Kolbenstangen und fixieren
diese im Zylinder.



Die oberen Augen entstanden auf der Drehbank, die Kolbenstangen sind mit 2K-Kleber eingefügt und mit kurzen Drahtstücken fixiert.
Der Sabber am linken Teil ist Schmierfett.



Hier der Bau der unteren Gabeln, die das Federbein mit der Schwinge verbinden. Fixiert wird das Werkstück im festen Gegenfutter
der Drehbank, statt des Drehstahls ist ein Halter angeschraubt, welcher das Handstück einer biegsamen Welle aufnimmt.



Kleine Drehteile geben den Radius der Rundung beim schleifen vor.



Das ganze erhält auf der einen Seite ein Gewinde in M 1,2.



Die Gabel wird mithilfe eines gedrehten Messingdorns an den Zylinder genietet. Ursprünglich wollte ich die Gabeln aus 0,5er
Alublech biegen, deshalb der angedrehte Niet. Das Blech erwies sich jedoch als zu schwach, deshalb die aus dem Vollen gearbeiteten
Gabeln. Sinnvoller wäre wohl gewesen, Zylinder und Gabel aus einem Teil rauszuarbeiten. Hält aber auch so.



Hier jetzt das ganze mit eingeschraubter Kolbenstange.



Wie beim Original wird das Federbein am Ende mit zwei Keilen zusammengehalten, welche in die Nut am oberen Federbeinauge
greifen und durch die Federvorpannung am Platz gehalten werden. Schrauber kennen das Prinzip von Ventilfedern in Viertaktmotoren.



Hier nochmal die Teile. Die schwarze Hülse ist beim Vorbild eines der ganz wenigen Kunststoffteile, beim Modell ist sie aus lackiertem
Alu. Die Feder stammt aus einem Sortiment, das ich einst in der Bucht fand, und mußte etwas gelängt werden.

Hier die Montage der Beine:



Die Gummimuffen wurden aus ungezogenem Gießast gedreht. Der Bart, den das Federbein auf dem Foto hat, ist Polierwatte. Die
Lackierung scheint mir bei näherer Betrachtung des Fotos noch verbesserungsfähig...



Hier der Federweg.



Soweit erstmal. Demnächst geht es dann weiter mit den Speichen.

Viele Grüße und danke nochmal für den herzlichen Empfang im Forum,
Martin

2

Dienstag, 14. September 2010, 07:34

Hallo Martin,

was für ein Einstand: das ist ja vom Allerfeinsten. Ich beneide Dich um Deine professionellen handwerklichen Fähigkeiten und die technischen Möglichkeiten, die Dir im Vergleich zum konventionellen Modellbau ein deutlich breiteres Spektrum erschließen.

Ein Freund besaß damals eine CB450 und ich bin sie sehr häufig gefahren (allerdings nicht den schönen "Black Bomber"). Von daher finde ich dieses Modell auch besonders reizvoll. Ich habe es dreimal gebaut: 1x von Airfix und 2x von Nitto - in Polizei- und Normalausführung.

Ich freue mich auf die Fortsetzung. Besonders gespannt bin ich darauf, wie Du den Motor hinbekommst. Aber eins nach dem anderen, denn wie Du schreibst, sind jetzt erst einmal die Felgen an der Reihe.

Ich wünsche Dir gutes Gelingen.
Beste Grüße vom Plastinator

keramh

Moderator

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3

Dienstag, 14. September 2010, 07:51

moin,

WOW, ich bin begeistert, ein Federbein so ins Detail nachzubauen ist ja fast schon :verrückt:
Danke das Du zum Schluß noch ein Bild mit Deinen Fingern gezeigt hast, so kann man etwas von der Größe erahnen.
Leg doch auf den künftigen Fotosetwas zum Größenvergleich daneben (EURO Münze, Cent Stück o.d.gl.)
An diesem Bericht werde ich auf jeden Fall drann bleiben.

Beiträge: 113

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4

Dienstag, 14. September 2010, 19:17

Honda CB400Four

Hallo Martin,

ein ganz toller Bericht ! :respekt:

Das sind die Berichte, die einem Anfänger, wie mir, Spaß machen und sehr lehrreich sind ! :ok:

Aber, wie Plastinator schon erwähnte, kann man Dich auch nur um Dein handwerkliches Geschick und Deine super Ausstattung beneiden.
Das mit dem Geschick könnte man ja vielleicht, mit sehr viel Übung, erlernen.
Die Ausrüstung ist leider immer eine Sache des Budget´s. Eine Minidrehbank wäre zwar traumhaft, aber leider viel zu teuer, für "Nebenbei".

Aber mach bitte so weiter, ich habe viele Ideen und Du hast scheinbar ähnlich verrückte Ideen, alles möglichst detailgetreu zu bauen.
Ich kann in der Hinsicht noch sehr viel "Input" gebrauchen.
___________________________________________________
Wünsche immer eine ruhige Hand beim Modellbau :ok:

Lothar

5

Mittwoch, 15. September 2010, 14:59

Hallo Martin,

Dein Können ist bewundernswert und degradiert die meisten von uns zu Bastlern. Aber ich finde es schön Dein handwerkliches Können sehen zu dürfen und danke Dir, dass Du es mit uns hier teilst. Auch die Vincent gefällt mir sehr und ich bleibe an beiden Berichten unbedingt dran. Du solltest unter dem Avatar nicht Schüler, sondern Meister stehen haben, zumindest in Bezug auf den Modellbau.
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6

Donnerstag, 16. September 2010, 20:34

Hallo Martin,

Schön, dass wir hier, neben der Vincent, gleich ein zweites solches Meisterwerk im entstehen
bestaunen dürfen. Ich kann als Plastikbastler zwar weder in Hinsicht auf das Können, noch auf die
technisch Ausrüstung, mit der du zu Werke gehst, annähern mithalten. Aber ich seh's mir gerne an.

Weiter so.

Gruß, B.B.

7

Freitag, 17. September 2010, 21:39

Martin,
ich habe die CB450 mit der CB 72 (250ccm) verwechselt. Die gibt´s ja von Revell.
Also wird Deine 450er wohl ein kompletter Scratchbau. Bin da sehr gespannt.
Der Nitto-Kit in 1/12 wird ja sehr hoch gehandelt, aber ist wohl laut Deiner Aussage
nich so doll.
Ich habe mal die 1/16er Airfix- Ausgabe gebaut:





Der erste Versuch mit Metallspeichen, naja...
Grüße
Uli

8

Freitag, 17. September 2010, 23:16

Hallo Uli,

gefällt mir super! Habe den Kit selber nicht (der ist mir bei ebay jedesmal durch
die Lappen gegangen), aber ich nehme an, du hast da noch wesentlich mehr als
die Speichen verfeinert (Kette, Sitzbankniete, transparentes Rücklicht?). Aber
auch der Kit selbst ist von den Proportionen sehr gelungen. Der Nitto-Kit ist teilweise
mit einem Foto des gebauten Modells erschienen, ich hänge es mal an:




Da sieht man sofort, daß da einiges nicht stimmt - die zu dünne und lange Gabel, der viel
zu kleine Scheinwerfer etc. Und auch von der Detaillierung ist die japanische Version, selbst
wenn ich mir deine super gemachten Verfeinerungen wegdenke, der Airfix-CB unterlegen.
Werde wohl beim nächsten mal höher bieten, wenn mal wieder eine in der Bucht liegt!

Viele Grüße und danke für die Fotos,
Martin

9

Samstag, 18. September 2010, 14:23

Vollplastikhonda

Also das Rücklicht ist transparent, nur mit roter Fenstermalfarbe gefärbt.
Die Kette ist auch aus dem Kit, nur trockengemalt. Ja, die Nieten sind "etwas"
zu große Stecknadelköpfe. Die Krümmer sund "Marke Ofenkaroffel" mit Bare-Metal-Foil umwickelt.
Das Modell habe ich so vor 12 Jahren gebaut. Ansich ist der Bausatz einigermaßen gut.
Kritikpunkte : Die Kühlrippen sind etwas derb dargestellt und auch die Seitendeckel haben eine zu große Aussparung für die
Vergaser. Die Motorengehäusedeckel müssten etwas mehr Radius an den Ecken haben, sind etwas blockig.
Die Chrompanel des Tanks liegen immerhin separat bei. Natürlich keine Chrom- oder Gummiteile,
an Abziehbilder gar nicht zu denken: siehe Nummernschild- alles Papier-aus der Bauanleitung auszuschneiden.
Die Logos am Tank habe ich auf transparente Selbstklebefolie drucken lassen, deswegen sind sie so blass.

Aber jetzt genung über antike Modell geschwätzt- zeig uns mehr vom Bau oder mal ein Bild Deines Originals!

Uli

10

Samstag, 18. September 2010, 15:04

Hallo allerseits,

jetzt muss ich doch mal eine Lanze brechen für die Honda CB450 von Nitto. Bei aller berechtigter Kritik, was bestimmte Proportionen angeht, so schlägt sie die nette, etwas hutzelige Airfix-450 um Längen. Zwischen beiden Bausätzen liegen - entwicklungstechnisch gesehen - Welten. Zudem ist die Airfix-Honda in 1/16 gehalten und damit deutlich kleiner als die Nitto in 1/12. Die Japanerin hat im Gegensatz zur Britin:

- echte Gummireifen
- Chromteile
- Transparentteile
- Decals
- Züge und Leitungen.

Doch vergleicht selbst:





Weitere Bilder der Nitto Honda CB450 findet ihr hier in der Bildergalerie:

Maßstab 1:12 Nitto: Honda CB450

Ganz nett ist auch die Polizeiversion der CB450 von Nitto, die Honda CP450 (da "P" steht für "Police"):



Ich denke, ich stelle sie auch in die Bildergalerie ein (kann ja nicht schaden).
Beste Grüße vom Plastinator

11

Freitag, 24. September 2010, 00:19

Honda CB 450, Teil 2: Hinterradnabe

Liebes Forum,

habe endlich etwas Zeit gefunden, um an meinem aktuellen Projekt weiterzuarbeiten. Als
Einstieg zunächst mal ein Originalfoto meiner schön patinierten Reserve-Hinterradfelge:



Von der Modell-Nabe hier jetzt der äußere Abschlußring, der später die Speichen auf der rechten Seite
aufnimmt, hier noch im Rohbau. Nach dem Bohren, Fertigdrehen und Polieren wird lediglich der obere Ring
abgetrennt und verwendet, der untere Teil dient zunächst mal nur der besseren Handhabung des Werkstücks.



Mit den "Dreharbeiten" will ich euch nicht weiter langweilen, hier geht es jetzt im Wesentlichen um das
Problem, die Bohrungen für die Speichen gleichmäßig in die Nabe zu kriegen. Dazu besorgte ich erst mal
ein Zahnrad mit 40 Zähnen (für die Nabenhälfte hätten auch 20 gereicht, aber so kann ich es auch zum
Bohren der Felge verwenden).
Ein Zapfen auf der Unterseite des Nabenteils zentriert dieses auf dem Zahnrad.



Das ganze wird fest auf ein Holzbrettchen geschraubt.



Jetzt kommt die Bohrschablone ins Spiel: Ein Aluring, welcher spielfrei auf das Werkstück passt und seitlich
mit einem Stift versehen ist, welcher in das Zahnrad greift.



Das Messingbllech dient der Verstärkung des Bohrlochs, da ich für den Ring nur sehr weiches Alublech übrig
hatte. Jetzt werden reihum die 0,7er Löcher in die Nabe gebohrt. Die Schablone wird zum Verstellen einfach
angehoben und um 2 Zähne gedreht.



Für die Ansenkungen der Löcher wurde ein 1,2er Bohrer mit einem Anschlag versehen, ...



...welcher aus Platzmangel nicht am Bohrloch, sondern am hervorstehenden Kragen des Werkstücks aufsetzt.
Das weiße Polystyrolstück am Ende könnte ich euch als Polster, das den Kragen schützt, verkaufen. Tatsächlich
habe ich es aufgesetzt, weil ich mich bei der Länge des Anschlags verrechnet hatte.



Nach dem Bohren sieht das ganze so aus:



Und nach dem Abschrägen, Schöndrehen, Polieren und Abstechen so:



Hier habe ich das ganze mal testweise mit der verrippten Bremstrommel vereinigt:



Und hier das ganze zusammen mit der anderen Seite der Nabe, welche noch auf ihre Bearbeitung wartet.



Hier habe ich mal probeweise zwei Dickendspeichen eingehängt, die im nächsten Teil entstehen werden.



Das war's für diesmal aus meiner Küche.

Viele Grüße,
Martin

keramh

Moderator

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Realname: Marek H.

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12

Freitag, 24. September 2010, 07:51

moin,

da fällt mir absolut kein Kommentar zu ein, toll, super oder sowas trift es in keinster Weise.
Bin sehr gespannt wie das weiter geht, besonders die Speichennippel.
Also schnell weitermachen...

Beiträge: 113

Realname: Lothar Ollmetzer

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13

Freitag, 24. September 2010, 11:50

Hallo Martin,

kann mich Marek nur anschliessen ! :respekt:

Wo hast Du das Zahnrad bekommen ?

Super Idee auch der kleine Winkelhalter zum bohren.

Bin ebenfalls sehr gespannt auf die Fortsetzung.
___________________________________________________
Wünsche immer eine ruhige Hand beim Modellbau :ok:

Lothar

14

Freitag, 24. September 2010, 13:46

Hallo Chopa,

das Angebot an Zahnrädern in einem bekannten Internetauktionshaus ist reichhaltig, das hier
ist aus dem RC-Car-Bereich (Traxxas Revo), hat 40 Zähne und einen Außendurchmesser von
42mm. Gibt's auch in anderen Abstufungen, viele Motorräder haben ja 36 Speichen.

An den Speichen bin ich dran, damit wird es hier zeitnah weitergehen!

Liebe Grüße,
Martin

15

Freitag, 24. September 2010, 14:34

Nach der Vorstellung der XT500 und den Stossdämpfern war jetzt eigentlich auch bei der Hinterradnabe der CB450 nichts anderes zu erwarten, als eine Lösung die auch in 1:1 kaum anders aussehen würde. Ist das wirklich noch 1/8 oder doch größer? Ich bin überwältigt von soviel technischem Know-How, Ideenreichtum und Kreativität bei Detaillösungen und handwerklichem Können in allem. Was uns hier gezeigt wird, wird es so schnell nicht wieder geben. Rivera hat es an anderer Stelle schon geschreiben, wir sehen hier den Gerald Wingrove des Motorradmodellbaus. Ich genieße was Martin uns hier zeigt und sage nocmals Danke für die interessanten Beiträge von ihm. Verfolge mit Spannung seine Aktivitäten hier im Forum.
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Beiträge: 113

Realname: Lothar Ollmetzer

Wohnort: 30880 Laatzen

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16

Freitag, 24. September 2010, 15:59

Hallo Martin,

danke für die schnelle Antwort ! :ok:

Denn das ist auch wieder ein Tipp, wie man ohne Drehbank und Gradscheibe eine gleichmässige Bohrungsanordnung hin bekommt ! :idee:
___________________________________________________
Wünsche immer eine ruhige Hand beim Modellbau :ok:

Lothar

17

Freitag, 24. September 2010, 21:06

Hallo Martin,

und wieder bleibt mir die Luft weg - auf sehr angenehme Weise!

Die Herstellung der Bremsnaben sind - nach dem, was wir schon von Dir gesehen haben - nicht die Überaschung. Auch die Anwendung des Zahnrades verblüfft mich nicht (soll nicht arrogant wirken). Aber allein das Wort "Dickendspeichen, selbstgefertigt in 1/8" - muss man sich nur mal auf der Zunge zergehen lassen. Klar, Drehbank auf dem Küchentisch, Drahtzieherei auf der Nachtkommode und die Rollvorrichtung für die Gewinde vermutlich neben dem Schuhschrank. Ich tippe mal darauf, dass Du die Dickenden mit den Köpfen gedreht und die Speiche in eine axiale Bohrung eingesetzt hast. Und jetzt arbeitest Du vermutlich an einer Programmierung, um Dein Handy mit der Drehbank so zu verbinden, dass eine Kleinserie von +/- 78 Teilen ohne größeren manuellen Umrüstaufwand entstehen kann. Dazu wünsche ich Dir eine glückliche Hand!

Lass Dir mit der Fortsetzung dieser einzigartigen Reihe hier ruhig Zeit. Ich fahre morgen für 3 Wochen in Urlaub und möchte bei meiner Rückkehr nicht soviele von diesen Highlights auf einmal auf mich einwirken lassen: sonst setzt am Ende meine Atmung doch nicht mehr von alleine ein.

Weiterhin gutes Gelingen!
Beste Grüße vom Plastinator

18

Samstag, 25. September 2010, 00:30

Lieber Plastinator,

ich möchte natürlich nicht, daß du dir im Urlaub den Kopf über die Speichenherstellung zerbrichst, deshalb
hier schon mal kurz vorweg: Mit der Axialbohrung liegst du goldrichtig, die ist da aber schon drin, denn es
ist eine einfache Kanüle, am oberen Ende mit einem Körner zum Kopf geweitet. Fotos werden wohl folgen,
bevor du zurückkommst.
Und das mit den aufgerollten Gewinden habe ich dann doch gelassen, nachdem mir bei der Herstellung der
passenden Nippel auch der letzte meiner Gewindebohrer in M 0,378 abgebrochen ist. So werden die Speichen
dann doch geklebt - unter Verwendung einer Zentrierhilfe (ja, ich gestehe - ich bin Zentrierhilfeneinspeicher,
Vorschauscanner und Weichlöter).

Dir einen schönen Urlaub, freue mich, wenn in drei Wochen dein Four-Baubericht weitergeht!

Liebe Grüße,
Martin

Beiträge: 17

Realname: Manfred

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19

Samstag, 25. September 2010, 17:28

Hallo Martin,

auch ich habe deine Beschreibung bis hierhin verfolgt und bin begeistert. Es macht einfach Spass, einem Könner bei der Arbeit zuzusehen. Und deine Fotos sind einfach Klasse. :thumbup: :

Auch ich bin schon ganz gespannt darauf zu sehen wie aus Kanülen Dickendspeichen entstehen (muss man die durchglühen, damit die beim Biegen nicht brechen?), und ob deine Speichennippel auch wirklich in einen Vierkant auslaufen. :hey:

Viele Grüße,
biker

20

Dienstag, 9. November 2010, 10:57

Hallo Martin,

Plastinator ist aus dem Urlaub zurück, ich auch. Bist Du jetzt im Urlaub oder ausgewandert? Ich bin neugierig auf Deine Fortschritte. Bitte mehr von Deiner Kunst.
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21

Samstag, 13. November 2010, 18:51

Liebe Modellbauer,

sorry, hat jetzt etwas länger gedauert - in der Tat war da auch ein kleiner Familienurlaub mit im Spiel, auch
sonst gab es viel zu tun, bin also kaum zum bauen gekommen, zudem habe ich ziemlich lange experimentieren
müssen, bis ich eine Methode fand, die Speichen zufriedenstellend zu kröpfen.

Grundsätzlich war mein Bestreben, bei der Speichenherstellung für alle Arbeitsgänge Methoden zu finden, die
wiederholbar sind, ohne allzuviel Verschnitt zu produzieren - ich verzichte einfach mal darauf, die ganzen
Fehlversuche aufzuführen und stelle hier mal den Weg vor, der am besten funktioniert:

Zunächst werden die Kanülen mit der Trennscheibe geköpft (im Gegensatz zum Foto bei rotierendem Spannfutter,
das macht den eingespannten Teil der Kanüle schön gleichmässig):



Jetzt wird das ganze, wie der Kollege biker ganz richtig vermutet hat, weichgeglüht. Beim Fotografieren hatte
ich die Kanüle etwas zu lange in die Flamme gehalten, sie sollte allenfalls orange glühen, da sich sonst Zunder
auf der Oberfläche bildet, der schlecht zu entfernen ist.



Als Halterung beim Aufweiten des Kopfes dient ein kleines Bohrfutter im Schraubstock. Damit das obere Ende
der Kanüle immer um das richtige Maß aus dem Futter heraussteht, hilft ein 0,3er Alublech.





In der Bucht finden sich für kleines Geld Körner mit Lupe - die sind zwar für einen Körner etwas zu spitz gewinkelt,
für den ersten Arbeitsgang aber genau richtig...



...während für den zweiten Durchgang ein klassischer Körner (nicht im Bild) und für den dritten ein selbstgeschliffener
mit extrem flachem Winkel zum Einsatz kommt:



Nachdem nun das Ende der Kanüle mit vorsichtigen Hammerschlägen auf die verschiedenen Körner aufgetrichtert
wurde, sieht es ungefähr so aus:



Maßstäblich korrekt wären 0,5er Kanülen, aber da passt kein 0,4er Draht durch - selbst in 0,6er Kanülen sitzt
er zu stramm, heißt: nach ein paar Zehnteln kriegt man ihn nicht weiter rein, ohne alles zu verbiegen. Also
werden die Kanülen mit einem 0,45er Bohrer aufgebohrt:



Ich habe mal spasseshalber versucht, eine 0,55er Kanüle aufzubohren, die wurde aber zu dünnwandig, der
Bohrer kam an einer Stelle durch und sie knickte ab.
Jetzt werden die Kanülen mit der Trennscheibe abgelängt, im Gegensatz zum Foto bei rotierendem Spannfutter...



...damit ein angeschrägter "Kragen" stehenbleibt...



...welcher den Übergang vom dicken zum dünnen Speichenteil schönt:



Leider blieben meine Bemühungen, Draht und Kanüle lötend zu verbinden, erfolglos. Also kommt
2-Komponenten-Kleber zum Einsatz, welcher mit etwas silberner Farbe verrührt wird (die Farbe verlängert
auch die Verarbeitungszeit des Klebers, so schafft man ein paar Speichen mehr pro Durchgang).



Beim Verkleben läßt man ein Stück des Drahts um die Länge der Kanüle überstehen, gibt etwas Kleber auf den
Draht und schiebt die Kanüle drehend über den Draht, bis Drahtende und Trichter bündig sind. Dabei formt
sich der überquellende Kleber im Idealfall zu einem abgerundeten Kopf, in der Regel muß man aber etwas
Kleber wegnehmen oder zufügen, um die gewünschte Rundung zu erreichen.
Der Kopf sieht dann ungefähr so aus (die Bildqualität ist nicht die beste, es handelt sich um eine Aufnahme
der NASA aus dem Weltall):



Hier jetzt also der KRÖPFER 5.2. In ein Stück Flachmessing sind zwei Stahldrähte (0,8 und 1mm stark) eingesetzt.
Das Alustück fixiert den Speichenkopf und wird mit einer M2-Schraube befestigt.



Mit einem passenden Stück Metall (hier ein Drehmeissel) wird die Speiche nun gebogen.



Fertig.



Aussen- und Innenspeichen sind in Winkel und Weite unterschiedlich gekröpft . Links die Aussen-, rechts die
Innenspeiche.



Hier mal ein paar Speichen, eingehängt in die Nabe (Einige der Speichen sind noch Testspeichen, bei denen
ich den Kleber nicht eingefärbt hatte, sucht mal):



Und so geht es dann im nächsten Teil weiter: Felge (hier noch ein etwas riefiger Testversuch), Punzung
(durch schräg durchbohrte Aludrehteile dargestellt, hier noch mit verbesserungswürdiger Passung) und der
Messingnippel mit dem in der Prophezeiung des biker vorausgesagten Vierkant:



Hier nochmal im Vergleich:



Dazu gibt es dann Wachtelklößchen und Delphinsushi.

Bis dahin,
Martin

22

Samstag, 13. November 2010, 20:53

Wow. Das dürfte jetzt wohl eine Weltpremiere sein, die wir hier im Modellbau verfolgen können. Da hat sich das Warten gelohnt. Und wenn man die Fotos sieht, kann man schnell vergessen, dass das alles im Maßstab 1/8 ist. Das letzte Foto lässt fasst keinen Unterschied zum 1:1 Vorbild erkennen. Vor dieser Meisterleistung und, der damit verbundenen Geduld und Krativität kann ich mich nur verbeugen und freue mich über die handwerkliche Meisertleistung. Danke, auch für die Mühe, uns mit diesem Bericht zu beglücken.

Grüße
Uli
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Beiträge: 113

Realname: Lothar Ollmetzer

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23

Samstag, 13. November 2010, 21:19

Hallo Martin,

ist ja wirklich wieder der absolute Wahnsinn !!! :respekt: :respekt: :respekt:

Hast Du dir schon einmal überlegt ob Du deine Tipps und Tricks nicht in einem Buch zusammen fasst ?

Ich wäre schon einmal ein Käufer !!!

Kann mir vorstellen, das ich dieses Buch sehr schnell durch gelesen hätte !
Wäre spannender als ein Stephen King ! :)
___________________________________________________
Wünsche immer eine ruhige Hand beim Modellbau :ok:

Lothar

24

Sonntag, 14. November 2010, 14:22

Hallo Martin,

sprachlos, mit immer größer werden Augen und sich allmählich öffnendem Mund, der sich schließlich zu einem Grinsen formt, habe ich mir Deinen Beitrag jetzt noch einmal angesehen und verbeuge - im Geiste - voller Ehrfucht mein Haupt angesichts Deiner sensationellen Leistungen.

Als ich anfing, meine Motorradmodellbausammlung gezielt aufzubauen, hatte ich Kontakt zu einem Modellbaukollegen, der seine Leidenschaft aufgab, weil er die zunehmenden Anforderungen, die er sich selbst im Hinblick auf Detailgenauigkeit stellte, handwerklich nicht mehr erfüllen konnte. So ähnlich fühle ich mich jetzt auch: Du spielst in einer - ziemlich einsamen - Liga, in die ich ganz sicher in diesem Leben nicht mehr aufsteigen werde. Ich für meinen Teil kenne meine Grenzen sehr gut und kann - anders als der von mir beschriebene Modellbaufreund - prima damit leben. Also nochmals - allerhöchste Anerkennung und - ich freue mich auf die Fortsetzung.
Beste Grüße vom Plastinator

25

Sonntag, 14. November 2010, 17:52

Wo ist der Hammer?
Ich schlag meine Bikes kaputt!!
Also genauer gehts ja wirklich nimmer!
Außer. das die Felgen in einer Presse
gefertigt werden, um originale Hubbel für
die Nippel zu kriegen!
Rivera (stark frustiert) :(
P.S:
Ich nehme für die Nippel immer Messingdraht , innen 0.4mm außen 0.9mm-
gibt es im RC Modellbau z. B von AERONAUT
Preiswerte Meterware
Der Arbeitsschritt des Ausglühens würde entfallen..

26

Sonntag, 14. November 2010, 19:26

Hallo Alle,

vielen Dank für Eure netten Kommentare, so macht das Bauen noch mehr Spaß!

@rivera: Für die Nippel nehme ich tatsächlich Messingrohr (aussen 0,8, innen 0,4). Für die Dickenden mit den
Köpfen der Speichen nehme ich hingegen Kanülen aus dem Junkie-Bedarf, und die werden, wie ich in der Sendung
mit der Maus gelernt habe, aus Stahl gefertigt (genaugenommen wird ein Blechstreifen zu einem Rohr gebogen
und verschweißt, anschließend wird das Rohr in mehreren Durchgängen gezogen, bis der gewünschte Durchmesser
erreicht ist. Das erklärt auch die amerikanische "Gauge"-Einteilung: je höher die Gauge-Zahl, desto geringer der
Durchmesser der Kanüle, da Gauge die Anzahl der Ziehvorgänge bezeichnet).
Zwar läßt sich das trichterförmige Ende zur Not ohne Weichglühen herstellen, allerdings wird es dann beim Aufbohren
für den Bohrer eng, und spätestens beim Kröpfen reißt die Kanüle:





Daß bei der Felgenherstellung die Hubbel ins Blech gedrückt werden, ist mir soweit klar, fällt aber für das Modell
aus vielerlei Gründen aus: würde ich die Felge aus Alublech herstellen, müßte ich eine Trennstelle in Kauf nehmen,
die sich schwierig verbinden läßt und später sichtbar ist. Bei der Verwendung von Kupfer-, Messing- oder gar
Stahlblech könnte ich die Trennstelle verlöten, müßte dann aber die Felge verchromen lassen. Alternativ könnte
man vielleicht den Mittelteil der Felge sehr dünn drehen und dann die Hubbel einprägen, allerdings ist drehfähiges
Aluminium recht spröde und könnte reißen, zudem würde auch die Stabilität der Felge leiden. Ich denke, die Idee
mit den gedrehten Aluhubbeln ist zwar ein Kompromiss, aber damit kann ich leben (sonst würde es mir wie
Plastinators Modellbaufreund ergehen, manchmal muß ich echt aufpassen, daß das nicht eintritt :-)

Liebe Grüße,
Martin

Beiträge: 113

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27

Donnerstag, 18. November 2010, 22:54

Hallo Martin,

ich kann mich nur wiederholen :

Ein affengeiler Baubericht !!! :respekt: :dafür:

Und eine Frage eines "Martin-Bauberichte-Fan´s" :

Darf ich mir Deinen Baubericht kopieren und mir damit eine eigene Sammlung von Ideen und deren Umsetzungsmöglichkeiten an zu legen ?

Die Nutzung ist eindeutig nur für mich und wird weder an dritte weitergegeben, noch irgendwo im Netz eingestellt oder verkauft !!!

Schreibe das extra, wegen eines anderen threads : Bilderklau !!!

Wäre nett, wenn ich Dein okay dafür bekäme.
___________________________________________________
Wünsche immer eine ruhige Hand beim Modellbau :ok:

Lothar

28

Freitag, 19. November 2010, 01:05

Hallo Lothar,

kein Problem. Indem ich meine Bauberichte hier einstelle, mache ich sie ja allen zugänglich - wenn
ich ein kommerzielles interesse an der Weitergabe meiner meiner Tricks und Kniffe hätte, würde
ich wohl ein Buch draus machen, aber es ist eben mein Hobby und ich teile meine Erfahrungen gerne
mit euch. Du kannst die Sachen also gerne sammeln und abheften!

Viele Grüße,
Martin

Kammerfeger

unregistriert

29

Freitag, 19. November 2010, 01:59

HI,
bin gerade erst eben (warum auch immer erst jetzt) auf deinen BB gestoßen.

Gibt leider keinen Smile hier um meiner Bewunderung zu deinem Projekt gebührenden Ausdruck zu verleihen.

Ich hoffe ich darf dir wie viel andere auch weiterhin mit Erstaunen und Bewunderung über die Schulter gucken.

:wink:

30

Montag, 3. Januar 2011, 22:16

WANN GEHT`S HIER WEITER????

:nixweis: :nixweis: ;( ;( :hey: :hey:

ULI

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