Dirk, das ist eine ganz witzige Assoziation. Ich erkläre mal, warum.
Das Miniatur Wunderland habe ich vor mehr als zwanzig Jahren besucht, nicht allzu lange nach seiner Eröffnung. Ich war damals noch selbst mit der Modellbahn befasst, hatte aber den Plan, eine Anlage zu bauen, inzwischen aufgegeben. Ich war damals nicht besonders beeindruckt. Es war halt eine sehr große Anlage, aber große Anlagen hatte ich auch vorher schon gesehen. Der Stil gefiel mir nicht so hundertprozentig, es war doch alles sehr clean und erinnerte an den berühmten Anlagenbauer Bernhard Stein, der mehrere Bücher über seinen Anlagenbau veröffentlicht hat und für diesen harmonischen Faller-Look stand. Eine komplett frisch gewaschene Welt. Es folgte eine Pause von zwanzig Jahren, in denen ich mich nicht mehr für die Hamburger Anlage interessierte. Dann bekamen wir vor ein paar Wochen einen neuen TV/Streaming Anbieter, und der machte auf seinen ersten Seiten Werbung für eine mehrteilige Dokumentation über das Miniatur Wunderland. Ich habe die natürlich geguckt, und was soll ich sagen: ich war doch sehr überrascht darüber, was in der Zwischenzeit aus diesem Projekt geworden ist. Alle Achtung! Damit meine ich auch nicht nur die Superlative, sondern überhaupt die Gestaltung der Anlage. Für meinen Geschmack ist sie immer noch ein bisschen zu clean, aber die letzte Erweiterung um Rio mit seinen Favellas erreicht doch ein höchst erstaunliches Maß nicht nur ein Vorbildtreue, sondern auch an Atmosphäre und Ausstrahlung. Ich habe inzwischen auch Verständnis für das Cleane. Aus einer gewissen Betrachterentfernung würden bei superrealistischer Farbgebung wahrscheinlich die Details untergehen und alles zu einer grau-braunen Melange werden. Für Mitte April plane ich eine Kurzreise nach Hamburg, bei der auch das Wunderland auf dem Programm stehen wird.
Schmidt