Also worum geht es hier ? Pz.Kpfw.VI H Ausf.H2 wird den Wenigsten etwas sagen, daher kurz zur Erläuterung :
Den Sd.Kfz.181 "Tiger I" kennt jeder. In dessen Entwicklungsstadium hieß der "Tiger I" noch VK 45.01 (H). Und in eben jenem Stadium war Oberst Fichtner (Chef von WaPrüf 6) nicht mit dem von Krupp entworfenen Turm für den VK 45.01 zufrieden (jener Turm, der dann doch auf dem bekannten "Tiger" saß). Also ging von WaPrüf 6 ein Auftrag an Rheinmetall einen alternativen Turm zu entwerfen, die Kanone sollte dabei 140mm Panzerung auf 1.000m durchdringen können. Im Gegensatz zum Krupp Turm, war hier aber nicht das Kaliber 8,8cm vorgegeben. Zwischenzeitlich wurde die Anforderung angehoben, jetzt sollten 100mm Panzerstahl bei einer Neigung von 30° auf 1.400m durchdrungen werden. Rheinmetall hatte ursprünglich das Kaliber 7,5cm bei einer Kaliberlänge von L/60 gewählt, auf die neue Forderung wurde mit einer Kaliberlänge von nun L/70 reagiert. Im Ergebnis lieferte Rheinmetall schließlich unter der Bezeichnung Vk 45.01 (Rh) einen Turm mit einer 7,5cm KwK L/70, welcher die Zustimmung des WaPrüf 6 fand. So wurde der Entschluß gefasst, nur die ersten 100 Fahrzeuge mit dem Krupp Turm und der 8,8cm KwK L/56 auszustatten und ab dem 101. Fahrgestell den Rheinmetal Turm mit 7,5cm kwK L/70 zu verbauen. Um Verwechslungen zu vermeiden, hieß die Variante mit Krupp Turm Ausf.H1 und die Variante mit Rheinmetall Turm Ausf.H2.
Nun geschah aber Folgendes, mittlerweile war auch die 8,8cm KwK L/56 soweit entwickelt, um den neuen Forderungen zu entsprechen. Und da dies bereits ein eingeführtes Kaliber war, änderte die Waagschale zugunsten des Krupp Turmes. Der Rheinmetall Turm ging also nie in Serie. Bekannt und fotografisch belegt ist lediglich ein 1:1 Holzmodell, da sei beispielsweise auf die Publikation
Panzer Tracts No.20-1 'Paper Panzers' verwiesen.
Was ich bauen möchte, ist eine Darstellung eines möglichen Prototypen bzw. 0-Serie des Pz.Kpfw.VI H Ausf.H2.
Als Basis dient mir der Tamiya Bausatz Nr.35216 "Tiger I Frühe Produktion", welcher etwas modifiziert wird, um den ersten 20 tatsächlich gebauten Serien-Wannen zu entsprechen. Diese 20 Fahrzeuge (natürlich mit Krupp Turm) wurden der sPzAbt.502 zugeteilt und sind relativ gut fotografisch dokumentiert. An Bildmaterial zur Wanne mangelt es also nicht.
Der deutsche Kleinserien-Hersteller MR-Model bietet unter der Nr. MR-86 den Rheinmetall-Turm in Resin an. Diesen Turm hatt ich mir schon vor längerer Zeit direkt beim Hersteller gekauft. Positiv fallen erst mal ein gedrehtes Alu-Rohr und ein Lukendeckel der Kommandanten-Kuppel in sauberem Zinnguß auf. Kommandanten-Kuppel und Rohrblende haben massive Angüsse sind aber perfekt gegossen. Und das war es dann schon mit dem Licht, jetzt kommt der Schatten. Auf dem Turmdach sind doppelt glockenförmige Lüfter angegossen - die lassen sich weder auf dem Originalbild vom Holzturm, noch auf gängigen Plänen finden. Das kann man noch weg schnitzen und durch normaler Lüfter ersetzen. Was mich aber wirklich stört, das sind die aberhunderte Luftblasen, die teilweise an wirklich saudämlichen Stellen sitzen. Alles zu seiner Zeit ... fangen wir mal mit der Wanne an :
Ich habe noch den Tamiya Nr.35194 "Tiger I mid production" Bausatz (
gelbes Plastik) in meinem Bestand. Dieser Bausatz ist zwar in einigen Punkten etwas anders als mein Basis-Bausatz (
graues Plastik), aber er eignet sich gut zum Veranschaulichen der Änderungen an meinem Basis-Bausatz. Auf den Bildern sschaut alles noch ziemlich grob aus, aber ich bin ja auch noch in der Rohbau-Phase.

Die ersten 20 Serien-Wannen hatten ebenso wie der Prototyp anders gestaltete vordere Verlängerungen der Unterwannen-Seiten. Denn beim Prototypen war noch vorgesehen eine an Scharnieren nach vorn abklappbare zusätzliche Panzerplatte anzubringen. Das mußte am Modell nachgebildet werden. Also wurden wurden die Bohrungen für die Schäkel zunächst mit heiß gezogenem Gußast verschlossen und Plastik-Sheet angeklebt. Die Innenseiten müssen wie gezeigt verdickt werden, hier mit 0,5mm Plastik Sheet geschehen. Anschließend wurde vorn Material abgesägt und dann auch schon mal die Gegenverschraubungen der Seitenvorgelege angeklebt.
Es muß noch ordentlich versäubert und neue, anders positionierte Bohrungen für die Schäkel gebohrt werden.

Bei den beiden hinteren Schäkel-Aufnahmen wurden die nach unten weisenden "Nippel" entfernt, die gab es erst ab Februar 1944 am "Tiger I". Zudem sieht man hier auch die verschlossenen Positionierungshilfen für die Seitenbleche und das Kettenaufziehseil.

An der Heckplatte wurden sämtliche Positionierungshilfen für Werkzeuge, Luftfilter usw. verschlossen. Bei den ersten 20 Wannen war hier noch nichts ab Werk vorgesehen, die wenigen Originalaufnahmen in Heckansichten zeigen allesamt jeweils verschiedene Werkzeuge in verschiedenen Positionen. Lediglich der Sockel für eine Sternantenne an der Heckplatte ist allen 20 Wannen gemeinsam.
Die Halterahmen für die hinteren Kotflügel bleiben, sie sind auch an den Originalen zu sehen. Die Kotflügel selbst werden nicht dran kommen. Das angegossene röhrenförmige Kolonnenfahrgerät wird noch durch ein frühes rechteckiges ersetzt.

Die Abstandshalter links und rechts an der Wartungsluke des Motorraums wurden entfernt, die wurden erst im Mai 1943 eingeführt. Das Lager für den Haken zum Offenhalten der Motorwartungsluke sitzt an der grauen Luke (Bausatz Nr.35216) schon richtig, Ab März 1943 wurden Lager mitsamt Haken etwas nach rechts versetzt - so wie an der gelben Motorwartungsluke (Bausatz Nr.35194) zu sehen.

An der Platte über dem Lenkgetriebe wurden die vorderen Kotflügel entfernt. Die sehr frühen Fahrzeuge hatten hier einfach nur gebogene Riffelblechplatten. Beim Bausatz Nr.35216 ist diese Platte im Gegensatz zum Bausatz Nr. 35194 ein separates Teil, was die Schnitzarbeiten erleichterte.
Auf dem Wannendach wurden schon einmal die Sockel der Bosch Scheinwerfer angebracht und verkabelt. Zudem wurden auch hier sämtliche Positionierungshilfen für Werkzeuge mit heißgezogenem Gußast verschlossen.

Die Frontplatte der Oberwanne stammt von Tiger Model Design mit der Art.Nr.352115 (TMD nennt sich seit ein paar Monaten
Tigermodels) und ist passgenau für die Tamiya Tiger I Bausätze abgestimmt - einfach nur das Zubehör gegen das Bausatzteil austauschen. Dieses herrliche Zubehör besitzt den Vorteil eines beweglichen Sichtblockes für den Fahrer. Der Sichtblock selbst fehlt hier noch, das klare Resinteil für das Panzerglas ist bereits eingesetzt.