Der heutige Teil beschreibt den Bau des Wellengehäuses, wobei ich mal etwas detaillierter auf die einzelnen Arbeitsgänge beim Drehen
eingehen möchte - vielleicht kann der eine oder andere Interessierte davon Profitieren.
Da das Teil eine durchgehende axiale Bohrung erhält, wird das Rundstück (in diesem Fall Rundalu mit 10 mm Durchmesser) erst mal mit
einem Zentrierbohrer angekörnt. Niemals sollte man dafür einen normalen Bohrer nehmen, da dieser auf der Oberfläche des Werkstücks
"tanzen" würde. Der Zentrierbohrer hat eine filigrane Bohrspitze und einen dicken Schaft und wird ein exakt mittiges Loch ins Alu bohren,
sebst wenn der Reitstock nicht 100prozentig mit dem Spannfutter fluchtet (in diesem Fall wird die Bohrung lediglich etwas größer als der
Durchmesser der Spitze).
Der kleine Nöbbel am Alu ist vom Plandrehen übrig, da der Drehstahl immer leicht unter der Drehachse durchläuft. Für den Zentrierbohrer
ist er aber kein Hindernis.
Jetzt kommt der 2mm - Bohrer zum Einsatz, welcher beim Alubohren immer etwas Öl kriegen sollte, damit sich die Späne nicht am Bohrer
festfressen.
Der Vortrieb des Bohrers findet über diese Kurbel am Reitstock statt. Die Skala ist auf dem Rad verdrehbar, man positioniert den Bohrer am
Anfang des Werkstücks, stellt die Skala auf Null und hat nun beim Kurbeln die Kontrolle über die Tiefe des Bohrlochs. In diesem Fall entspricht
eine Kurbelumdrehung einem Millimeter Vorschub.
Solange die Späne erkennbar abfließen, kann man beherzt weiterbohren. Bei tieferen Löchern kommt die Spanabfuhr irgendwann ins
Stocken, weshalb man den Bohrer öfter mal wieder rausdrehen muß, um die Späne zu entfernen. Andernfalls würde er irgendwann mit
einem dezenten "knack" schlagartig an Länge einbüßen.
Als nächstes wird der hintere Bereich des Rohlings auf 8 mm Durchmesser abgedreht. Dazu fahren wir mit dem Drehmeißel vorsichtig ans
Werkstück, bis dieser den Kontakt zum Rohling akustisch verrät. Jetzt wird das Skalenrad des Planschlittens auf Null gestellt.
Jetzt bewegen wir den Drehmeissel rechts vom Werkstück weg und eine Kurbelumdrehung nach vorn (10er Rundalu soll auf 8mm runter,also
1mm vom Radius abdrehen). Dann von rechts ans Werkstück ranfahren, bis Kontakt stattfindet...
...und das Skalenrad am Vorschub auf Null stellen.
Jetzt kann das Drehteil auf den gewünschten Durchmesser abgedreht werden, hier schon mal der zweite Schritt (hinterer Teil auf 4mm runter):
Als nächstes soll das Teil eine Nut erhalten, wozu ein kleiner Abstechstahl zum Einsatz kommt. Die Nut liegt exakt 2mm links vom Anfang
des dicken Teils. Um das auszumessen, wird er Drehstahl von rechts (denn alle Abstandseinstellungen sollten, um Toleranzen durch den
Totgang der Einstellgewinde auszuschließen, immer nur in eine Richtung erfolgen) an die Kante bewegt, und zwar mit seiner rechten Seite:
Dazu dient eine Leuchtlupe (Ich interpretiere es als persönliche Beleidigung des Verkäufers, daß er mir in der Kaufabwicklung viel Spaß
beim Betrachten meiner Briefmarken gewünscht hat). Jetzt wieder die Skala des Längsvorschubs auf Null stellen, den Werkzeugschlitten
2 Umdrehungen nach links kurbeln, und los:
Jetzt kommt die Feile zum Einsatz, um aus dem Wulst die Aufnahme für die Stützstrebe zu formen:
Der nächste Arbeitsgang hat sich als überflüssig erwiesen, da der hintere Teil des Gehäuses nur in der Revell-Interpretation konisch ist (die
haben offensichtlich bei der technischen Zeichnung des Arneson 16 die konische Propellernabe für einen Teil des Gehäuses gehalten).
Trotzdem will ich für Drehbankinteressierte mal kurz diesen Arbeitsschritt erläutern: Einfach den Längsvorschub anhand der Skala auf den
benötigten Wert (hier 2,5 Grad) einstellen...
...und losdrehen:
Soweit schon mal rohbaufertig...
...und gebohrt.
Aus Teflon-Rundmaterial entstand nun die hintere Lagerbüchse in Form eines Schulterlagers:
Der Teil, welcher in das Gehäuse hineinragt, ist leicht übermaßig ausgelegt, um das Lager einpressen zu können. Da der Innendurchmesser
beim Einpressen schrumpft, wird anschließend nochmal durchgebohrt. Im Bild ist das Gehäuse soweit fertiggestellt, es hat jetzt eine
abgerundete Strebenaufnahme und links einen konischen Fortsatz mit Aufnahme für den Faltenbalg:
Und hier mit Propellerwelle:
Erwähnen muss ich noch, daß meine Drehpraxis selbst erarbeitet ist, vermutlich werden Fachleute bei der einen oder anderen Vorgehensweise
die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Was hier mal zeigen wollte, ist, daß Drehen auch für einen Anfänger kein unüberwindbares
Hindernis sein muß.
Danke für eure Aufmerksamkeit und gute Nacht,
Martin