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Freitag, 18. November 2016, 15:00

La Grande Hermine von HELLER in 1/150

Hallo liebe Freunde historischer Schiffe ...
ich werkle gerade an HELLERs La Grande Hermine vor mich hin und da tauchen an allen Ecken und Enden immer wieder Fragen auf ...
Fragen und Zweifel die ich nicht im stillen Kämmerlein, auch nicht im WWW und auch nicht in Büchern beantwortet bekomme.
Da hoffe ich auf Euch damit Ihr mir die eine oder andere Frage beantworten könnt oder mir wenigstens eine Richtung zum Nachforschen weisen könnt.

Was Ihr im Folgenden seht ist nicht ganz out of the Box denn ich hatte die Hermine als teilgebauten Kit erstanden.
Aber durch den Rückbau in fast alle Einzelteile ist es wieder nah an OOB dran.
Und ob es ein ganzer Baubericht werden wird kann ich im Moment auch noch nicht sagen ... mal schauen wie sich das Ganze entwickeln wird.

Eine schöne Bausatzbeschreibung von Schmidt findet ihr hier im Forum :
Heller: La Grande Hermine

Rumpf und Teile der Masten des Kits waren teils schon bemalt und teilweise verklebt.
Glücklicherweise lösten sich die Klebeverbindungen weitgehend ohne Probleme.

Dann folgte ein erfolgreiches Dowanolbad im Bratschlauch. Entlacken: Farbentferner Dowanol PM
Nur aus manchen Ecken und Plankenstößen mußten hartnäckige Reste entfernt werden.
Auch Reste der hartnäckigen mattschwarzen Farbe ging ich mit einer Metallbürste an ... mit dem guten Nebeneffekt einer weiteren feinen Maserung ...
also immer schön in Richtung der Planken arbeiten ...
der blanke Bereich mitten des Kiels ist wohl der Formentechnik geschuldet und in braun und schwarz praktisch unsichtbar



Tja ... so steht sie nun weitgehend nackt vor mir und sieht mich etwas kläglich an.
Das wundert nicht wirklich weil HELLER ein wenig knauserig mit Details war ...



Kanonen gibts keine im Kit ... deswegen mal eine zur Probe



Fairerweise muß man aber auch sagen, daß sich HELLER mangels Originalplänen das Meiste zusammenreimen mußte .
Ich habe ein wenig den Eindruck, daß Schiffe aus dem Mittelmeerraum, zB. venezianische Karracken, für manche Details als Vorbild genommen wurden.
Der Mangel an Originalplänen ist auch der Grund warum fast alle Modelle und Replicas des Schiffes unterschiedlich aussehen ... einfach unterschiedliche Interpretationen eines Themas sind.


Und los gehts:

Beim Zerlegen und probeweisen Zusammensetzen ergaben sich aber so einige Ungereimtheiten die mir nicht gefallen haben ...
daraus wiederum resultiert ein umfangreiches Lastenheft wie ich es zu Anfang nicht vermutet hatte.

Zuerst habe ich eine Frage an Euch bei der es um die Windentechnik im frühen 16. Jahrhundert geht.

Wie wahrscheinlich sind diese zwei Winden ?



Im Bausatz sind innerhalb des Vorderkastells gleich zwei Gangspills (Winden / Kapstans)untergebracht.
Und zwar nicht hintereinander und auch nicht in der Achse des Schiffes sondern links und rechts ... für jeden Anker eine.

Sinngemäß entspricht das einer Anordnung wie man sie bei modernen Schiffen mit motorgetriebenen Winden recht häufig findet.

Gibts es da überhaupt genug Platz um diese Spills/Winden zu bedienen ?
Im Modell gemessen und anhand des Maßstabes hätten die Spaken eine maximale Länge von 1,2m ...
daraus resultiert maximal 2 Mann nebeneinander und durch den kurzen Hebel eine erbärmlich schwache Kraftübertragung.
Sonst wird ja schon für einen Anker bzw dessen Winde reichlich Platz gebraucht.

Ist aufgrund des dafür notwendigen Bewegungsraumes im Form zweier Kreise dann dieser vordere Raum überhaupt noch als Lagerraum nutzbar ?

Wie wahrscheinlich ist es, daß dieser recht wertvolle, geschützte Raum zu Technikraum und Treppe degradiert wird und ansonsten wenig nutzbar ist ?
Man kann ja nicht den ganzen Raum leer räumen nur um nen Anker zu bedienen.

Wie wahrscheinlich ist also solch eine Spill/Windentechnik in einem Schiff des frühen 16.Jahrhunderts ?
Völliger Quatsch ?
Hat sich Heller das aus den Fingern gesaugt ?
Wie wäre es sinnvoller ?

X

In diesem Zusammenhang drängt sich mir auch gleich die nächste Frage auf:

Vorgesehen ist ein Bugspriet, der im Modell dankenswerterweise einfach außen festgeklebt werden soll ...



okay .. ja ... könnte man einfach so lassen ...
doch läßt mich der konstruktive Ansatz nicht los und ich grüble halt wie und wo das Ding befestigt werden konnte.

Bei näherem Hinsehen bzw Test mit einem verlängert Stück Gießast wird es einfach merkwürdig.
Zeitgerecht leicht schräg neben dem Mast verlaufend müßte man ihn ja weiter innen irgendwo verankern ... nur wo ?

Nun wenn wir den Gießast an dieser Stelle fortlaufen lassen ... dann würde er etwa am Türrahmen aufs Hauptdeck stoßen ...



Das aber hätte Konsequenzen:
- erstens würde er den Eingang teilweise sperren ... nicht so wahnsinnig schlimm weil das eine riesige Öffnung ist.

- zweitens wäre dadurch die Position der Leiter fraglich ...
die Öffnung oben im Vorderkastell ist ja im Bauplan überaus optimistisch eingezeichnet ...



im Modell kommt man oben an der Leiter an und steht direkt vor dem Mast ...
siehe auch BIld 2 weiter oben

- drittens würde er die Bedienung eines der beiden Spills praktisch unmöglich machen.
Was wiederum die Position der beiden Spills aus Frage 1 grundsätzlich in Frage stellt.







So kanns also nicht sein ! Aber wie ?
Gibt es eine überlieferte Befestigungstechnik bei der der Bugspriet irgendwo mitten am Mast festgetackert wurde ?

Über Vorschläge und Links freue ich mich in diesem Bau- und Planungsstadium sehr ...
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

"When all else fails ... Read the instructions" ( LINDBERG 1965 )

Youth, talent, hard work, and enthusiasm are no match for old age and treachery !
( In memoriam Prof. John A. Tilley, † 20.07.2017 )

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2

Freitag, 18. November 2016, 15:25

Sevus Markus, zum Bugspriet fällt mir was ein was dir evtl. weiterhilft:
Der sollte sehr viel steiler stehen als auf deinen Fotos. Minimum 45 Grad würde ich mal behaupten.
Bei der Hermine war er sehr wahrscheinlich, (wie z.B. bei der Revenge von 1577) von vorn gegen den Fockmast
angebracht. Weiter nach hinten reichte er mit Sicherheit nicht.
Es gab in den späten 1960er Jahren einen Nachbau der Hermine
in Kanada. Leider habe ich noch keine Bilder gesehen die diesen Bereich zeigen.
Gruß Albrecht

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3

Freitag, 18. November 2016, 16:33

Hallo Markus,

die beiden Spills nebeneinander halte ich für unglaubwürdig. Ich würde eines in der Kuhl setzen, nicht im Vorkastell.
Den Niedergang könntest du um 90° drehen. Den Bugspriet neben dem Mast zu führen ist wahrscheinlich.
Das ende kann in einem Holzblock stecken, der an einem Decksbalken befestigt ist. Bei viel Vorgeschirr auch eine Konstruktion, die von Deck zu Deck reicht und jeweils an einem Balken befestigt ist.
Hier hat jemand Deanes Resolution gebaut, scroll mal runter, da kommt auch ein Querschnitt. Da ist eine Möglichkeit zur Befestigung des Bugspriets dargestellt.
https://forum.game-labs.net/index.php?/t…ate-with-plans/
:wink:
Holger
_______________________________________________________
Fertig: holländische Fregatte "Wapen van Edam" 1644 in 1/160
Im Bau: englisches Linienschiff "Royal Katherine" 1664 in 1/160

4

Freitag, 18. November 2016, 17:04

@Albrecht
danke ... gute Überlegungen ...
wobei ich einen modernen Nachbau nur mit Vorbehalten als Referenz betrachten möchte ... die Replica basierte wohl auf dem Rumpf eines Schiffes aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
https://en.wikipedia.org/wiki/Grande_Hermine

Ebenfalls mit größter Vorsicht betrachte ich den Absatz im Mondfeld wo beschrieben ist, daß von etwa 1500 bis ca 1650 der Bugspriet seitlich steuerbord am Fockmast vorbeigeführt wurde.
Gemäß Radio Eriwan ... im Prinzip ja, aber ...
Daher stelle ich auch das mit dem geraden Sprietmast bei der Golden Hind 1577 mal mit einem Fragezeichen.

Die Hermine machte ihre bekannteste Fahrt im Jahr 1535.
Gemäß Mondfeld war der Neigungswinkel in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts bei 30 bis 35 Grad ... also recht flach und durchaus dem flachen Winkel der Hermine entsprechend.

Größte Vorsicht sage ich deshalb weil sich technische Entwicklungen niemals wie das Einschalten eines Lichtschalters vollziehen ...
die fallen niemals einfach so vom Himmel und werden dann mit Wirkung vom 31.07.1627 in Kraft gesetzt ! Da gehen immer langjährige Erprobungen voraus.

Sondern es sind meist Parallelentwicklungen, die über lange Zeit existieren und irgendwann wird einem der erprobt guten Entwicklungsstränge der Vorzug gegeben.
Das würde wiederum für die Möglichkeit eines bolzgeraden Sprietmastes sprechen der sich gegen den Fockmast lehnt.

Noch mißtrauischer bin ich sogar bei dem gesamten Aufbau des Vorderkastells der hellerschen Hermine.
Die meisten Abbildungen dieser Epoche haben entweder einen komplett geschlossenen Aufbau auf dem nochmals eine eher leichte rundum laufende Reling angebracht ist ... oder sie haben nur ein spitz nach vorne verlaufendes Vorderkastell ohne Aufbau ...
so wie zum Beispiel bei diesem Modell https://www.shipmodel.ru/La_Grande.htm

Für den Zwitteraufbau auf der HELLER-Hermine kenne ich bisher keine historische Abbildung ...
halboffen nach vorne , zweistufger Aufbau, ungedeckt .... sehr merkwürdig !
aber das will bei der Menge an existierenden Abbildungen nichts heißen ... es gab jede Menge verschiedene Bauarten und wurde dauernd was Neues ausprobiert.

Bei dem Aufbau wie im letztgenannten Link könnte des Sprietmast in der Deckskonstruktion verankert werden.
Beim HELLER-Modell wäre es erst in er Konstruktion des Hauptdecks.
Etwas zwischendrin würde den gesamten hohen Raum praktisch unbrauchbar machen.

Es sei den es gäbe eine Halterung seitlich am Mast oder , wie Du schon sagtest, geradezu direkt am Mast.

@Pollux
so ähnlich hatte ich mir das auch gedacht ... deswegen mein Test mit dem Gießast

gegen das Verankern in der Deckskonstruktion spricht daß sie zu weit oben ist ... der Spriet schießt quasi unten durch ...
eine unausgegorene Konstruktion die mir gar nicht gefällt ... vielleicht nehme ich das ganze Deck vorne etwas runter ?
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

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Samstag, 19. November 2016, 08:22

Markus, ich würde mir an deiner Stelle keinen zu großen Kopf über solche Details machen. Ich vermute, die Hermine war ein Versuch der Firma Heller, im kanadischen Markt schnell eine Lücke zu besetzen. Keinesfalls ist in die Konstruktion soviel Energie geflossen wie bei den Modellen, die nach Vorbildern des Pariser Marinemuseums konstruiert wurden. Ich meine immer, dem Modell sogar schon eine gewisse Verzweiflung seiner Hersteller abzuspüren. Dazu kommt, dass, wie du ja selbst so richtig sagst, gar kein Material vorhanden war, an dem man sich orientieren konnte.
Die Spills halte ich für Unsinn. Wohin genau der Bugspriet gehört, wird sich wahrscheinlich nicht definitiv klären lassen. Viel wichtiger scheint mir, dem Modell im Ganzen eine glaubhafte Anmutung zu geben. Und die liegt für mich ganz wesentlich in der Gestaltung der Takelage, besonders in den Größenverhältnissen von Mast und Segel. Auf den (wenigen!) Bildern gebauter Herminen, die ich kenne, erscheint mir der Mast recht hoch, die Segel dagegen schmal, was die ganze Dimension des Schiffes in meinen Augen irgendwie stört. Hier und natürlich auch bei der Rumpfbemalung anzusetzen scheint mir, ehrlich gesagt, wichtiger zu sein als die Klärung so schwieriger Detailfragen.
Just my 5 Cents.
Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

6

Samstag, 19. November 2016, 08:29

Nachtrag: ein mögliches Vorbild für die Heller Konstrukteure wäre im Historischen Museum Saint Malo zu finden:
https://traveltoeat.com/jacques-cartier-…-the-new-world/
Scrollen!
Allerdings hat die GH hier wie auf anderen Abbildungen 4 Masten!
Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

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Samstag, 19. November 2016, 12:48

Moin ... da rennst du bei mir offen stehende Türen ein ... das ist eine fast schon desaströse Einschätzung des Kits ...
der kanadische Markt hatte es wohl auch nicht wirklich gedankt ...
zumindest sind aus Kanada in der Bucht keine auffällig zahlreichen Angebote der Hermine zu beobachten.

Deine Einschätzung deckt sich mit dem von mir schon beschriebenen langen Lastenheft !
Ja ... diese unterschwellige Art der Verzweiflung, die ich als Knausrigkeit im Detail schon ansprach, fühlt man an allen Ecken und Enden ...
es fehlen Pumpen, Kanonen, Türen, Geländer, Treppen ... die Türe gen Heck einen Ticken zu niedrig ...
dafür das Achterdeck am Übergang zur Kuhl einen Ticken zu hoch um im Zusammenhang mit der Bordwand stimmig zu sein

Das sind Details von denen wir bereits durch das Mataro-Modell wissen, daß sie schon ein Jahrhundert zuvor Standard waren ...
Und wenn es hundert Jahre früher schon so ausgefeilt vorhanden war dann muß die Entwicklung dazu schon mehrere Jahrhunderte zuvor begonnen haben ...
was wiederum mit diversen mittelalterlichen Abbildungen übereinstimmt .
Im Grunde kein Hexenwerk ... minimaler Aufwand ... aber es sollte halt getan werden.



Hier als eine grobe Skizze ... so in der Richtung stelle ich mir einen Teil der erforderliche Ergänzungen vor ..
ob aber das Vorderkastell komplett abgerissen .. ?
oder geschlossen mit leichtem allseitigem Aufbau behalte ich mir noch vor

Im Grunde ist die Hermine genauso ein Phantasieprodukt wie praktisch alle vorhandenen Modelle der Santa Maria ...
genaues weiß im Grunde keiner ... nur ist sie mit noch weniger Details versehen.
Fast schon möchte ich den Kit zurück in die Schachtel schmeißen...

Was mir dennoch an der Grunderscheinung des Kits gefällt ist die Optik einer venezianischen Carracka oder Cocca ...
der schön geschwungene Bug ... das ist fast einmalig in der Welt des Plastikmodellbaus.
Ich mag die massiv hölzern wirkende Struktur die nicht so ein dünnes Plastikfeeling aufkommen läßt ... erinnert ein wenig an IMAI-Kits.

Dein Link weist auf Herminenmodelle die genau die Konstruktionsart des Vorderkastells aufweisen wie ich sie mir dort vorstelle ...
das Heck mit dem Balkönchen empfinde ich als eher unpassend ...
ob drei oder vier Masten ist aber auch bei all diesen Modellen pure Phantasie ... da wühle ich mich noch ein paar mal quer durch die alten Zeichnungen ...
wobei dieser merkwürdige Flaggenmast auch als vierter Mast sowohl in Position als auch Dimension uminterpretiert werden könnte.

Ich denke die Änderung des Bugkastells ohne viel Umbauaufwand angehen zu können ...
die weitgehend senkrechten Bordwände erleichtern das sehr ...
auch mit der Masthöhe und Segelbreite stimme ich Dir voll zu ...

Im Heckbereich ist eine kleine Senkung der Deckshöhen erforderlich um die Proportion zur Bordwand stimmig erscheinen zu lassen ...
dazu die Hundehüttentür zu erhöhen ... und die fehlende Türe zu ergänzen.

Auch diesen blöden Miniatur-Kolderstock will ich ver- und ersetzen ... der könnte so an dieser Stelle und auf diesem Deck nie und nimmer funktionieren ...
dagegen hätte ein heutiger Supertanker ein sportliches Lenkvermögen wie ein Rennboot.
Vielleicht sollte man ihn sogar ganz entfernen ?

Auch bei der überaus extrovertierten Farbgebung des Deckelbildes und auch des Replicaschiffes habe ich die gleichen Zweifel wie Du ....
diese Barnum & Bailey Zirkusschiff-Optik sollte durch viele geteerte Holztöne und dezente Farben in die Welt der historischen Gemälde zurückgeholt werden.

Details wie die Spills oder Bugspriet sind sicher nebensächlich aber zu einem sehr frühen Zeitpunkt des Baus zu entscheiden ...
bereits jetzt tendiere ich zu einem Rausschmiß der beiden Spills ...
stellt sich aber die Frage ob es bei einem zentralen Gangspill bleiben sollte oder ob es in Richtung Bratspill gehen sollte ... beides wäre zeitgerecht.
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

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Dienstag, 5. September 2017, 15:51

Endlich habe ich wieder ein wenig Zeit um hier weiter zu arbeiten.
HELLERs Hermine hat ja den Charme eines hölzernen Wassertrogs vor einem Bergbauernhof ... grob behauen und sparsame Details wohin auch immer das Auge fällt.

In der Zwischenzeit (Stand 07/2017) ist ein themengleicher Bericht im Revellforum schon sehr weit gediehen und gefällt mir sehr gut.
Dort wurden viele meiner weiter oben geäußerten Gedanken in Wirklichkeit umgesetzt ... oder gar schon sehr viel weiter fortgeführt ...
Das gab mir die Anregung mit meinem Kit weiterzumachen.

Derzeit stockt dort der Bericht ein wenig ... hoffe es geht bald weiter ... die Heckform von HELLERs Hermine wird angezweifelt ...
es wird gar HELLERs Deckelbild im birnenförmigen Stil einer Golden Hind als vorbildgerechter angesehen.

Dem gegenüber denke ich, daß HELLERs gemaltes Deckelbild ( nicht der Kit ) zu sehr von einer späteren Epoche der Galeonen beeinflußt ist ... so wie sie sich erst im Laufe des 16. Jahrhundert entwickelt hat ...

Die Hermine wurde aber, wenn man den Quellen glauben darf, grob ums Jahr 1500 gebaut ... ist also hinsichtlich ihrer Konstruktion viel eher ein Kind des späten 15. Jahrhunderts .

Sie war also, ähnlich wie auch die Santa Maria, zur Zeit ihrer "letzten" Verwendung als Entdeckerschiff bereits einige Jahrzehnte alt.
Sie wurde sicher für die lange Entdeckerreise aufgearbeitet ... jeder will wohl eine gute Chance haben wieder nach Hause zu kommen ... aber sie hatte ganz sicher ihre besten Zeiten mit prachtvoller Bemalung lange hinter sich ... mit Glück noch klägliche Reste davon.

Da paßt der etwas breitere Hintern im Modell der Hermine schon ganz gut ... auch hinsichtlich der Tatsache, daß das Modell der Hermine im Heck gerade mal zwei Decks im Aufbau hat ... die mußte gar nicht so schlank werden um den Schwerpunkt tief zu halten.

Und wenn wir schon bei HELLERs Titelbild sind ... ich arbeite gerade an einer Wiederauflage in einer "Boite Noire" ... das ist HELLERs schwarze Schachtelvariante mit den photografierten gebauten Modellen ...
Da fiel mir auf, daß sie tatsächlich ein beschädigtes Modell abgelichtet haben. Das Rüstbrett hinten links ist komplett ab ... !
Junge, Junge was haben die mit heißer Nadel gestrickt ... bei den schwarzen Schachteln gibt's noch so einige Böcke zu sehen.

Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

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9

Dienstag, 5. September 2017, 15:59

Was tut sich nun hier im Bericht:

Erst mal war viel Messen, Ausprobieren und Anpassen angesagt ... fast hatte ich schon die Lust am Modell verloren.

Den sinnlosen Kolderstock da ganz oben habe ich entfernt ... nicht mal Herkules könnte eine Mechanik mit einer so katastrophal ungünstigen Hebelwirkung in Bewegung bringen ... ein Deck tiefer könnte es aber funktionieren ... mal sehen.

Habt einen ihrs schon gesehen ? Dem Hauptdeck habe ich entlang der Plankenlinien ein paar herzhafte Schnitte verpaßt und den kompletten Zentralbereich fast einen Zentimeter Richtung Heck verschoben.
Die Querschnitte verbergen sich dabei weitgehend im Bugkastell bzw unterm Deck hinten.
Jetzt sitzt der Mast kurz vor dem Schott wie bei vielen anderen Schiffen dieser Epoche auch.
Endlich ist dadurch genug Platz um vor dem Beiboot auch wirklich ins Bugkastell gehen zu können ... dort vorne werde ich auch eine Winde/Bratspill unterbringen.



Das Oberdeck mit der lächerlich winzigen Türe zur Back habe ich ein wenig runter genommen ... jetzt passen die Bordwände links und rechts wieder dazu.
Infolge dessen habe ich das Schott kräftig in der Höhe gekürzt ... unten aber einen Sockelbereich dazugelegt ... so habe ich die Türhöhe gleichzeitig ohne großen Aufwand auf ein halbwegs passierbares Maß angehoben.
Das Schott des Hauptdecks nach hinten hat jetzt das Problem, daß durch die Arbeit am Deck der Mast kurz vor der Türe sitzt ... das geht ja gar nicht ... im wahrsten Sinne des Wortes ! Also kurzerhand aus anderem Plastik ein neues geschnitzt. Dafür jetzt mit zwei Türen ... aber so, daß links und rechts davon noch Hinterlader Platz haben.



Das Deck sitzt jetzt nicht nur im Bereich der Kuhl etwas tiefer sondern auch im Heck knapp überm "Schwung".
Das Poopdeck habe ich gleichzeitig ein wenig im vorderen Bereich erhöht ... beide Maßnahmen zusammen ergeben ein merklich höheres Schott ... es hat jetzt auch ein menschliches Maß bekommen ... in der Höhe fast wie das eins drunter.



Jetzt passen die hinteren Decks in einer angenehmen Proportion zum Verlauf der Bordwand.
Nachdem ich dabei war habe ich auch gleich angefangen den Handlauf innerhalb der Bordwand zu ergänzen ... keine Ahnung warum Heller die Bordwand innen zwar mit einer Art Holzstruktur versah ... sie ansonsten aber komplett glatt gelassen hatte ?

Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

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10

Dienstag, 5. September 2017, 16:25

Wie ihr seht konnte ich weiter oben das untere Schott verwenden ... natürlich weniger breit ... aber in voller Höhe.
Auch hier habe ich die Türe zur Seite versetzt um in der Mitte den Einsatz eines Kolderstocks möglich zu machen .
An dieser Stelle, ein Deck tiefer, könnte man ihn tatsächlich bedienen ... irgendwie tendiere ich dazu es dennoch bei einer Bedienung nur durch die Pinne zu lassen.
Und ein zusätzliches Fensterchen habe ich auch hinzugefügt.

Den Heckspiegel habe ich auch recht umfangreich geändert.
Die zwei kleinen Öffnungen etwas nach unten versetzt und die alten Löcher verschlossen. Dafür gibt's jetzt im Oberdeck zwei neue zusätzliche echte Heckfensterchen ... der jetzt nutzbare Raum brauchte ein wenig mehr Licht.



Das war's fürs erste an Änderungen im Heck ... klar, daß sich dadurch alle bausatzseitig vorgesehenen Leitern verändern werden.
Jetzt werden die Geländer als Deckabschluß richtig gut reinpassen ... da werde ich wohl die gute Idee mit der flachgelegten Plastructleiter als Basis verwenden ... meinen Dank an den Erbauer im Revell-Forum !
Und um die Luken werde ich auch noch die eine oder andere Absturzsicherung einbauen

schon bald geht's weiter im Bug !
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

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11

Dienstag, 5. September 2017, 21:50

Weiter geht's ...
alle Bilder sind bis jetzt nur mit gesteckten Teilen ... noch nichts geklebt ... in Wartestellung auf weitere Details und natürlich die Farben.

Bei der Hermine wird es sich mangels originaler Pläne und genauer historischer Beschreibungen wohl immer um ein weitgehend fiktives Projekt handeln ... im Grunde wie bei allen Modellen dieser Zeit ... und deshalb unterscheiden sich auch alle Modelle der Hermine teils ganz beträchtlich.

Was aber auch den Vorteil hat, daß herzhafte Eingriffe in den Bausatz jederzeit stattfinden können. Den Cutter mal mit Schmackes ins Plastik beißen zu lassen fällt bei einem Wiederaufbau eines gebrauchten Kits naturgemäß etwas leichter ... da ist die Hemmschwelle einen fabrikneuen Kit möglicherweise kaputt zu machen nicht da. Dabei nehme ich mir recht gerne die sehr detaillierten Gemälde spätmittelalterlicher Maler als Anregung.

Wie ihr gemerkt habt habe ich mich schon von einigen ersten Ideen eingangs des Berichts verabschiedet oder sie in stark modifizierter Form weiterentwickelt ... so geschah es auch im Bug:

Aus einem anderen Kit entlieh ich mir die Beplankung für den Galionsbereich.
Wir erinnern uns ... HELLER hatte das unverständlicherweise ganz blank gelassen.



Drunter erhält der Rumpf einige Querbalken die von unten her die Konstruktion erleben lassen ... bei HELLER blieb das ja glatt ...
Die Inspiration dazu kam von einigen zeitgenössischen italienischen Gemälden.
Die Struktur habe ich absichtlich nur aus dünnen Stryrenestrips gemacht um den optischen Effekt zu erreichen ... den kompletten Bugbereich aufzuschneiden und neu aufzubauen fand ich in Abwägung von Nutzen und Wirkung nicht sinnvoll.



Ha ... bevor ich das vergesse ( just kidding ... wie könnte ich ) ... das komische Deck mit dem halbrunden Buganschluss habe ich herzhaft abgesäbelt ... huck und weg ! Dann ein passendes Schott in voller Höhe als Abschluß nach vorne gebaut. So jetzt ist's schon mal rundum zu !



Das so gekürzte Deck wurde innen auf den sinngemäßen Lauf der Konstruktion abgesenkt ... der imaginäre Kräfteverlauf von Rüstbrettern, Deck und Decksbalken paßt jetzt gefühlt einfach besser. Und siehe da ... das paßt sogar so gut, daß trotzdem der großzügige Torbogen im Schott so bleiben kann wie er ist.

Noch besser ist es, daß die Seitenfenster des Bugkastells jetzt nicht mehr völlig unglaubwürdig in Kniehöhe sind sondern in eine halbwegs nutzbare Fensterhöhe gekommen sind ... geht doch !

Der abgehackte Bugspriet zum dranpappen hatte mich ja von vorne herein nicht wirklich überzeugt ... siehe meine Bemerkungen dazu weiter oben im Bericht. Deshalb habe ich ihn mit einem Stück Gießast verlängert. Dann Stück für Stück gekürzt bis er sowohl auf dem Hauptdeck sinnvoll auflag als auch der Neigungswinkel stimmig war.
Neue Durchbrüche für den Bugspriet in Deck, Schott und Galionsdeck waren im Zuge dessen auch erforderlich.

Des Weiteren habe ich ein Bratspill einfach mal angenommen ... und siehe da ... konstruktiv scheint jetzt Alles zusammen zu passen ( ohne das noch weiter ausbauen zu wollen ).
Als Zuckerl obendrauf laufen sogar die Ankertaue ungestört schnurgerade ... im Photo hab ich sie deshalb durch dünne weiße Styrenestäbe simuliert.



Für die jetzt kürzere Leiter ist ausreichend Platz und man kann jetzt problemlos den Bugraum begehen und nutzen.

Jetzt ist für mich ein Punkt erreicht an dem es tatsächlich so hätte sein können.
Ich weiß, bei einem Modell mit eher mäßigem Detaillierungsgrad nicht wirklich wichtig ... aber ich wollte halt wissen obs geht oder nicht.



Nachdem sich dadurch ein brauchbarer Bugraum ergeben hat wurde es im Obergeschoß Zeit für ein paar wenige weitere Fenster und eine Tür zur Galion.
Ein Durchbruch für den Bugspriet und eine weitere Leiter nach oben aufs Deck ... genau ... denn der Raum wird gedeckelt und das neue Deck später mit einer ganz leichten Geländerkonstruktion umfasst ... so wie man es auf vielen zeitgenössischen Gemälden und Zeichnungen sehen kann.
Warum eigentlich sollte es auf einem damaligen Entdeckerschiff ähnlichen Typs nicht auch so sein ?







Im Moment frage ich mich ob das Schott mit dem großen Torbogen im Obergeschoss wenigstens noch eine oder gar mehrere Fensteröffnungen erhalten sollte. Irgendwie merkwürdig, daß da gar keine Sichtverbindung zum Heck besteht.



Bis demnächst ... stay tuned !
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

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( In memoriam Prof. John A. Tilley, † 20.07.2017 )

12

Mittwoch, 6. September 2017, 07:14

Ein Baubericht nach meinem Geschmack!
Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

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Mittwoch, 6. September 2017, 15:52

Ich setze mich mal dazu und schaue gespannt über die Schulter.
:party:
Im Bau: Le Glorieux 1:150 von Heller
Fertig: HMS Beagle 1:96, Gorch Fock 1:253, HMS Victory 1:225, Cutty Sark 1:350
Nach dem Modell ist vor dem Modell: USS Constitution 1:96 von Revell, in Warteposition.


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Realname: Dirk Wörner

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14

Mittwoch, 6. September 2017, 16:19

Ich war und bleibe als Zuschauer dabei..... :thumbsup: Sehr schöner und Interessanter Baubericht. :respekt:

Im übrigen..... ich kenne den Baubericht zur Hermine im Revell Forum auch und kenne auch den Erbauer. Werde ihn mal fragen, wann und ob er weiterbaut.

Gruß, Dirk. :ok:

15

Freitag, 8. September 2017, 10:32

Wirklich toll, was du aus dem Modell rausholst! :ok: Da schaue ich auch gerne zu!

16

Donnerstag, 14. September 2017, 15:31

HI ... schön Euch wieder an Bord zu haben ! Freut mich, daß Euch die Fortschritte gefallen ...

Heute gibt's nur was für'n Cent ... diverse Teile aus allerlei Resten zusammengemixt ... die Mastbeting (?) hat extra lange Füße damit ich sie nach zwei Durchbrüchen unterhalb des Decks besser befestigen kann ... nur zwei winzigen Klebepunkten vertraue ich nicht ...
das Bratspill habe ich aus den beiden Winden zusammengemixt und Wangen dazu geschnitzt



bis demnächstens
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
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17

Freitag, 15. September 2017, 14:45

die Mastbeting (?) hat extra lange Füße damit ich sie nach zwei Durchbrüchen unterhalb des Decks besser befestigen kann ... nur zwei winzigen Klebepunkten vertraue ich nicht ...
Das ist ein unschlagbares Argument die eigene Bauweise noch einmal zu überdenken ;( :idee: :pc: :kaffee: :motz: :bang: 8|
Im Bau: Le Glorieux 1:150 von Heller
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Nach dem Modell ist vor dem Modell: USS Constitution 1:96 von Revell, in Warteposition.


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18

Samstag, 16. September 2017, 09:19

Hi Markus...... :wink:

Ganz große Leistung bei kleinsten Teilen.... :respekt: :thumbsup: Da sollte man mal einen Cent rausholen.... und man kann sich in ungefähr vorstellen wie klein einzelne Bauteile der schon wirklich kleine Teile sind. Ganz großes Kino! :love:



Gruß, Dirk. :ok:

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1/150, Grande Hermine, Heller

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