Vielleicht noch mal ein kleiner "Exkurs" hinsichtlich Jagdpanzer IV ...
Ein großes Problem bei der deutschen Panzertruppe war die große Typenvielfalt bei den Basisfahrzeugen, die bei den Alliierten so nicht vorhanden war .... Deutschland hatte hier 8 Basisfahrzeuge bei Kriegsbeginn bis zum Ende, die fast alle bis Kriegsende blieben ...
Gegen Kriegsende lichtete sich das Ganze etwas und als Kampfpanzer dienten noch immer 4 Typen: Panzer IV, Panther und Tiger I und Tiger II ... aber auch zum Beispiel das Fahrgestell des Panzer III blieb weiter in Produktion für das Stug III und das Fahrgestell der Panzer 38(t) als Basis für den Jagdpanzer 38(t)"Hetzer". Zwar gab es immer wieder Standardisierungsansätze und einige Modelle wurden zumindest als Kampfpanzer eingestellt, aber oft blieb die Basis bis Kriegsende weiter in Produktion, beispielsweise der Panzer III, dessen Basis für das Sturmgeschütz III weitergebaut wurde oder der Panzer 38(t) als bei Skoda in Tschechien als Basis für den kleinen Jagdpanzer Hetzer. .
Die erste Version des Jagdpanzer IV hatte noch dieselbe 7,5 cm L/48 Kanone wie der Panzer IV, allerdings wurde hier durch die Truppe schnell die serienmäßig angebrachte Mündungsbremse vorne entfernt. Grund war der, dass dadurch zwar der Rückstoß gemindert wurde, aber es wegen der im Vergleich zum Kampfpanzer IV tiefer sitzenden Kanone bei trockenem Wetter eine so erhebliche Staubentwicklung vor dem Panzer gab, welche die Schussverfolgung hinsichtlich Treffer oder deneben unmöglich machte und auch sonst nicht nur die Sicht nahm, sondern den Panzer und seine Position dem Feind verriet. Auch war die Kanone hier nur noch begrenzt schwenkbar in der Wanne fest montiert und nicht in einem 360° drehbaren Turm, was den Faktor Rückstoßminderung vernachlässigbar werden lies. Die Hersteller nahmen diese Truppenänderung gerne auf, denn die aufwendig herzustellende Mündungsbremse direkt entfallen zu lassen, reduziert Kosten und Produktionszeit usw.
Anfang 1944 entschied man sich dann, die bessere 7,5 cm L/70 Kanone des Panther einzubauen, ebenso erhöhte sich schon im Mai 1944 die Frontpanzerung allgemein auf 80 mm, was aber einige Korrekturen und Modifikationen erforderte, alleine schon, weil diese Kanone deutlich schwerer war. Ohne jetzt zu sehr ins Detail zu gehen, verzögerte sich dadurch der Produktionsbeginn.
An sich sollte der Panzer IV komplett durch das Sturmgeschütz IV und den neuen Jagdpanzer IV ersetzt werden, wobei dann in einem Rutsch auch das Sturmgeschütz III mit ersetzt werden sollte... denn beim Sturmgeschütz IV wurde im Prinzip einfach mit ein paar Anpassungen der vordere Teil Sturmgeschütz III Aufbau auf die Wanne des Panzer IV gesetzt. Beim Jagdpanzer IV (kurzes wie auch langes Rohr) ist es ähnlich, wobei allerdings hier auch der vordere Teil des Aufbaus des Panzer IV entfiel und durch den neuen Aufbau mit den abgeschrägten Seiten ersetzt wurde... das Heckteil mit der Motorabdeckung blieb weitestgehend unverändert.
Damit es einen reibungslosen Übergang gibt war folgendes ab August 1944 geplant:
1.) Alkett in Berlin entwickelt und baut den Aufbau für den Jagdpanzer IV, schickt diesen zu Vomag in Plauen. Ferner stellt Alkett schrittweise von Sturmgeschütz III auf Sturmgeschütz IV Gesamtproduktion um... auch unter vorrangiger, nur zu Alkett zurückgeschickter Panzer IV der Truppe.
2.) Vomag stellt zukünftig auf Jagdpanzer IV um, einschließlich Chassis als alleiniger Hersteller
3.) der bislang größte Panzer IV Hersteller, das Nibelungen Werk in Sankt Valentin / Österreich, stellt schrittweise die Panzer IV Produktion ein und baut zukünftig Panther und Tiger II / Jagdtiger.
Soviel zur Planung ... nun zur Realität:
Da die Produktion bei Vomag schleppend anlief, schickte Alkett fertige Jagdpanzer IV Aufbauten auch zum Nibelungen Werk nach Österreich, welche diese dann der Einfachheit halber wie von Alkett auch entwickelt, direkt auf den normalen Panzer IV gesetzt wurden ... sprich es wurde nur das vordere Turmdach mit dem Loch für den Turmdrehkranz und die Luken vorne entfernt und dann der Jagdpanzer IV Aufbau drauf geschweißt - fertig. Dadurch war das Fahrzeug natürlich deutlich höher als der eigentliche Jagdpanzer IV von Vomag
Diese Version, welche in Österreich montiert wurde, nannte sich dann Jagdpanzer IV (70) A ... A wie Konstruktion Alkett und wurde gemeinhin als Zwischenlösung bezeichnet.
Laut Quellen wurden hier bis März 1945 insgesamt 278 Stück gefertigt ... nur in Österreich. Nun aber die Wahrheit ... denn je weiter der Krieg ging, je mehr tagsüber alles was sich auf deutschen Straßen und Schienen bewegte durch die alliierten Luftwaffen angegriffen wurde und je näher die Front heranrückte, desto unrealistischer wurde dieses Konzept Panzerteile quer durch Deutschland und auch noch bis nach Österreich zur Fertigung zu transportieren.
Die Folge daraus war zum einen, dass das Nibelungen Werk bis März 1945 auch weiterhin den normalen Panzer IV Ausf. J herstellte ... vor allem aber, dass auch Alkett selber Jagdpanzer IV (70) A produzierte.... vor allem auf Basis von Fahrgestellen die eigentlich Stug IV werden sollten, aber auch viele auf Basis von zur Werksinstandsetzung von an der Front beschädigter Panzer IV ... was erstaunlicher Weise viele Fahrzeuge umfasste, die ihren Weg zurück fanden ... und je näher die Ostfront heranrückte, desto mehr wurden das!
Fazit:
Zu den offiziell und angeblich nur in Österreich hergestellten 278 Stück stellt sich die Frage, ob wirklich nur Österreich. Ebenfalls ist die Zahl 278 fragwürdig, denn es gibt 3 oder 4 Fotos vom Alkett Werk wo definitiv neben Stug IV und Stug Aufbauten auch halbfertige (ohne Kanone) und fertig aussehende Jagdpanzer IV (70) A stehen ... vermutlich auf Basis von zurückgeschickten Panzer IV der Truppe hergestellt und diese waren kaum dokumentiert von wegen Fahrgestellnummer etc.
3 Jagdpanzer IV Versionen...
Jagdpnazer IV (48 ) mit der L/48 Kanone des Panzer IV - ca. 770 Stück im Jahre 1944 hergestellt
Jagdpanzer IV (70) A mit der langen L/70 Kanone, Version Alkett ... offiziel 278 Stück + ? hergestellt in Österreich und bei Alkett in Berlin
Jagdpanzer IV (70) V mit der L/70 Kanone, Version Vomag ... ca. 930 Stück hergestellt bei Vomag in Plauen