Hallo an alle,
wer sich für GP-Fahrzeuge von den frühen Tagen bis zum Anfang der Sechziger, also bis zum Beginn des Monocoque-Zeitalters, im gängigsten Maßstab 1:20 interessiert und sich bei den Bausatzherstellern umschaut, sieht seit Jahrzehnten ins völlige NIchts. Mir ist es ein Rätsel, warum die Hersteller einen so wichtigen Teil der Automobilgeschichte derart hartnäckig
einfach ignorieren. Liegt es am komplizierteren Aufbau dieser Fahrzeuge (Speichenräder, Gitterrohrrahmen), den ordentlich ins Modell zu setzen möglicherweise zu aufwendig erscheint, oder besteht tatsächlich kein Markt für dieses Thema?
Die einzigen Bausätze, die hierzu jemals erschienen sind, gibt es m. W. seit den Sechzigern/Siebzigern und gehen auf den Hersteller Casadio zurück. Ich sehe förmlich, wie jetzt einige die Augen verdrehen
- aber bitte vor dem Wegklicken vielleicht doch erst einen Blick auf die Bilder werfen! Da diese Bausätze, soweit ich dies überblicke, hier im Forum noch nie besprochen wurden und sie bis heute von Revival International (
www.revivalinternational.com) hergestellt und direkt an den Kunden vertrieben werden, sind vielleicht einige Bemerkungen sinnvoll.
Heute gibt es diese Bausätze (im Netz mag man noch Versionen mit Kunststoff-Karosserie und Plastik-Speichenrädern finden) nur noch mit lackierter Metall-Karrosserie, Metall-Fahrgestell, fertigen Drahtspeichenrädern und Teilen mehr oder weniger überwiegend aus Metall. Der Preis je Bausatz ist heute deutlich günstiger als früher, als es noch einen deutschen Importeur gab, nämlich € 123,- bis € 142,-.
Die Modellpalette klingt verlockend: Fiat F-2, Bugatti 35, Alfa Romeo P3, Auto-Union Typ C, Mercedes W154 M163, Ferrari 500, Alfa Romeo Alfetta, Lancia-Ferrari D50, Maserati 250F, Ferrari 156 Sharknose u. a.
So weit, so gut; aber wie ist die Bausatzqualität?
Da es in Italien wie in Deutschland viele tüchtige Anwälte gibt, die jung sind und das Geld brauchen
, will ich mich hier äußerst zurückhalten. Ich will es einmal so formulieren: Lackierung, Paßgenauigkeit, Detaillierung und Vorbildtreue waren bei den von mir allesamt um 1997 als Gesamtpaket gekauften Bausätzen nicht immer frei von kleinen Problemen. Hierzu für die näher Interessierten zwei Empfehlungen:
Seht Euch auf der o. g. Seite des Herstellers die fertigen Modelle (insbesondere den W154) mit dem Bildschirm-Zoom sehr genau an und zieht Eure eigenen Schlüsse. Wer dann noch weiterhin Interessiert ist, schicke mir im privaten Bereich eine Mitteilung, so daß ich ihm Näheres sagen kann.
Trotz aller Kritik: Wer an den Originalfahrzeugen interessiert ist, sich durch nichts, aber auch gar nichts aus der Ruhe bringen läßt, wer Freude am Korrigieren und Detaillieren hat und viel Modellbauerfahrung und Zeit mitbringt, wird mit einiger Wahrscheinlichkeit wie ich vollauf begeistert sein. Dies vor allem auch deshalb, weil hier die Möglichkeit besteht, ein wrklich vollständig detailliertes Fahrgestell herzustellen, dessen Mechnik auch noch wirklich verständlich ist. Ich baue deshalb immer ein Fahrzeug mit und ein Fahrzeug ohne Karrosserie. Auf einer Spiegelfliese mit einem hübschen Schild präsentiert stechen sie m. E. fast alles aus.
Ich werde von Zeit zu Zeit jeweils solch ein Paar vorstellen. Alle Fahrzeuge bis auf zwei Paare wurden noch vor dem Netz-Zeitalter gebaut; heute wäre manches einfacher und auch genauer.
Es folgen heute zuerst Bilder des wohl problematischten von mir gebauten Bausatzes, des W154 M163 von 1939. Auf meinem Karton wurde das Fahrzeug noch als W163 bezeichnet, eine Bezeichnung, die es nie gegeben hat. Wenigstens diesen Schnitzer hat man mittlerweile bemerkt. Zudem war der Bausatz-Motor noch nicht einmal der M163 (erkennbar immer am Zweistufen-Kompressor), sondern der ältere M154 mit Einstufen-Kompressor des W154 von 1938, der in die neue Karrosserie nach sämtlicher Literatur aber nie eingebaut wurde. Also mußte auf M154H mit Zweistufen-Kompressor umgebaut werden. Ach ja ... .
Beim Fahrgestell wollte ich die originelle Führung der de Dion-Achse sichtbar lassen, ohne auf die charakterischen Verbindungsschläuche zwischen Heck- und Satteltank zu verzichten. Ich habe mir nach einigem Zögern die Freiheit genommen, nur die Andeutung eines Hecktanks zu montieren, wie es vielleicht auch bei einem originalen Ausstellungsstück gemacht worden wäre. Leider zeigt meine etwas betagte, aber sonst eigentlich gute Kamera
bei der Wiedergabe von Naturmetalltönen ihre Grenzen. Auf den Bildern des Fahrgestells sieht alles mehr oder weniger alufarben aus, wo in Wirklichkeit Töne von Silber bis Gunmetal sind.
Vielleicht juckt es Euch bei den Bildern doch in den Fingern?
Gruß auch an alle Anwälte
Jürgen