Letztes Jahr für Wettringen hatte Revell ja gefühlte 2 Mio. Bausätze für den Kinderbasteltisch locker gemacht (ich nehme jedenfalls an, dass die von Revell kamen, zumal ohne Umkarton lose in Tüten). Genau dafür finde ich den Bausatz schon gut geeignet, denn man erhält ohne viel Kleben ziemlich schnell ein relativ gutes Ergebnis. Allein durch das Stecksystem sind aber schon Ungenauigkeiten vorprogrammiert, denn man muss schon ziemlich viel Druck ausüben, um die Seitenteile bis zum Boden durchzudrücken. Und wenn man glaubt, man hat es bündig, kann man doch wieder auf eine Seite drücken und es geht noch ein halber Milimeter.
Ich denke aber trotzdem, dass man mit der nötigen Motivation ein vielleicht nicht ganz korrektes, aber dennoch ansehnliches Modell daraus schaffen kann. Ich hab das Ding halt mal eben zwischendurch angefangen und im Wohnwagen natürlich keine volle Werkzeugbestückung, schon gar keinen Airbrush. Das wäre aber zumindest für die Steckteile der erste Schritt gewesen.
Natürlich bekommt man auch die Schluchten verspachtelt und vernünftig lackiert. Bei den Fenstern hab ich einfach ruck zuck Wasserfarbe einfließen lassen und nach dem Trocknen einmal drüber gewischt. Da kann man sich auch mehr Mühe geben, entweder mit gleichmäßig deckender, transparenter Farbe oder sogar ausfräsen und von hinten "Glas" gegen.
Von dem Geländergeschmiere am Heck wollen wir mal gar nicht reden. Problem dabei ist, dass die Kapillarwirkung der feinen Geländerstruktur unter dem Geländer die Farbe regelrecht ansaugt. Das würde ich jetzt vielleicht so lösen, dass ich das Geländer kopfüber an einer dunkelbraunen Kreide entlangziehen und dann mit Klarlack versiegeln würde.
Auch die nur mittels Gravur angedeuteten Öffnungen am Heck und die verglasten Säle könnte man ausfräsen und innen ein bisschen schmücken, zumindest ein paar Stühle nahe den Fenstern, mehr sähe man ja eh nicht. Dazu noch, was ich oben bereits angeregt habe, insbesondere den blauen Rundum-Streifen brushen...
...also du hast schon Recht: ein Paradebeispiel für einen guten Bausatz ist das Modell nicht, aber mit deutlich mehr Motivation, etliche Stunden in so ein kleines und eher langweilig daher kommendes Schiffchen zu stecken, die mir einfach fehlte, könnte man schon was draus machen. Ein Stranddiorama oder ein schicker Hafen bieten sich ja geradezu an, ohne dass man gleich eine ganze Schreibtischplatte als Grundfläche braucht.
Kreuzfahrtschiffe sind für mich auch das letzte, was mich reizen würde. Ich könnte mir nichts Schlimmeres für meinen Urlaub vorstellen! Zusammen mit 1000 Leuten auf engstem Raum, vom kreischenden Baby bis zur sabbernden Uroma, wie die Brathähnchen aufgereiht in der Sonne schmoren, dazu alle paar Minuten irgendwelche Affen, die mich mit Kinderspielen und Ballermann-Gegröhle animieren wollen, zu festen Zeiten essen, was andere für lecker halten, und wenn es dann wirklich mal interessant wird, unter Zeitdruck durch irgendwelche Hafenstädte donnern. Nein Danke!
Ich bin erst einmal in meinem Leben in den Urlaub geflogen (nach La Gomera, das über den Landweg halt eher ungünstig zu erreichen ist und eine Woche Anreise auch in keinem sinnvollen Verhältnis zu der Silvesterparty stehen, wegen der wir dort waren) und habe auch noch nie in einem Hotel gewohnt, außer auf Dienstreise. Wie schrecklich die Vorstellung, bei deutschem Schmuddelwetter in ein Flugzeug zu steigen und 3 Std später von 40° erschlagen zu werden, noch im Pulli, und mit zig Koffern abeseln. Und anders rum erst!
Außerdem kriegen Kinder, die immer nur Pauschaltourismus aufgedrückt kriegen, doch überhaupt kein Gefühl mehr für Entfernungen, die Schönheit der Welt, die Mannigfaltigkeit der Menschen und Kulturen. Da liegen sie dann von deutschsprachigem Personal betreut in Hotelslums am sterilen Strand und wenn man Glück hat, kann man das Gelände nicht mal verlassen, weil drumherum die tatsächlichen Slums liegen, wo ganze Familien im Jahr weniger Wasser zur Verfügung haben, als ein Durchschnittstouri am Tag durch den Duschabluß jagt, ganz zu schweigen von den chlorierten Pools zwischen Betonburg und Ozean (ein Faktum, das ich mein ganzes Leben nicht verstehen werde).
Wenn ich in Urlaub fahre, ist schon der Weg dorthin mein Ziel. Auch mal Nebenstrecken nutzen, anhalten, wo es schön ist, statt durch den Karawankentunnel lieber einen engen Paß oder auch den Großglockner, in einer kleinen Pension übernachten, wo Wirt und Wirtin auch mal mit am Tisch sitzen und zur Überraschung der Kinder völlig unverständliche Laute von sich geben, obwohl man noch in Deutschland ist, in einem slowenischen Lebensmittelladen das Frühstück kaufen, in dem man weder Müllers Milchreis noch Kaba findet, sondern nur lokale Produkte, und auf einer Bergwiese oder der Uferpromenade eines Dorfes an der Adria gemütlich speisen. Es dauert garantiert keine 5 Minuten, bis man Kontakt zur Bevölkerung hat. Das bringt mir und hat meinen Kindern mehr gebracht, als schon auf der Anreise Streß zu haben und stundenlang in irgendwelchen Wartezonen und Schlangen zu verbringen, dann irgendwelchen geschmacklosen Kantinenfraß zu verschlingen und abgeschirmt vom Rest der Welt 3 Wochen nichts anderes tun als das, was ich auch zuhause im Freibad tun könnte.
Und jetzt stellt euch mich mal auf der Aida vor... Ich würde nach 3 Tagen Amok laufen, die Animateure erschießen und den Haien zum Fraß vorwerfen, und wenn ich ganz mies drauf bin, sie vorher nicht mal erschießen
Ist jetzt offtopic, aber passte gerade so schön, um meinen Bezug zu diesem Schiffchen und die daraus resultierende Motivation darzustellen. Finde ich ehrlicher als alles auf den Bausatz zu schieben, denn es soll ja auch Leute geben, die bauen sowas aus ein paar einfachen Plastik-Sheets, also warum sollte man nicht aus einem schlechten Bausatz ein schickes Modell zaubern können? Meine Motivation war aber eben einfach nur, an drei Abenden im Wohnwagen so weit wie möglich zu kommen, nicht mehr und nicht weniger...