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Donnerstag, 11. Juni 2020, 11:31

Kraeck - eine kleine Annäherung an ein großes Thema

Die Anregung zu meinem neuen Schiffsmodell stammt aus dem Buch „How To Make OLD TIME SHIP
MODELS“ von Edward W. Hobbs, der bereits in den 1920er Jahren Bauanleitungen
für Jedermann veröffentlicht hat. Die Erstausgabe des Buches ist 1929
erschienen.


Auf dem Höhepunkt des „Lock-down“ fiel mir zu Hause
manchmal die Decke auf den Kopf. Da beschloss ich, ein Modell nachzubauen, das
Hobbs für Einsteiger empfohlen hatte. Hobbs‘ Wasserlinien-Modell einer Karacke
aus dem 15. Jh. besteht aus einem hölzernen Rumpf in Schichtbauweise und
Aufbauten aus Pappe und ist etwa 18 cm lang. Der Maßstab? Vielleicht 1:200 oder
noch kleiner.


Anfangs wollte ich schnell fertig werden und mich zu 100
Prozent nach dem Bauplan richten. Aber irgendetwas in mir weigert sich
beharrlich, Baupläne zu akzeptieren. Als Erstes beschloss ich, einen Rumpf mit
Unterwasserschiff zu bauen. Und auch an der Pappe fand ich bald keinen Gefallen
mehr. Nach und nach habe ich fast alle Bauelemente durch solche aus Holz
ersetzt.


Hobbs selbst beschreibt das Modell aufgrund des Maßstabs
als stark vereinfacht. Verglichen mit zeitgenössischen Darstellungen, insbesondere
dem Stich des flämischen Meisters Willem A. Cruce (W) von 1475 war es mir sehr
bald zu simpel. Ungeachtet der Wahrscheinlichkeit, dass W. gar kein reales
Schiff gezeichnet hat und die Perspektive falsch dargestellt ist, empfinde ich
diese mittelalterliche detailreiche Darstellung als ausgesprochen reizvoll. Für
meine Mini-Version fand ich ferner Vorlagen bei Mondfeld und beim Arbeitskreis
Historischer Schiffbau.


Baubeginn war am 19. Mai, mit Unterbrechungen habe ich
bis zum 9. Juni an dem Modell gearbeitet.


Der kleine Maßstab zwang mich zu Vereinfachungen. Blöcke sind
durch Knoten und Klebstoff-Tröpfchen ersetzt worden. Das stehende und das
laufende Gut wurde nicht vollständig nachgebildet.


Wer nun meint, so etwas sei doch kein ernsthafter
Modellbau: Stimmt! Ich habe nämlich einen Mords- Spaß dabei gehabt. Nebenbei
war es für mich eine gute Einführung in den mittelalterlichen Schiffbau.


Ich stelle nachfolgend ein paar Fotos zu den einzelnen
Bauabschnitten ein. Beste Grüße Klaus

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Donnerstag, 11. Juni 2020, 13:27

Rumpf I




Der Entwurf von Hobbs sah keine Kuhl vor. Hätte ich mich früher entschieden, frei zu bauen, hätte ich mir diese Arbeit sparen können. Der Papp-Steven wurde später durch ein Exemplar aus Holz ersetzt.




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Donnerstag, 11. Juni 2020, 16:32

Rumpf II


Und sind die Planken noch so klein, sie müssen doch gebogen sein... :D

Beiträge: 975

Realname: Patrick

Wohnort: Fellbach/BW

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5

Freitag, 12. Juni 2020, 09:56

Moin Klaus,

zuerst einmal zu Deiner anfänglichen Aussage von wegen ernsthafter Modellbau. Ich finde das durchaus ernsthaft und Spaß sollte immer mit dabei sein. Wenns keinen Spaß mehr macht, kann mans auch gleich lassen denn dann wirds meist nix.

Finde das Modell und insbesondere die Bauweise interessant, weil auch mal durchaus anders.

Finds gut. Weiter so.

Viele Grüße

Patrick
Du kannst dein Leben nicht verlängern und du kannst es auch nicht verbreitern. Aber du kannst es vertiefen.
Gorch Fock (deutscher Schriftsteller)

6

Freitag, 12. Juni 2020, 14:20

Ausrüstung

O.k. Paddi, wenn das so ist, dann mach ich mal gerne weiter.

Jetzt kommen Anker, Draggen und anderes Zeugs dran.



Rüsten sind nur für den Großmast vorgesehen.


7

Samstag, 13. Juni 2020, 07:41

Takelage

Prägend für den Gesamteindruck des Kupferstichs sind die Vielzahl der
Wanten und die komplizierte Fallführung am Besan. Ich habe mich bemüht,
diese nachzuvollziehen. Da es keine Webleinen gibt, ist auch die
Strickleiter am Großmast wichtig. Geitaue und Gordings hätte ich noch
anbringen können, aber das hätte am Gesamteindruck nichts verändert.

Auch auf die "Bewaffnung" habe ich verzichtet.








Unklar ist für mich der Zweck der seitlich am Heck angebrachten "Regentonnen" geblieben. Man sieht sie auf fast allen zeitgenössischen Darstellungen. Es hat sich dabei wohl nicht um "Latrinen" gehandelt.
Zur Darstellung der Wantjuffern ist mir nichts Besseres eingefallen, als kleine Holzdreiecke mit 2 mm Kantenlänge direkt auf die Wanten zu kleben.

8

Samstag, 13. Juni 2020, 16:55

Fertigstellung

Ein'n habbich noch...




So, das war's. Nachdem meine Frau ultimativ verlangt hat, meinen Bastelraum wieder in ein Gästezimmer umzubauen, ist (vorerst) keine weitere Aktivität möglich. Aber das Mittelalter war eine interessante Zeit...

Beste Grüße
Klaus

Beiträge: 975

Realname: Patrick

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9

Sonntag, 14. Juni 2020, 17:05

Hallo Klaus,

sieht richtig gut aus, Dein Schiff. Schade dass Du Deinen Bastelplatz wieder aufgeben musstest. Vielleicht gibts ja bald wieder ne Gelegenheit. Drück Dir die Daumen.

Viele Grüße

Patrick
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Gorch Fock (deutscher Schriftsteller)

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Realname: Björn

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10

Sonntag, 14. Juni 2020, 19:11

Gude Klaus,

ups, ein Modell in Mini-Größe. Respekt. Schönes kleines Schiffchen.
Schade um deinen Bastelraum. Aber da findet sich doch sicher auch noch ein Ersatz...daumendrück...

Beste Grüße,
Björn
Im Bau: Royal Louis; Fletcher-Klasse (Platinum Edition); Jeep Willys

Fertig: Lamborghini Countach (Abo); La Montanes; Astrolabe; Bounty; Lanz-Bulldog D8506 (Abo); Bismarck (Platinum Edition)

11

Sonntag, 14. Juni 2020, 20:39

Mahlzeit!

Gefällt mir gut. Für die Größe erstaunlich detailiert.
Ein guter Rat des Vaters an den Sohn:
Halte stets mit allem Maß-mit dem Essen,dem Trinken und dem Arbeiten.Vor allem mit dem Arbeiten.
-Otto von Bismarck

12

Montag, 15. Juni 2020, 07:40

Danke. Hinterm Horizont geht's weiter. Wenn die Herbstnebel wallen... :wink:

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