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391

Sonntag, 22. Juli 2012, 11:12

Schick-schick :-)

XXXDAn
... keine Angst, der will doch nur spielen ...



Feinste Ätzteile für HMS Victory 1:100
http://www.dafinismus.de

392

Sonntag, 22. Juli 2012, 12:35

Der hat den Wiedererkennungsfaktor, der zu dir passt! Danke ^^
Es gibt viel zu tun!

...also fangt schon mal an... :)

393

Sonntag, 22. Juli 2012, 14:21

J a w o h l j a :ok:
Mann kann über alles reden - nur nicht mit jeder 8o
... einfach tief Luft holen...

Hypopyon

unregistriert

394

Sonntag, 22. Juli 2012, 17:54

Ja, son Schebecken Po. Der hat was!

Hypopyon

unregistriert

395

Sonntag, 22. Juli 2012, 17:58

mit dem Nachdenken darüber, wie man einen realistischen Perserteppich in 1:50 herstellt.

Ich hab da Buecher drueber. Den Senneh Knoten, den Du fuer die Authentizitaet brauchst, bring ich Dir bei. PN genuegt.... :lol:

396

Sonntag, 22. Juli 2012, 20:14

Zur entstandenen Frage der Abtrennung des hinteren Bereichs des Oberdecks ...
einem geschlossenen Raum ... und ob dieser bei mittelmeerischen Temperaturen zumutbar war ? .....
möchte ich ein ganz starkes Wort für die weitgehend geschlossene Variante der Schebeke einbringen ...
laßt mich erklären warum :

Leider gehen wir auch hier im Thread ständig von den heutigen Temperaturen des ausgehenden 20sten und eingehenden 21sten Jahrhunderts aus ...
und was eben so unsere Erfahrungen eines leckeren warm-heißen Mittelmeerurlaubes so mit sich bringen ...

"Mann was müssen die Seeleute geschwitzt haben ..."- "laßt eine frische Brise durchs Schiff ziehen ... "-"und wer nicht halb unbekleidet auf einem Teppich schläft ist ein Weichei ... "

aber laßt Euch gesagt sein ... das sind sehr trügerische Eindrücke ...

Meine Erfahrungen aus dem Süden Europas ...
- Im östlichen Mittelmeer kann es bereits ab Mitte September des nachts reichlich frisch sein !
- Und im westlichen Teil des Mittelmeeres ... also an der spanischen Mittelmeerküste ...
ist es bis inklusive Mai auch nicht gerade Ferienwetter ...
- Auch im Norden Afrikas können die Temperaturen des nachts bis kurz vor den Nullpunkt runtergehen ....

Soweit das Fazit aus der Sicht von 2012:
Zwei Drittel des Jahres wäre es auf diesem Schiff ausgesprochen unangenehm frisch !
Und man tut im Sinne des Gesundheit der Mannschaft gut daran sich an diese Witterungsverhältnisse anzupassen.



So ... und jetzt kommt bitte mit auf eine kleine Zeitreise ... die übrigens der Wirklichkeit entspricht .... history mode on
wir begeben uns in die Epoche als dieses Schiff entstand und im Einsatz war ....
also ins 18. Jahrhundert .. einverstanden ?

Gut so ... und seid willkommen in der so genannten "kleinen Eiszeit" ...
diese dauerte von ca 1300 bis 1850 .... mit einem Schwerpunkt zwischen Mitte des 16. und Anfang des 18. Jahrhunderts ...
also während der gesamten Einsatzzeit des hier vorliegenden Schiffes ...
und glaubt ja nicht, daß das nur uns Mittel- und Nordeuropäer betraf ...

Es war auch im Mittelmeerraum und seinen Anrainerstaaten so kalt und unwirtlich ...
dermaßen mieses Wetter, daß es reihenweise Mißernten und Hungersnöte gab ...
In Frankreich war die katastrophale Mangelversorgung der Bevölkerung unter anderem einer der Auslösefaktoren für die französische Revolution ....

1709 fror in der Bucht von Marseille das Mittelmeer zu ...
Von Südeuropa ist es belegt, daß diverse Flüsse immer mal wieder zufroren ...
der Po bei Venedig, Arno bei Florenz, Rhone in Südfrankreich, Guadalquivir in Südspanien ...
und selbst die Lagune von Venedig war in den Jahren 1716, 1740, 1747, 1755, 1789 komplett zugefroren ....
insgesamt ist es während der gesamten kleinen Eiszeit gut 30 Mal berichtet ...

Hm ... gibt noch seeeehr viel mehr ... will Euch nicht langweilen ...
ich glaub ich brauch das jetzt nicht weiter ausführen, oder ?
Gibt genug historische Dokumente die jeder selbst dazu ergoogeln kann ...

Na ? Klar gabs zwischendrin ein paar warme Tage ....
aber was meint ihr wie "kuschelig warm" es wohl die meiste Zeit auf diesen Schebeken gewesen ist ?

Mein Fazit aus historischer Sicht der Einsatzzeit dieser Schebeke:
"Auch wenn ihr harte Marinesoldaten seid ... zieht euch verdammt warm an !
Packt so viel dicke Kleidung, Decken und sonstiges wärmendes Zeug an Bord wie ihr nur tragen könnt ...
Macht alle Luken und Öffnungen so schnell wie möglich zu ...
Erfroren sind schon viele ... erstunken noch keiner !"


Und wenn ich das alles so recht überdenke ...
dann ist Deine ursprüngliche Idee im hinteren Bereich des Schiffes weitere schützende Aufbauten zu errichten eine wirklich gute Idee gewesen !
Ob ein "derart geschlossener Raum zumutbar war" ... entscheide selbst ...

Just my 2 Cents ... history mode off
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

"When all else fails ... Read the instructions" ( LINDBERG 1965 )

Youth, talent, hard work, and enthusiasm are no match for old age and treachery !
( In memoriam Prof. John A. Tilley, † 20.07.2017 )

397

Sonntag, 22. Juli 2012, 21:41

Wär mal ne Idee für ein Diorama - Vereiste Schebeke vor dem Ätna bei Windstille . . . .

. . . aber ich plädiere weiterhin auf den sonnigen Tag 17hundert irgendwas, bei dem, sich der Käptn den Bauch in die Sonne hält und den Kopf beschattet, nebst Rumflasche :will:


@Shorodder, du hast natürlich prinzipielle Recht, aber wie sieht das denn aus ?( und das Heck ist doch soooo schön geworden :bussi:

Deiter
Mann kann über alles reden - nur nicht mit jeder 8o
... einfach tief Luft holen...

398

Sonntag, 22. Juli 2012, 22:24

Just my 2 Cents ... history mode off


DAS ist übergreifendes Denken! I love it, Danke.

Gruß, Daniel
... keine Angst, der will doch nur spielen ...



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399

Sonntag, 22. Juli 2012, 22:47

@ Showrodder:

Sch****, Alter, hast du das studiert???

...Sowas nenn' ich, geradeheraus Fakten 'raushauen, und zwar mit Humor! :ok:

Bei solchen "Lehrstunden" kann man gaaanz leicht den falschen Ton treffen, ich aber beömmel mich! :)
Super Einwand! :thumbsup:

Aber nochmal zum Heck:
Offen find ich schöner... :wink:
Es gibt viel zu tun!

...also fangt schon mal an... :)

400

Montag, 23. Juli 2012, 08:43

Moin Schmidt :wink:

Gute Erklärung für ein Schott, :ok: ich würde aber zu einer andern Einteilung des Schottes raten, in etwa der Art .
( Sorry, eine Türe und ein Fenster, sehen so nach Fischkutter aus :D )

LG
Sergio
In der Werft : Revenge 1577
Fertig : Avalon

401

Montag, 23. Juli 2012, 09:09

Vielen Dank für die Histo-Meteo-Diskussion!

Meine (bloß) historischen Büchern habe ich entnommen, dass die nordafrikanischen Piraten ob der schwierigen Wetterverhältnisse im Winter ihr Geschäft dann ruhen ließen (wahrscheinlich ebenso wie die meisten Kauffahrer). Sicher scheint mir zu sein, dass auch an der afrikanischen Küste und auch im Sommer die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht gewaltig waren. Ich habe (wenige) Darstellungen von vor Anker liegenden Schiffen dieser Zeit und Art gesehen; da waren sie in schwimmende Zelte verwandelt, aus denen der Rauch von Feuern aufstieg. (Tee? Döner?)

Angesichts der Diskussion bin ich froh, mich für den Kompromiss entschieden zu haben. Die Navy-Schebecke bekommtimmerhin eine Plane, mit der sich der Bereich unter dem Achterdeck verschließen läst. Ausführung demnächst.

Hier Bilder vom Bau des Sonnensegels über dem Achterdeck. Die Konstruktion musste während des Trocknens beschwert werden, damit sie sich nicht zu sehr verzog. Die Streben sitzen immer noch lose auf der Bordwand, damit das Sonnensegel sich abnehmen lässt, solange darunter noch nicht alle Arbeiten abgeschlossen sind.







Material übrigens Tempotuch mit stark verdünntem Weißleim getränkt. Hier bereits mit Humbrol Farben gestrichen und mit der unverzichtbaren Öllasur (wg. corporate identity) behandelt:







Jetzt haben der Kapitän und die Rudergänger ein schattiges Plätzchen:







Der Mann am Ruder ist übrigens die (noch nicht zu Ende) arabisierte Variante des behelmten Technikers, der weiter oben schon einmal erschienen war, um Größenverhältnisse zu markieren. Helm runtergedremelt, und dann Spachtelmasse über die Kleider, Kopf und Gesicht. Ich werde allerdings nicht imstande sein, einhundertzwanzig Preiser-Ingenieure in eine angemessene Schbecken-Besatzung zu verwandeln. Mal sehen.



Schmidt



PS: Das Sonnensegel sitzt perfekt. Besser bekomme ich das sicher nicht hin. Allerdings finde ich es auch ein bisschen langweilig. Auch bei der Galeere hatte ich mich schließlich dafür entschieden, die Rippenkonstruktion nicht vollständig zu verdecken.Was denkt Ihr?
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

402

Montag, 23. Juli 2012, 12:53

Hallo Schmidt,

ich glaube diesen Bausatz muss ich auch mal aus der Bucht fischen, denn das was du hier baust, dass möchte ich auch können :D - nur weiter so mit der Kunst :ok:

Grüße Marcel

403

Montag, 23. Juli 2012, 17:33

Es ging mir einfach darum die rosa Brille mit dem so oft romantisch verklärten Blick in die Vergangenheit für ein paar Momente abzusetzen ...
ein wenig den großen dunklen Teppich des Vergessens an einer Ecke anzuheben ...
zu zeigen, daß da nicht nur jahrhundertealter Staub drunter ist ...

Da sieht man plötzlich die von Dir geschilderten Schiffe vor Anker, zum schwimmenden Zelt verwandelt, mit ganz anderen Augen ...
den Jungs war es ganz einfach kalt ... so einfach ist das ..

da fallen einem auf historischen Gemälden viele Kleinigkeiten auf die man sonst so nicht beachtet hat ...
bekommt das nachträgliche Verschließen der Balustraden schmuckvoller Heckspiegel im Rahmen einer Revision durchaus weitergehenden Sinn ...
wenns plötzlich weniger zog und man sich den Allerwertesten nicht mehr abfror ..

da werden die vor allem als Splitterschutz eingesetzten Matten gleichzeitig auch zur effektiven Wärmedämmung ...
wenigstens in den geschlossenen Decks ...

vor 250 Jahren hätte ich echt nicht im europäischen Großraum leben wollen ...
noch nicht mal mit heutiger Heizungs-, Fahrzeugs- und sonstiger Technik.

Ich stimme Sergio und seinem Link voll zu ...
das unterstelle ich den damaligen Zimmerleuten und Schiffsbaumeistern einfach mal, daß die zusätzliche Trennwand dem übrigen Schiff stilistisch angepaßt worden wäre ...

Ganz frei raus ist mir die jetzige Hot-Summer-Nights Variante auch am liebsten ...
ich bewundere Präsision und Detailausführung dieses Modells ...
gepaart mit einer Bemalung die einen vergessen läßt, daß darunter jemals Plastik war ...
der gerade entstehende elegant geschwungene Aufbau schreit geradezu nach Party und Bauchtanz ... kurz mal in Beirut vor Anker gegangen ?
Finde ich unglaublich gut gelungen ! Der aus dem nahen Osten entlehnten Formgebung der Schebeke perfekt angepaßt ...

Und falls ich mich irgendwann an meine L´Indiscret in Holz ran wage werde ich wohl auch diese "Gutwetter-Version" bauen ...
wird wohl noch ne Weile dauern ...
denn jedes Mal wenn ich den Karton öffne habe ich vor dem ein Meter Teil einen gehörigen Respekt ... und stelle ihn wieder in den Schrank
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

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404

Montag, 23. Juli 2012, 17:42

Danke für die Zustimmung. Freut mich immer sehr!
Hot-Summer-Nights-Version finde ich gut, das wird das Motto für die kommenden Arbeiten.

Bradhower: Ich habe meine beiden Bausätze erst nach langem Suchen gefunden, unmittelbar nach einem bei Lichte besehen bestenfalls mittelgenialen und eigentlich überfälligen Einfall: nämlich im französischen Ebay!

Schmidt
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405

Montag, 23. Juli 2012, 17:46

Hallo Markus,
nur um Missverständnisse zu vermeiden, ich fand und finde deine Ausführungen höchst interessant, öffnen sie mir auf jeden Fall den Horizont und das Verständnis für die Vergangenheit, egal, wie lange die her ist.

Für mich ist meine Art der Äußerung ein Hilfsmittel, um wieder den Bogen zurück zu dem „Kunstwerk“ zu finden, das hier entsteht (gilt natürlich auch für andere Bauberichte). So nüchtern will man das nicht wirklich betrachten – trotzdem sollte man bei aller Verklärung auch darüber nachdenken, was für ein hartes und entbehrungsreiches Leben die Menschen früher hatten, egal in welchem Stand sie waren, denn selbst Kaiser, König oder sonstiger Edelmannen hatten keine Fußbodenheizung – OK, ein paar Römer vielleicht . . . aber das ist eine andere Geschichte :pfeif:

Das nur kurz von mir.
Dieter
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... einfach tief Luft holen...

406

Montag, 23. Juli 2012, 18:52

Hi Dieter
keine Sorge ... ich habs ganz bestimmt nicht in den falschen Hals bekommen ...

ich beschäftige mich gern mit der Wechselwirkung von Umweltbedingungen und den daraus resultierenden Folgen ....
zum Beispiel technischen Entwicklungen ..
das muß also absolut nichts negatives sein ... ist keine Einbahnstraße ....
das kann mal wie in diesem Fall eher schlechter als jetzt sein ...
wir hatten in Europas Vergangenheit aber auch schon wärmere und bessere Perioden ...
und manchmal habe ich einfach Lust das Gespür dafür auch bei anderen zu wecken ...

Im Endeffekt möchte aber auch ich ein möglichst schönes, ästhetisch ansprechendes Modell sehen ... vermutlich genau wie Du ...
und wie ich oben schon geschrieben habe ... mir gefällts ja auch super so wie es jetzt wird ...
und dieser im arabischen Stil gemachte Aufbau ... als hätte er schon immer dazu gehört .. einfach stark


@ Schmidt

bei meiner totalen Begeisterung über diesen wundervollen Decksaufbau habe ich gar nicht gemerkt daß das ja gar nicht geht ...
leider funktioniert der letzte Mast bzw das Segel mit dem so aufgezogenen Aufbau nicht ...
würde ständig kaputt gerissen werden ...
also entweder fährt das Ding ohne das letzte Segel oder es ist vor Anker

Dieser rote ovale Querbalken hatte tatsächlich die Aufgabe, daß der weiße Längsbalken darüber von links nach rechts rutschen konnte ..
so eine Art garantierte Kopffreiheit für alle diejenigen die darunter arbeiten mußten

Alternativ könntest du vermutlich die restlichen so lassen und nur den ersten roten freilegen damit er weiterhin seiner Funktion nachkommen kann ...
oder/und beim roten das Tuch von unten her anhängen

Ich mach Dir später noch ein paar Fotos dazu
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

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407

Montag, 23. Juli 2012, 19:20

Jetzt wird es spannend. Ich bin, was die Funkion der besagten Teile angeht, anderer Ansicht. Siehe auch Posting 381.
M.E. Ist der jetzt gelb-weiß lackierte Krokodilsbalken STATISCH; und so behindert er auch nicht einen evtl. Sonnensegelaufbau. Andere Schebecken hatten eine Art achteren Bugspriet (Achterspriet?), der außen am Heck befestigt war und dieselbe Funktion hatte, nämlich das Schot des Besansegels zu halten. Auch er natürlich statisch.
In diesem Forum hier:

https://www.google.de/imgres?q=schebecke…r:19,s:20,i:198


ist ein Fachmann für Mittelmeerschiffe unterwegs. Beim Eigenbau seiner Korsarenschebecke integriert er den Achterspriet in die Sonnensegelkonstruktion, was. m.E. meine Auffassung unterstützt. Ich denke, man darf dieses Teil nicht mit einem Besanbaum gleichsetzen
Schmidt
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408

Montag, 23. Juli 2012, 22:31

In dem anderen Forum ist das ein interessanter Link ...
aber er verwendet in der Regel eine ganz andere Segelkonstruktion ...
diese hat mit der hier vorliegenden zwischen wenig und nichts zu tun ...
zu denken gibt mir auch warum das hintere Segel nie in Funktion ist ...

So jetzt bin ich mit den Photos so weit ...
ich schicke gleich voraus, daß es sich um Ausschnitte des Holzbausatzes L´Indiscret von Aeropiccola handelt
in wie weit der historisch korrekt ist weiß ich nicht ... dazu bin ich zu sehr Laie ...
rein technisch betrachtet und was meine rudimentären Segelkenntnise angeht halte ich die Ausarbeitung jedenfalls für sinnvoll und funktional
ich finde das Ding ist eine recht klevere Lösung

der horizontale Balken ist hier nicht statisch sondern beweglich gelagert ...
somit ist auch der zusätzliche Pfosten neben dem Masten nachvollziehbar ...
wäre er rein statisch könnt man ihn auch gleich fest an den Mast selbst nageln
weiter hinten ist er auch näher dran am unteren Drehpunkt des schrägen Mastes

der horizontale Balken ist auf diesem Pfosten fest und gleichzeitig voll beweglich gelagert ...
vergleichbar einem Kugelgelenk ... ungefähr wie das Schultergelenk ...

damit kann sich der horizontale Balken voll bewegen ... über diesen gebogenen Querbalken hinweg
so wie der gestreckte Arm von vorhin genanntem Schultergelenk auch problemlos über den Handlauf eines gebogenen Geländers streichen kann ...
der gebogene Querbalken hat die Funktion eines Zwischenlagers ... ein weit ausladenden Kragarm ist also möglich

das ermöglicht Lösungen die ein herkömmlicher Baum nicht leisten kann
1. bei gleichem Gewicht könnte man ihn dünner herstellen ... also leichter beweglich ... oder
2. kann durch das Zwischenlager der horizontale Balken/Baum deutlich länger werden und problemlos weit über die Bordwand hinausragen
3. dieser Baum zieht nicht durch sein Eigengewicht nach unten und hängt dadurch auch nicht an der darüberliegenden Konstruktion
und zieht auch nicht am Segel nach unten

die gesamt Konstruktion bleibt also verhältnismäßig leicht beweglich
damit kann das Segel von beiden Seiten gut Wind aufnehmen ...
schnelle Wechsel miteingeschlossen ...
je nachdem welche Position man dem horizontalen Balken/Baum gibt ...
zunächst mal ohne die Notwendigkeit den schrägen Mast selbst in seiner Ausrichtung verändern zu müssen ...

Vielleicht irre ich mich ja ,,
aber diese Art des dritten Mastes bzw Segels muß eine außergewöhnlich gute Unterstützung des Ruders ermöglicht haben ...
eine erfahrene gute Crew konnte das Ding vermutlich quasi um die Ecke segeln ...
Schebeken waren ja für ihre Beweglichkeit bekannt

Jetzt schau Dir erst mal die Photos an ... hoffentlich taugt das von der Auflösung ...
ich kann auch Details herausvergrößern oder Dir die höher auflösenden Dateien schicken





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Markus

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409

Dienstag, 24. Juli 2012, 09:11

Danke für die Fotos vom Bauplan.

Ich stelle mir jetzt einmal vor, was passieren würde, wenn das Schiff tatsächlich so, also mit einem beweglichen "Baum" getakelt wäre, an dessen Ende das Schot des "Besansegels" ansetzt. Bei seitlichem Wind würde der Baum m.E. ausschwenken, bis das Segel keinen Wind mehr fängt und funktionslos wird. Ein am Baum gefahrenes Segel kann nur bedient werden, wenn auch der Baum eine Schot hat, über die er positioniert werden kann. Das erlebt jeder Jollensegler so. Auch der von Dir gezeigte Takelplan weist aber nur eine Schot des Segels auf. Daraus kann man eigentlich nur folgern, dass der "Baum" statisch sein muss.

Genau so stellt es übrigens auch der Plan der "Chebec" dar, den das Pariser Marinemuseum vertreibt. Der Bausatz der "Indiscret" folgt ebenso wie der Heller-Bausatz und dieser Plan dem zeitgenössischen Modell einer Schebecke aus dem Pariser Museum, das also quasi die Mutter aller neueren Modellschebecken ist. Solche Modelle können sicher in einem gewissen Spektrum interpretiert werden, zumal niemand sich dafür verbürgen kann, dass sie immer schon korrekt waren bzw. niemals unsachgemäß verändert wurden (was allerdings eher die Regel ist).

Wolfram Mondfelds Buch über "Die Schebecke und andere Schiffstypen des Mittelmeerraumes" zeigt im Anhang etliche zeitgenössische Darstellungen von Schiffen mit weit hinten stehendem Lateinersegel; und alle haben eine feststehende Konstruktion, an der die Segel geschotet sind.

Warum aber dann der so beweglich scheinende Krokodilsbaum?

1. Die Befestigung des Schots des Besansegels muss oberhalb der Sonnensegelkonstruktion sein, damit die Schot bedient werden kann, wenn der Kapitän ein Schattenpäuschen macht. Auch der Pariser Plan zeigt eine Klampe oben mittig auf dem vordersten Sonnensegelbalken, an der die Schot belegt werden soll.

2. Solche Konstruktionen müssen (wie so vieles auf Schebecken) leicht demontierbar sein. Um z.B. das Besansegel auf die andere Seite des Mastes zu bringen (das wurde ggf. gemacht) müsste das Ding kurzzeitig verschwinden.

Meine Erklärung für den Zustand des Pariser Modells lautet daher: Der Erbauer musste den ersten der Sonnensegelbögen darstellen, weil hier ein Funktionteil angebracht ist, nämlich die Klampe für das Besanschot. Vielleicht war der auch auf dem Original fest eingebaut. Die anderen Bögen sind fakultativ.

So, das ist natürlich (wie fast alles im Leben) auch eine Interpretation, nämlich meine. Ich kann irren. Allerdings halte ich mein Argument, dass ein ungeschoteter Baum ein Schratsegel unbrauchbar macht, für ziemlich stark.



Schmidt, der sich über solche Diskussionen sehr freut.
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410

Dienstag, 24. Juli 2012, 09:54

:cracy: . . . bin froh, wenigstens Fahrrad fahren zu können . . . ;(
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411

Dienstag, 24. Juli 2012, 11:02

dear schmidt, 
toll, was du da gerade zauberst. ich schau dir bei deinem sonnensegel  ganz besonders interessiert ueber die schulter, da ich bei meiner kearsarge ein ebensolches ueber dem poopdeck darstellen moechte. klar....das ist jetzt noch viel zu frueh aber ich bin fuer inspiration immer sehr dankbar. uebrigens ist das hier die erste schebecke fuer die ich mich wirklich erwaermen kann. auch die tollen wummen und natuerlich die saubere arbeit sind ein 'alleinstellungsmerkmal'  so.....jetzt hoere ich auf,  will dich ja nicht durch megalange texte vom basteln abhalten. 
es gruesst beglueckt
der roland

412

Dienstag, 24. Juli 2012, 11:35

Moin!

Von der Requin, einem der beiden Schiffe, die diesem Bausatz als Vorlage gedient haben, gibt es ein schönes Modell https://modelisme.arsenal.free.fr/artdum…in/indexgb.html von Herrn Fröhlich. Basierend auf dem Plansatz von Ancre/Boudriot kann man die Konstruktion am Modell gut nachvollziehen.

Wo ich mir nicht so sicher bin, ist das Sonnensegel. Wer oder was soll auf dem überhängenden Teil der Heckkonstruktion geschützt werden? Mein Eindruck ist der, das erstens, nicht genug Platz unterm Sonnensegel wäre als das da jemand aufrecht stehen könnte und das dort, u.a. wegen der niedrigen Reling sich nicht ständig jemand aufhalten würde.
Ich weiß das z.B. Galeeren/Galeassen diesen Baldachin hatten, aber in den Fällen war auch die Schiffsführung dort untergebracht.

Grüße

Joerg

413

Dienstag, 24. Juli 2012, 12:29

Danke für den schönen Link, der übrigens auch einen deutlich fest arretierten Krokodilsbaum zeigt. Und ich denke mal, wenn Frölich sowas baut, dann hat er sich was dabei gedacht.

Was die Verwendung des vom Sonnensegel überdachten Bereichs betrifft, kann auch ich nur spekulieren. Tatsache ist wohl, dass auch andere Schebecken dieses Zelt zeigen. Würde ich auf diesem Schiff durchs Mittelmeer fahren, dann würde ich sicher bei jeder Gelegenheit reinkriechen, denn ein besseres Klima kann es nirgendwo geben: Luft von unten und von der Seite plus Schutz gegen die Sonne. Durch die Streben des Sonnensegels wäre ich auch gegen ein Rauskullern gesichert. ;-)

Schmidt
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414

Dienstag, 24. Juli 2012, 12:32

Und hier noch ein Bild vom Modell eines als Chebec Polacre getakelten Schiffes derselben franz. Flotille, auch mit Sonnendach.


https://www.google.de/imgres?q=chebec+po…29,r:0,s:0,i:72


Schmidt
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415

Dienstag, 24. Juli 2012, 12:35

*mitfreudediediskussionverfolgend*

Ich warte auf den Tag, an dem der Ausdruck "Krokodilsbaum" seinen Weg in die Fachliteratur gefunden hat :-) :-) :-)

Lieber Gruß, Daniel
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416

Dienstag, 24. Juli 2012, 16:52

Und hier noch ein Bild vom Modell eines als Chebec Polacre getakelten Schiffes derselben franz. Flotille, auch mit Sonnendach.


https://www.google.de/imgres?q=chebec+po…29,r:0,s:0,i:72


Schmidt
Das Modell basiert wohl auf Le Singe
https://www.cbx41.com/article-chebec-le-…e-68918125.html , einem Modell dessen Takelage 1880 überarbeitet wurde. So ganz zeitgenössich scheint das Modell auch nicht zu sein , denn soweit meine Französisch reicht (nicht weit),ist das Modell erst 1829/30 in den Besitz des Ministère du Marine gekommen. Wer weiß schon nach welchen Unterlagen das Modell überhaupt gebaut wurde bzw. was neben der Takelage noch alles überarbeitet wurde? Und Admiral Pâris Rekonstruktionen sind ja ohnehin mit Vorsicht zugenießen.

Zitat

Was die Verwendung des vom Sonnensegel überdachten Bereichs betrifft, kann auch ich nur spekulieren. Tatsache ist wohl, dass auch andere Schebecken dieses Zelt zeigen.
Das Sonnensegel verwendet wurden kann ich mir schon vorstellen, nur warum über den Decksüberhang installieren wo es anscheinend außer sonnenhungrigen Großstädtern nichts zu schützen gibt? ;)
Von Franco Gay gibt es übrigens einen Modellbauplan, der Trois Lis, der offensichtlich auf Le Singe basiert. Der Plan zeigt daher naturgemäß ebenfalls diese Sonnenschutz-Unterkonstruktion. Es wundert also nicht wenn es viele Modelle geben sollte die sich an Le Singe orientieren. Nur kann man diesem Modell, das offensichtlich überarbeitet wurde, bedingslos Glauben schenken?!?
Der Originalplan, einer der Requin sehr ähnlichen Schebecke aus einem Buch über venezianische Schiffe, jedenfalls zeigt die Konstruktion rund um den "Krokodilsbaum" so wie bei Fröhlichs Requin.


Natürlich steht wie immer die persönliche Entscheidungsfreiheit an höchster Stelle. Und wenn der Kapitän nach dem im Mittelmeer üblichen Wasserskifahren es sich unterm Sonnensegel bequem machen möchte........, dann soll es mir recht sein. :D

417

Dienstag, 24. Juli 2012, 20:40

Ein Sonnensegel spaltet die Gemeinde. 8)

Nein, im Ernst, jeder, der historische Pläne und Rekonstruktionen produktiv anzweifelt, tut das mit guten Gründen. Aber ich wette, das Erste, wonach alle von uns auf einem solchen Schiff an einem Augusttag zwischen Malta und Zypern verlangen würden, wäre: ein Sonnensegel. Ich bin gerade mit einer Variante befasst, die ein bisschen rustikaler aussehen soll. Mal sehen, vielleicht richte ich rund ums Ruder noch so eine Art Aufenthaltsraum ein. ;)

Schmidt
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418

Mittwoch, 25. Juli 2012, 09:19

Da das Wetter viel zu schön ist, um nicht in der Werkstatt zu sitzen, habe ich mich gleich an Sonnensegel 2.0 gemacht. Im Ernst, letztes Jahr wurde meine Werkstatt unter dem Dach neu isoliert und mit einem großen Fenster ausgestattet, so dass es gestern Nachmittag bloß 28 statt der bei solchem Wetter bislang üblichen 36 Grad waren. Hätte fast gefroren.

Hier die 2. Version. Ich werde sie zuerst mal lackieren und lasieren, um zu sehen, ob das nicht besser als die überplante Variante aussieht.







Diese abenteuerliche Konstruktion dient der Herstellung jener Plane, die den Raum unter dem Achterdeck nach vorne abschließen soll. Muss ich das kommentieren? Das Tempotuch ist weißleimgetränkt und trocknet jetzt in der Sonne.







Und hier noch ein Nebenschauplatz. Die Leiter zum Achterdeck ist mittlerweile einmal durch den Ablackierer geschwommen. Die Planken aus Poly sind aufgeklebt. Die Konstruktion des Geländers bereitet mir aber immer noch Probleme.







Schmidt
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419

Mittwoch, 25. Juli 2012, 15:22

Andere Schebecken hatten eine Art achteren Bugspriet (Achterspriet?),


Das nennt man einen Papageienstock. Und auf allen mir bekannten darstellungen sieht der ganz schön fest aus. Krokodilsspiere, oder Krokodilsbaum finde ich als Ausdruck sehr schön. Was ich daran lustig finde ist das du dem Teil einen Tiernamen gibst ohne zu wissen dass ein sehr verwantes Bauteil auch einen Tiernamen gibst;-) Wenn der Papageienstock so fest wirkt wüsste ich nicht warum sein naher Verwante, der Krokodilsbaum nicht auch fest sein sollte? Ausserdem hätten die damals doch eine Art Gaffelbaum an den Mast gemacht wenn die da was mobiles gebraucht hätten und nichts festes neben dem Mast. Der Krokodilsbaum ist sicher so lang weil der so besser halten sollte, das Ziel ist ja einen grösseren Besan zu machen, und der Papageienstock war praktisch um das Segel weiter hinten zu halten, aber weil der nich lang genug im Schiff war hielt der nicht so gut. Da hat man ihn innenbords verlängert und ihn mehrmals im Schiff befestigt. So war der neue Krokodilsbaum viel bruchsicherer.

lg

hms

420

Mittwoch, 25. Juli 2012, 16:00

Stimmt, dass mit den Tiernamen ist echt witzig. Nur um es rund zu machen, nicht zum Klugscheißen: Der "Achterspriet" hieß meines Wissens sogar "Papagoienstock", was natürlich -wer hätte das gedacht- nichts anderes heißt als Papageienstock, scheint aber wohl die altertümliche Schriftweise gewesen zu sein. Weit weniger bildhaft wurde er auch schlicht als "achterliche Schotstütze" bekannt. Diese ragte tatsächlich ziemlich weit rein Richtung Rumpf. Ging das nicht konstruktiv oder aus Platzgründen, wurde er alternativ mit "Auslegergeeren" abgestützt, kleine Stage rechts und links nach schräg unten/zur Seite wech, z.T. sogar mit Spannmechanismen aus Jungfern o.ä..
Wie gesagt, nur als Ergänzung...

Schöne Grüße

Chris :ahoi:
"Go and tell Lord Grenville that the tide is on the turn. It's time to haul the anchor up and leave the land astern. We'll be gone before the dawn returns. Like voices on the wind..." (A. S.)

"Mayflower"

"La Santissima Madre"



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