Hallo zusammen!
So, nach einer kleinen gefühlten Ewigkeit, wird es nun aber wirklich mal wieder Zeit, meinen Baubericht zu entstauben. Dass ich mich so lange nicht gemeldet habe, lag zum einen nach wie vor an meiner beruflichen und privaten Eingespanntheit

. Aber auch vor allem daran, dass das Kapitel „Rahen“ doch gründlich unterschätzt hatte und dieses wesentlich trickiger ist, als ich gedacht hatte.
Aber es war auch letztlich eine gute Übung, wenn ich später mal Holzmodelle baue: Im Grunde war es nämlich das Gleiche, die Rahen mussten ja allesamt aus Holzrundstäben selbst hergestellt werden. Die Nummer mit dem Einspannen in eine Bohrmachine o. ä. hat bei mir irgendwie nicht zu dem gewünschten Ergebnis, wohl aber zu einer Menge Schleifstaub und –trotz Handschuhen- zu verbrannten Flossen geführt

. Also habe ich auf „manuellen Betrieb“ umgeschaltet: Mit einem Taschenhobel erst grob die Verjüngungen abgetragen und dann lange nachgeschliffen
mit Schleifleinen und diversen Schleifpapieren, bis sie passten und die gewünschte Form hatten. Die Nocken habe ich dann mit dem Skallpell reingeschnitzt und anschließend alles sauber verschliffen. Soweit so gut, trotz vieler Fehlversuche und Kleinholz wegen falscher Bemessung der Proportionen und abgebrochener Nocken beim Schnitzen.
Ich habe mich dann doch dafür entschieden, die Unterrahen mit Leesegelspieren auszurüsten. Also mussten diese auch erstmal proportional berechnet und hergestellt werden. Das Problem war aber eigentlich vielmehr das der Leesegelbrillen, die die Spieren an der Rah halten sollen. Hier habe ich mir überlegt, diese wie folgt her- und darzustellen: Aus dünnen
Polysheetstreifen erstmal Ringe auf Spieren und Rahen anbringen und sauber verschleifen.
Dann lediglich mit Augenmaß und Hoffnung so Bohrungen auf beiden Bauteilen anbringen, dass man abgelängte Nägel möglichst im Winkel von 45° einkleben kann, auf die man dann als Gegenstück die Spieren auf- bzw. einkleben kann. Und zwar so, dass sie symmetrisch und möglichst parallel zu den darunterliegenden Rahen liegen. Hierfür waren einige Versuche nötig, bis alles einigermaßen da saß, wo es sollte. Dann wurden die Laschings aus 0,1mm Garn angebracht, die die leesegelspieren im nicht benötigten und eingefahrenen Zustand an der Rah
sichern sollten. Hierfür musste ich aber nach mehreren Fehlversuchen, da ich damit die dünnen und zur Rahmitte überstehenden Spierenenden regelmäßig zu dicht an die Rahen gezogen habe, so dass sie wie krumme Bananen dort hingen

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Auch nicht der Weisheit letzter Schluss

…! Also Laschings wieder runter und die Spieren mit dünnen Sheetstreifen unterfüttern, so dass sie ein Distanzstück erhielten, das später von der Lasching verdeckt werden sollte. Das hat dann auch letztlich hingehauen

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Aber dann standen schon die nächsten Probleme an: Ich musste zig mal die Leitblöcke wieder versetzen, da sie zwar theoretisch fast richtig, bei Passproben am Mast dann aber mal zu weit außen, mal zu weit innen oder in den Abständen untereinander nicht stimmten, trotz Vergleichen mit diverser Literatur und Recherche. Und das mit bereits vorhandenen Leesegelspieren, die dabei –eine falsche Bewegung- wieder von ihre filigranen Nägeln ausbrachen, so dass ich sie gleich wieder neu aufkleben musste, natürlich jedes Mal mit neuen Laschings, die das natürlich auch nicht überlebten

. Und schlussendlich noch die Fußpeerde und die Springpeerde, die mal zu kurz oder zu lang waren und dann noch unnatürlich und entgegen aller Gesetze der Schwerkraft in allemöglichen Richtungen, zumeist aber nicht so wie sie sollten, nämlich senkrecht nach untern abstanden. Ich glaube, ich habe die beiden Unterrahen insgesamt viermal wieder entlacken
müssen und alle angebauten Teile wieder entfernen und neu machen müssen. Das hat echt allmählich genervt, hier half meist nur ruhig bleiben, für heute beenden und erst frühestens am nächsten Tag weitermachen und mit Geduld die vorherigen Fehler beherzigen

. Aber ich will hier nicht nocht länger rummähern, ich hatte mir das ja so ausgesucht und in meinen Dickschädel gesetzt, und mir die Suppe ja somit selber eingebrockt. Also musste ich da durch und basta

. Das Ergebnis war dann letztlich nicht so 100%ig wie in meinen theoretischen Vorstellungen (ist ja fast nie so), aber doch so, dass es mir gefällt. Dann wurden die Rahen endlich und „feierlich“ mit ihren mehrscheibigen Taljenfallen und Racks an den Masten befestigt und mit Toppnanten versehen. An den Racks wurde jeweils noch eine Strecktalje angebracht, die die Racks auf Zug halten, fast also wie in Realität. Die einzelnen Belegstellen an den Masten wurden dann noch mit gefakten aufgeschossenen Tauen versehen, die Toppnanten erstmal nur lose belegt für eventuelle Korrekturen. Die Rahen hängen also komplett und werden ausschließlich
durch Tauwerk gehalten, sie lassen sich also später noch anbrassen, wenn ich möchte.
Aber hier nun endlich Bilder von den Ergebnissen. Ich denke mit meinen Beschreibungen sind sie selbsterklärend, ansonsten fragt bitte nach, falls irgendwas unklar sein sollte und jemand eventuell mehr wissen möchte, okay? Oder falls wieder zuviel Fachchinesisch natürlich...
Schöne Grüße
Chris