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autopeter

unregistriert

61

Donnerstag, 27. Juni 2013, 14:28

Bei Schmidt reinschauen macht wie immer riesigen Spaß!
Was du aus dem Wrack machst ist atemberaubend.
Außerdem eine sehr interessante Herausforderung, bin begeistert :ok: :ok: :ok: :ok: :ok:
Gruß
Peter

62

Freitag, 28. Juni 2013, 08:37

Weiter geht es in Sieben Meilen(Jahren) Schritten.
Am Rumpf begann auch eine der aufwändigsten (und langweiligsten) Routinearbeiten bei der Restaurierung: Die Rekonstruktion der Reling. Etwa 450 cm Reling mussten neu aufgebaut werden.
Ich hatte bei der Zerlegung des Modells lange darauf spekuliert, die Reling erhalten und vor Ort von Lack und Dreck befreien zu können. Ich denke, das folgende Foto zeigt, wie "fromm" dieser Wunsch war.



Tatsächlich musste ich die Handläufe entfernen, jede der xxx (ich werd sie mal aus Jux zählen) Relingstützen vorsichtigst herausziehen, sie zuerst in Aceton baden und anschließend von Hand (Glasfaserradierer etc.) putzen. Nicht vergessen: Löcher 0,5 mm aufbohren und reinigen. Relingstützen anschließend richten und sorgfältig aufbewahren.
Und dann ging es an die Rekonstruktion. Ich zeige das exemplarisch an der untersten Reling. Hier mussten zunächst die Kanten am Rumpf geschliffen und neu lackiert werden, in mehreren (zwischendurch wieder geschliffenen) Lagen und natürlich ohne die Löcher zuzuschmieren, die ich ja, weil ich die Originalhandläufe verwenden wollte, an genau der richtigen (alten) Stelle brauchte. Glücklicherweise habe ich eine Humbrol Farbe gefunden, die sehr gut zu den Decks passt. So muss ich nie anmischen. Hier ein Zwischenstadium:



Doch wie jetzt die Stützen einsetzen? Klar, keine Frage: kleben! Aber am Original war NICHTS geklebt. Da drücken nur die oberen Decks (vermittels der Schrauben unter den Aufbauten) das ganze Modell zusammen wie die Hände eines 2 Meter Mannes die Schichten eines Hamburgers vor dem ersten Biss. Würde ich allerdings die Stützen nur locker einsetzen, bekäme ich die Durchzüge niemals hindurch, ohne die Stützen wieder heauszukatapultieren. Konnte ich mr gut vorstellen, wenn ich abends nicht einschlafen konnte.
Also habe ich die Stützen auf 0,5 mm Messingdraht aufgefädelt, dabei immer ein Auge auf die Fotos, die ich bei der Zelegung gemacht hatte. In diesem Fädel-Stadium konnten sie auch ein letztes Mal auf Hochglanz geputzt werden.



Und jetzt nur noch einsetzen. Zum Glück bin ich ein Octopus; trotzdem hätte ich gerne auch noch eine neunte Hand gehabt. Da musste halt Klebeband aushelfen.



Und dann der große Moment. Der Handlauf, der natürlich mittlerweile mehrfach gebrochen (immer an den Löchern, klar) und wieder repariert worden war, sollte von oben über die verlängerten und auf die einfachen Relingstützen geschoben werden. Würde das funktionieren? Tat es. Und es reichten erstaunlicherweise vier Hände aus. Zwei Fotos vom Ergebnis:





Da, wo der Handlauf auf das massive Schanzkleid trifft, ist er im Original gestiftet. Ich habe das später mit Messingdraht, der zuvor in Sekundenkleber getaucht ist, imitiert. Kleines Zugeständnis an die Neuzeit. Die massiven Messingstützenn aus T-Profil müssen später wie die Spitzen der verlängerten Relingstützen in das jeweils obere Deck passen.



Die Reling um das Achterdeck war das erste komplexe Teil, das am neu hergerichteten Rumpf befestigt wurde und nicht wieder abgenommen werden kann, um es noch einmal (und noch einmal und noch einmal...) zu überarbeiten und zu verbessern. Das war schon ein gewisser Schritt! In die richtige Richtung. Außerdem kann man, denke ich, sagen, dass die Reling etwas hermacht und ein erster Indikator für die Qualität des ganzen Modells ist.

Danke für das Interesse. Ich freue mich immer über Kommentare und Fragen.
Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

63

Freitag, 28. Juni 2013, 09:39

....man hält es nicht für möglich......schmidt's meisterstück....?
LG der roland

64

Freitag, 28. Juni 2013, 10:38

WOW, einfach toll :ok: :ok:

LG :wink:
Marcel

65

Samstag, 29. Juni 2013, 14:20

Decks und Aufbauten ließen sich, als die entsprechenden Schrauben einmal gefunden waren, weitgehend problemlos voneinander trennen. Nichts war geklebt. Ich habe bei der Demontage des Modells die Arbeit der Leute von damals wirklich sehr zu schätzen gelernt! Die Aufbauten sind in beiden Dimensionen zurecht geschliffene Holz"schnitten" (Decksprung/Balkenbucht), die an allen Seiten mit einem hochwertigeren Holz "furniert" sind. Der Lack auf den Aufbauten war noch am besten erhalten; dennoch habe ich mich zu einer Entfernung aller Beschläge und einer Neulackierung entschlossen. Die folgenden Fotos zeigen Decksblöcke in verschiedenen Bearbeitungsstadien:





Ein geringes Problem war die Neulackierung, ein größeres das Reinigen der Fensterrahmen, die übrigens aus Messing Stück für Stück gesägt (jawohl!) sind. Sie waren mit winzigen Nägeln genagelt; genau wie die Kunststoff(??)plättchen dahinter ließen sie sich gut entfernen. Aber es waren halt sehr viele:





Gesäubert habe ich die Teile mit Seifenlauge und Schmirgelpapier. Anschließend habe ich sie wieder zusammengesetzt, wobei ich allerdings ein ganz kleines bisschen Sekundenkleber verwendet habe. Ich musste auch neue Löcher (0,4 mm) bohren, weil ich nicht jedes Fenster exakt an seinen angestammten Platz zurückbringen konnte. Die alten Löcher wurden natürlich verdeckt.
Leider fehlten einige der großen Fenster. Bei einem früheren Sturz des Modells auf die Backbordseite (der noch andere Beschädigungen zur Folge hatte) sind sie wohl abgerissen worden. Ich hätte die Rahmen jetzt ätzen lassen können; aber da die Originale aus ziemlich dickem Material gesägt waren und keins wie das andere aussieht, habe ich ein paar Rahmen abgeformt. Hier sind sie bereits grundiert und zweimal mit Humbrol-Gold gestrichen.



Links der Abguss, rechts das Original:





6 1/2 Jahre hat es gedauert, bis ich die erste Vorher/Nacher-Detail-Foto-Gegenüberstellung inszenieren konnte. Es handelt sich um den Bereich zwischen dem zentralen und dem hinteren Aufbau. Der hintere Aufbau enthielt normalerweise die Krankenstation und war daher baulich streng abgetrennt. Daher auch die quer gezogene Reling.
Die deutlich erkennbaren Bohrlöcher im Deck und die bei der Zerlegung gemachten Aufnahmen ermöglichten (bei dennoch erheblichem Kramen in den Teilekisten) eine Vervollständigung der jeweiligen Szene. Der Vorgang hatte trotzdem etwas angenehm prickelnd Archäologisches. (Schliemann gräbt Troja aus und setzt es anschließend wieder zusammen...)





Schönen Tag! Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
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66

Samstag, 29. Juni 2013, 14:37

Guten Tag Schmidt,

manchmal kommen Dinge zusammen, die einfach zusammen gehören...

Zum Ersten, dass du im Internet über dieses Modell gestolpert bist.

Zum Zweiten, dass du dich dafür interssiert hast, trotz, oder gerade wegen des Zustands.

Zum Dritten, dass du die Courage hattest, dich auf diese Aufgabe überhaupt einzulassen.

Und zum Vierten, dass das Modell an jemandem wie dich geraten ist, der mit seinen Fertigkeiten dem Modell zu altem Glanz verhilft.

Großes Kino Schmidt, ich gratuliere weniger dir als dem Modell, dir in die Hände gefallen zu sein. Man spürt trotz der wenigen Aufnahmen und dem Text, dass du auch mit einem Stück "Respekt" und Feingefühl an die Aufgabe herangegangen bist.

Meinen Glückwunsch, Kaiser Franz Joseph I, besser als an Schmidt zu geraten, hättest du es nicht treffen können. :wink:

Beste Grüße an euch beide

Bernd

67

Samstag, 29. Juni 2013, 17:36

Dem Vorredner schließe ich mich an.
Da hat der richtige Fachmann das passende Restaurierungsobjekt gefunden. :ok:

Und ich muß schon sagen, dass was da der ursprüngliche Modellbauer geleistet hat ist natürlich auch eine grandiose Arbeit gewesen. Und das zu einer Zeit als man noch nicht die modernen Fertigungsmethoden kannte. :)
Ich habe stets mehrere Modelle im Bau, oft gibt es längere Pausen. Aktuell im Bau, bzw. in den letzten Monaten immer mal etwas dran gemacht: die hier gezeigten Modelle im Thread "Querbeet". --- Ansonsten viel Gartenarbeit beim Erstellen eines neuen Gartens auf einem komplett runtergekommenen Geröll- und Müll-Grundstückes. usw ........ :wink:

68

Samstag, 29. Juni 2013, 18:02

...ich mich auch nicht sattsehen!!!! :sabber:

69

Sonntag, 30. Juni 2013, 12:22

Kann da auch nur sagen :respekt: für diese grandiose Leistung und das in doppelter Hinsicht. Erstens fürs Zerlegen und zweitens für das Originalgetreue Zusammenbauen.
Daumen hoch :ok:
:ok: Gruß Heiko :ok:
Im Bau: Black Pearl im Ms 1:60
im Bau: Schubschiff als RC Einstieg
in Arbeit: Ulsteins XBow

Hütet euch vor Sturm und Wind und Ossi's, die in Rage sind.

70

Sonntag, 30. Juni 2013, 13:11

Nach Fertigstellung der unteren Reling war es Zeit, die unteren Decks einzulegen und die Beschlagteile (aus einem halben Dutzend Kästen und Kästchen!) zusammenzusuchen und zu platzieren. (Ohne meine Fotos wäre ich wirklich vollkommen aufgeschmissen!)
Hier die Teile auf dem Backdeck, fast vollständig positioniert, einige mussten, andere gestrichen werden. Ich hatte auch Brünierbeize bestellt, um einige Teile neu zu brünieren. Im Original waren wohl die meisten dunklen Teile brüniert; das ergibt schon eine etwas andere "Oberflächenaura" als ein Farbüberzug. Doch weil ich die betreffenden Teile zuerst komplett hätte abschleifen müssen, um sie neu brünieren zu können, habe ich mir diese bei den schlichten Teilen ie den Pollern gespart und sie gleich lackiert.
Hier zunächst eine Totale, dann ein paar Detailaufnahmen.









Anmerkung: Die Backbord-Reling ist aus neuen Relingstützen gebaut, da die Originalteile so stark der Feuchtigkeit ausgesetzt waren, dass zu viele davon beim Herausziehen zerbrochen waren. Natürlich habe ich keine Stützen in exakt derselben Größe bekommen, aber immerhin sind die neuen den alten sehr ähnlich. Dass sie etwa 1,7 mm kürzer sind, fällt m.E. nicht auf. Ich fand sogar eher die Originalreling ein bisschen zu hoch.

Schönen Sonntag! Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
Über das Bemalen mit Humbrol- und Ölfarben: http://www.wettringer-modellbauforum.de/…9193#post739193

71

Sonntag, 30. Juni 2013, 14:02

Hallo Herr Schmidt!

Ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich mich sehr freue diese (deine) Restaurationsbericht zu sehen. Sehr, sehr beeindruckend!

Die Gesamteindruck ist auch sehr harmonisch. Klasse!

Gruß
Sascha.

72

Montag, 1. Juli 2013, 11:02

Die tägliche Ration Kaiser FJ I.

Zunächst ein Blick auf einen der vielen Nebenschauplätze, auf denen ich mich immer wieder tummeln konnte, wenn das Große Ganze zu belastend wurde. So musste ich sämtliche Lüfter von der starken Oxydation und den Farbresten im Inneren befreien. Ich hatte auch schon die Farbe gefunden, mit der die Innenseiten beim Original gestrichen waren: British Scarlet Red. Aber diese Farbe - sie gefiel mir nicht, obwohl das Genua-Modell sie auch zeigt. Sie biss sich m.E. schrecklich mit dem Rot der Schornsteine. Ich habe dann stattdessen ein kräftiges Normalrot gewählt.



Die Lüfter wurden vor dem Einbau noch einmal poliert und dann zaponiert, also mit einem Speziallack gegen weitere Oxydation gestrichen.

Und damit zurück zu den Aufbauten. Denen fehlten noch die Türen. Fünf Jahre hatte ich überlegt, wie ich sie nachbilden soll. Am Modell waren sie mit dünner Feder getuscht.



Doch das schaffte ich nicht, ohne wieder alles zu ruinieren. Ich hab's versucht, auch mit Schablonen, doch es ging nicht, nicht zuletzt wegen der zumeist fehlenden Auflagefläche für Hand und Lineal. Es folgten dann Versuche mit Türen, die ich aus Resin gegossen hatte. Hier die Silikonform mit transparentem Deckel:



Und hier das Ergebnis:



Doch diese Türen hatten keine "scharfen" Kanten, und die wurden durch das Lackieren noch etwas "weicher". Sprich, die erhabenen Türen wirkten (obwohl eigentlich "realistischer") so gar nicht wie die getuschten am Original, die etwas sehr Distinktes und Sichtbares haben.
Später dann der Durchbruch: Ich habe eine Tür mit Zeichenprogramm konstruiert und auf durchsichtige, selbstklebende Folie gedruckt, die der Papierwaren-Händler meines Vertrauens mir empfohlen hatte. Das Ergebnis:



(Größe übrigens ca. 17 an 9 mm) Hier noch ein Foto vom ersten Bogen, Türen in verschiedenen Größen wie im Original. Mit 1,40 Euro ist man dabei....



Aber auch das war nicht die endgültige Version; denn schließlich habe ich die Türen durch selbstgefertigte Nassschiebebilder dargestellt, die sich noch "randloser" auf das Holz legen lassen, da sie noch ein Stück dünner sind. (Man beachte die Türgriffe: ein Griffstangenhalter mit kleinem Ring.)



Die Technik des Decals funktioniert großartig. Einen Nassschiebebildbogen, den ich mit einem Laserdrucker bedrucken kann, bekommt man für etwa 2 Euro im Ebay (Suchbegriff "Decals"). Im Fachhandel bin ich nicht fündig geworden.

Schmidt
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73

Montag, 1. Juli 2013, 11:19

Guten Tag Schmidt,

nach deinen Angaben ist die Tür 17 x 9 mm groß. Ich habe mir das Bild auf dem iPhone so lange verkleinert, bis ich die gleichen Maße hatte und dann den Türring abgegriffen, der wäre demnach 2 mm groß, was meines Erachtens zuviel wäre. Eine Möglichkeit wäre mit 0,3 mm Draht einen kleineren Ring zu zwirbeln, oder einen Knauf (Kopf einer Stecknadel und noch ein wenig abschleifen) anzusetzen, der aber dann auch nur in Natura zwischen 5 und 8 cm liegen dürfte.

Sorry für's Motzen, aber der jetzige Ring ist für meine Begriffe überdimensioniert...


Beste Grüße

Bernd

74

Montag, 1. Juli 2013, 11:32

Ist er, keine Frage. Aber die Türen an den Aufbauten waren einer der Orte, an denen ich meine Projektphilosophie entwickeln konnte. Heute würde ich in einem ähnlichen Fall gar nicht mehr auf die Idee mit den Resintüren kommen, denn es gilt ja: Das Modell zu rekonstruieren - und sonst nichts. Griffstangenhalter und Ring sind vom Original genommen und gesäubert. Einige wenige mussten ersetzt werden, ich habe dazu Halter aus dem Eisenbahnmodellzubehör genommen.
Ich bin heute froh, viele Dinge nicht "verbessert" zu haben. Sie hätten den Gesamteindruck des Modells sicher eher geschwächt. Manchmal bedauere ich, den Rumpf nicht abgeformt zu haben. Es wäre ein zumindest interessantes Projekt gewesen, das Modell mit "heutigen" Mitteln und nach aktuellen Standards noch einmal zu bauen.
Für die Aufmerksamkeit bedankt sich: Schmidt
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75

Montag, 1. Juli 2013, 14:08

Einfach genial!

Ganz ehrlich: dieser Akt wäre wohl einer Publikation in einer Zeitschrift würdig, oder gar eines eigenen Bildbandes.
Bin auch dafür, dass das vollendete Werk in ein Museum kommt - ist eigentlich zu schade für ein Heimmodell... wie klingt das: "Schmidt-Saal im Schifffahrtsmuseum Bremerhaven"? :ok:

Hätte da noch ein Frage: wie formt man einen derart großen Rumpf ab?

LG und alle Daumen hoch für dieses grandiose Projekt!!
Mathias

76

Montag, 1. Juli 2013, 14:52

Danke!
Vielleicht entschließt sich der Staat Österreich (nach meinem Tode?), das Modell unter seine Fittiche zu nehmen. Eigentlich müsste es ja zurück nach Wien, wo es die längste Zeit verbracht hat. Aber zuerst möchte ich mit meiner Familie ein paar Jahre was davon haben. Wir haben eine neue Regalwand im Wohnzimmer geordert, die demnächst (zusammen mit dem Modell) fertig werden wird. Wenn meine Frau das erlaubt, werde ich Bilder zeigen.
Einen Rumpf dieser Größe kann man durchaus abformen, und zwar mit einer (zweiteiligen) GFK-Form. Das Problem dabei ist im Gegensatz zu den Silikonformen (für die dieser Rumpf zu groß wäre), dass man Gefahr läuft, Urmodell und Form miteinander zu verkleben. Da das zu Schäden am Urmodell führen würde, habe ich es nicht praktiziert. Und ehrlich gesagt: Ein weiterer Grund war, dass ich mir eine Form dieser Größe auch nicht zugetraut hätte...
Schmidt
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77

Montag, 1. Juli 2013, 14:57

Was wäre denn so das Maximum an Schiffsrumpf-Länge, was mit Silikonkautschuk machbar wäre (deiner Meinung/Erfahrung nach)?

LG, Mathias

78

Montag, 1. Juli 2013, 16:09

Das hängt sicher von mehreren Faktoren ab. Ein gewiefter Abformer nannte mir gegenüber einmal einen Meter. Man darf auch nicht vergessen, dass bei größerer Länge des Rumpfes Vorkehrungen getroffen werden müssen, um die Form stabil zu halten. Es gibt z.B. Techniken, bei denen die Silikonform in einem Holz- oder Gipsbett wie in einem Korsett ruht. Bei größeren Rümpfen wird eine Silikon-Form auch teuer. Ich denke mal, dass man für einen ein-Meter-Rumpf leicht 150 bis 200 Euro an Silikon bezahlt. Eine Abformung in GFK ist da wesentlich billiger, da nicht soviel Material gebraucht wird.
Schmidt
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79

Montag, 1. Juli 2013, 16:23

Hallo Schmidt,
ich finde bei großen Rümpfen die Abformung in Schichten am Besten.
Da kann man zwei, drei Silikonschichten aufbringen und darüber eine Gips / Holz oder GFK / Holz Korsettform.
So lässt sich auch ein Zweimeterrumpf noch abformen - bei nicht zu hohen Kosten.
Das Problem ist nur die Silikon-Schichtung... ;)

lg,
Frank
Modellbau ist Kunst - und manchmal Sport - und darf niemals als Arbeit gesehen werden!

Im Bau: The 24-Gun Frigate Pandora 1:128 - RC
Im Bau: Schlepper Goliath - RC

80

Montag, 1. Juli 2013, 18:06

Kürzlich war ich im Seemuseum in Kreuzlingen (CH) direkt neben Konstanz (D).
Da standen zahlreiche wunderschöne Schiffsmodelle in Vitrinen. Diverse Maßstäbe. Am schönsten waren diejenigen in so ca. 1:100 und etwas kleiner.
Ich bin sicher, irgendein Museum wird dein Modell mit Handkuss nehmen (als Dauer-Leihgabe).
Ich habe stets mehrere Modelle im Bau, oft gibt es längere Pausen. Aktuell im Bau, bzw. in den letzten Monaten immer mal etwas dran gemacht: die hier gezeigten Modelle im Thread "Querbeet". --- Ansonsten viel Gartenarbeit beim Erstellen eines neuen Gartens auf einem komplett runtergekommenen Geröll- und Müll-Grundstückes. usw ........ :wink:

81

Dienstag, 2. Juli 2013, 08:53

Beim allmählich voran schreitenden Wiederzusammenbau galt es immer zu bedenken, welche Bereiche man durch den nächsten Schritt evtl. nicht mehr erreichen würde können. Und da ich damit rechnen musste, dass viele dieser Schritte nicht so leicht rückgängig zu machen waren (jedenfalls nicht ohne Beschädigungsrisiko und ohne viel Zeit und Mühe zu verlieren) mussten die entsprechenden Anbauteile rechtzeitig fertig sein.
Ein Beispiel: die Rekonstruktion kleinerer Relingteile oder -bereiche. Hier eine Einfassung eines Treppenaufgangs, die sich in einem Teil erhalten hatte, aber repariert werden musste.



Anschließend musste ich die richtigen Positionen derTeile suchen. Denn austauschbar sind die "Module" am Modell nicht, leider sind auf der KFJI alle Löcher von Hand und auf Augenmaß gebohrt. - Und ich wollte, ja musste doch die alten Löcher benutzen!



Nicht immer gelang es allerdings, die Einheiten richtig zusammenzusetzen. Da gab es dann Neubauten nach alten Vorbildern.



Die Winschen der Ladebäume hatte ich vor Jahren schon vom schlimmsten Schmutz befreit. Bei genauerer Prüfung ergab sich jedoch, dass sie nur nach einer Zerlegung richtig gesäubert werden könnten. Also ans Werk!



Einige wenig Kleinteile an den Winschen waren verlorengegangen und mussten durch Resinabgüsse ersetzt werden:




Zum Schluss zwei Fotos von Prachtstücken der 100 Jahre alten Beschlagteilkunst. Für die große Ankerwinsch habe ich einige wenige Teile aus Messing nachgebaut.





Schmidt
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82

Dienstag, 2. Juli 2013, 08:59

WAHNSINN :ok:

LG :wink:
Marcel

83

Dienstag, 2. Juli 2013, 09:16

Dem kann ich mich nur anschließen, es ist wirklich Wahnsinn, was Du mit dem "Kaiser" anstellst, es ließt sich für mich wie ein Krimi. Du solltest, so denke ich, wirklich mal darüber nachdenken, ob Du den Restaurationsbericht nicht auf die eine oder andere Art veröffentlichst...
er hellauf begeisterte Hagen :wink:
Es rauscht wie Freiheit, es riecht wie Welt.
Naturgewordene Planken
sind Segelschiffe. Ihr Anblick erhellt
und weitet unsere Gedanken!
Joachim Ringelnatz

84

Dienstag, 2. Juli 2013, 10:26

Danke für die Komplimente!
Wenn ich in den letzten sieben Jahren an diesem Modell eines gelernt habe, dann dies: Man wächst (nur) an seinen Aufgaben. Ohne die Herausforderung durch dieses Modell hätte ich mir bestimmte Techniken sicher nicht angeeignet.
Und: Die moderne Vernetzung erlaubt auch den Vertretern "randständiger", also nicht mainstreamiger Hobbys, in raschen und aufschlussreichen Kontakt zu anderen Vertretern ihrer Spezies zu treten. Ich habe von Mitte der 1990er Jahre bis etwa 2004 Lokomotivmodelle gebaut. Damals war ich auf die wenigen Artikel in Fachzeitschriften angewiesen, der Lerneffekt hielt sich in Grenzen. In Foren wie diesen, die sich dann etablierten, findet man im Prinzip schnelle Antworten auf alle Fragen und darüber hinaus auch Werkzeuge oder Zutaten, auf die man sonst nicht gestoßen wäre. Siehe Daniels Ätzteile für die Victory.
@Hagen
Das Bücherschreiben liegt mir nicht ganz fern. Ich fürchte aber, dass die Zeit für solche Analogproduktionen vorbei ist. Außerdem habe ich es versäumt, von den Baufortschritten aussagekräftigere und/oder professionellere Fotos zu machen. So behält das doch alles den Touch des Amateurhaften; nicht geeignet für ein Hochglanzbuch.
Allerdings habe ich bereits angefangen (u.a. für dieses Forum), den Baubericht und die Fotos zu ordnen. Vielleicht richte ich mir demnächst eine Website ein, die ganz und ausschließlich dem Modell und seiner Restaurierung gilt und die dann alles Material aufnehmen kann.
Um das Original hat sich übrigens schon jemand anderer gekümmert:
https://books.google.de/books/about/Kais…AAJ&redir_esc=y
Bleibt mir gewogen!
Schmidt
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85

Dienstag, 2. Juli 2013, 11:43


Bleibt mir gewogen!

Schmidt


Hallo Schmidt,

bei diesen Leistungen ? Nichts anderes haben wir im Sinn.. :ok:

86

Dienstag, 2. Juli 2013, 11:50

Bleibt mir gewogen!

Du wirst von uns in Gold aufgewogen! ;)


lg,
Frank
Modellbau ist Kunst - und manchmal Sport - und darf niemals als Arbeit gesehen werden!

Im Bau: The 24-Gun Frigate Pandora 1:128 - RC
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autopeter

unregistriert

87

Dienstag, 2. Juli 2013, 11:56

Erstklassige Arbeit, die ich so noch nirgendwo anders gesehen habe, und außerdem kurzweilig und sehr informativ beschrieben.
Schmidt, du bist eine echte Bereicherung für dieses Forum.
Danke!

LG
Peter

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Realname: Matthias

Wohnort: Schwetzingen, Baden-Württemberg

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88

Dienstag, 2. Juli 2013, 17:44

Okay, dann bin heute mal der, der meckert :rot:. Hast Du keine Möglichkeit, die fehlenden Messingrollen an der Winch nachzudrehen oder von jemanden drehen zu lassen? Ich finde die (sorry) schnöden Resinabgüsse werden dem Modell nicht gerecht und man sieht den Unterschied zu den Originalrollen auch wenn sie angemalt sind. Im Notfall könnte ich sie Dir auch drehen, wenn Du mir Musterteile oder Zeichnungen schickst.
Einfach mal machen! Könnte ja gut werden.


Fertig:
H.M.S. Prince 1670 , Millenium Falcon von mpc

Im Bau:
Soleil Royal Holzmodell 1:140

89

Dienstag, 2. Juli 2013, 18:27

Du hast in der Sache recht. Die ergänzte Winsch ist daher auch noch nicht montiert. Ein Bekannter wird sie demnächst abformen, weil man ein solches Teil immer brauchen kann. Seine Abgüsse werden sicher besser sein als meine. Wenn es mir immer noch nicht gefällt, werde ich auf Dein Angebot zurückkommen.
Danke!
Schmidt
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90

Freitag, 5. Juli 2013, 18:23

Ein Tag im März barg wohl das Aufregendste, was ich in meiner Modellbauerlaufbahn bisher erlebt habe. Es galt nämlich, das erste Deck auf den Rumpf aufzusetzen.
Warum sollte das ein Problem sein: Nun, weil Rumpf und Deck in beiden Ebenen gebogen sind (Decksprung + Balkenbucht) und ich befürchten musste, dass sie nach der Trennung nicht so glatt wieder aufeinander passen würden wie zwei Glasscheiben. Tatsächlich hatten schon die Ersterbauer mit ein paar kleinen Schrauben an verborgener Stelle der Passgenauigkeit nachgeholfen. Ich selbst hatte vor Jahren nach ein paar Passproben noch weitere angebracht. Dennoch bedurfte es jetzt viel Geruckels, noch einiger weiterer Schrauben und zwei Stunden Feinjustierung, bis nach nach 100 Jahren und vier Monaten das Deck zum zweiten Male eingepasst war. Ein erster Blick aufs Ganze:



Das Modell hatte jetzt auch wieder ein Gesicht, weil das erste Deck vorne große Fenster zeigt.



Vor lauter Euphorie über das Gelingen habe ich auch gleich die Reling im hinteren Bereich des Decks rund um den 2. Mast rekonstruiert. Einzig das helle Stück rechts im Vordergrund musste neu erstellt werden. Das Bild zeigt übrigens auch im Vergleich den frisch eingepassten Handlauf im oberen Deck und den mehrmals bearbeiteten im unteren. Die durchgebohrten Löcher für die Relingstützen wurden zunächst mit ein wenig Sekundenkleber gefüllt, dann mit Spachtelmasse. Folgten Verschleifen und zwei Lackierungen.



Nun, da das erste Deck auflag, konnte man auch ein wenig transatlantische Atmosphäre aus der Sicht eines Passagiers der 2. Klasse einfangen.



Schmidt
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