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1 771

Freitag, 10. April 2015, 12:14

Was ja ma nu völlig absolut definitiv offensichtlich a priori bewundernswerterweise in keinster Weise und mit keinem Wort in Frage zu stellen ist!! :thumbsup: Hier hat sich nur gerade -wie so oft- mal wieder eine kleine selbstlaufende Fachdiskussion entfacht. Ich hoffe, Johann sieht es uns nach... :rot: :pfeif:

Schöne Grüße

Chris :ahoi:
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1 772

Freitag, 10. April 2015, 15:19

Fragt sich ob links oder rechts möglicherweise am Anfang nur reinen ästhetischen Wert hatte ...
also einfach nur weils jemand mal schön fand ...
und dem ganzen später ohne jegliche Grundlage weitere Wertigkeiten angedichtet wurden ...
eine Art Selbstläufer durch Hörensagen wie man ihn immer wieder mal findet.

Viel sinnvoller finde ich wie Wiki den Aufbau des Taues beschreibt:

Zitat

Geschlagenes TauwerkBearbeiten
Der Aufbau geschlagenen Tauwerks beruht auf dem Zusammendrehen von abwechselnd links und rechtsherum gedrehten Strängen unter Spannung. Somit sind bei den meist gebräuchlichen Seilen drei Kardeele rechtsherum verdreht, die ihrerseits linksherum aus einer Vielzahl von Garnen zusammengesetzt sind. Die Garne sind wieder rechtsherum aus einzelnen Fäden zusammengesetzt, die ihrerseits wieder aus linksherum gedrehten einzelnen Fasern zusammengesetzt sind.

Vermutlich hat sich aus diesem wechselweisen Aufbau so mancher andere Mythos entwickelt
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

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Youth, talent, hard work, and enthusiasm are no match for old age and treachery !
( In memoriam Prof. John A. Tilley, † 20.07.2017 )

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1 773

Freitag, 10. April 2015, 16:14

Vielleicht hat auch nur einer mal geschielt... :verrückt:
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1 774

Freitag, 10. April 2015, 16:26

Hier hat sich nur gerade -wie so oft- mal wieder eine kleine selbstlaufende Fachdiskussion entfacht. Ich hoffe, Johann sieht es uns nach... :rot: :pfeif:


Und ob, hab ja das Feuer selbst gelegt und auch noch angefacht ... :D

1 775

Freitag, 10. April 2015, 16:51

Hallo Folks,
nach dem ich von Chris namentlich angepreit (seem. für Anrufen) wurde, habe ich mich noch einmal mit dem Thema befasst, diesmal allerdings losgelöst von der Historie einzig von der Seite der praktischen Seemannschaft aus. Dazu habe ich dann erst einmal alle sich in meinem Regal befindlichen Bücher zum Thema "praktische Seemannschaft auf historischen Handelsseglern" (dem Thema, mit dem ich mich hauptsächlich beschäftige) durchgesehen. Und dann noch ein etwas längeres Telefonat mit dem Besitzer einer Bremerhavener Seilerei (was unter Anderem auch deswegen länger dauerte, weil wir während des Gespräches festgestellt haben, dass wir zur gleichen Zeit auf der "Gorch Fock" gefahren sind...) zur weiteren Klärung geführt. Und die Quintessenz ist folgende:
Für den praktischen Einsatz an Bord, egal ob als stehendes oder Laufendes Gut, ist die Richtung des Schlages total unwichtig. Entscheidend für den Einsatz als stehendes Gut oder laufendes Gut ist die Art des Schlages, also ob das Tauwerk in Trossenscghlag oder Kabelschlag hergestellt wurde. Wobei man grundsätzlich sagen kann, das für laufendes Gut trossengeschlagenes Tauwerk, für stehendes Gut kabelgeschlagenes Tauwerk verwendet wurde. Allerdings kam im Bereich des laufenden Gutes, z. B. bei Fallen, Hangern und ähnlichem auch kabelgeschlagenes Tauwerk zum Einsatz. Besagter Seilereibesitzer sagte mir dann auch noch, dass man bei Naturfaser- und Kunstfasertauwerk heutzutage standartmäßig eigentlich nur noch rechts geschlagenes Tauwerk herstellt, linksgeschlagenes Tauwerk würde er nur auf Anfrage herstellen.
In dem Zusammenhang noch etwas, das Euch als Spezialisten auf diesem Gebiet aber sicherlich bekannt ist: Auf den nordeuropäischen Handelsseglern, wenigstens den kontinentalen, denn von diesen handeln meine Bücher fast ausschließlich, wurde, solange für das stehende Gut naturfasertauwerk verwendet wurde, sogenanntes "wantgeschlagenes" Tauwerk verwendet, das ist Tauwerk im Kabelschlag mit vier Kardelen. Da Drahttauwerk in der Anfangszeit seiner Benutzung noch genau so verarbeitet wurde wie Naturfasertauwerk, liegt der Verdacht nahe, dass auch dieses bis so etwa Mitte des 19. Jahrhunderts ebenfalls vierkardelig war...
Wie gesagt, meine Literatur bezieht sich so ziemlich ausschließlich auf Handelssegler, da aber die praktische Seemannschaft auf Kriegern nicht so wirklich anders war, gehe ich mal davon aus, dass es sich auf diesen ähnlich verhalten hat. Die Tatsache, das in den Marinen der damaligen Zeit für das eine oder andere linksgeschlagenes Tauwerk verwendet wurde, mag also tatsächlich, wie schon von Showrodder angedeutet, seinen Ursprung hauptsächlich im ästhetischem Empfinden irgend eines mehr oder weniger degenerierten Potentaten oder eines ähnlichen Würdenträgers gehabt haben, welches man dann aus Gründen der Tradition einfach so weiter geführt hat, einen praktischen Nutzen hatte es jedenfalls nicht; als zwölfjähriger Angehöriger der ruhmreichen deutschen Seestreitkräfte weiß ich nur zu gut, das eine Marine zu wenigstens zwei dritteln nur aus Tradition besteht... Und um das ästhetische Empfinden o. g. Potentaten zu untermalen, sei hier eine Anekdote über den letzten deutschen Kaiser herhalten: Von Wilhelm II wird kolportiert, das er sich beim Vorbeimarsch eines Musikzuges darüber geärgert habe, das die Posaunisten ihre Züge zu unterschiedlichen Zeiten und obendrein noch unterschiedlich weit heraus zogen. Er soll nach der Parade den entsprechenden Musikmeister zu sich zitiert und angewiesen haben, dass in Zukunft die Posaunisten allesamt zur gleichen Zeit gleichweit herausziehen sollten...
Hagen :wink:
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1 776

Freitag, 10. April 2015, 17:03

Hallo Hagen,

vielen Dank für Deine Erläuterungen.
Hierzu erlaube ich mir ergänzend aus dem Buch von Klaus Schrage - Rundhölzer Tauwerk und Segel - folgendes anfügen:




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1 777

Freitag, 10. April 2015, 17:35

@Hagen

Von Wilhelm II wird kolportiert, das er sich beim Vorbeimarsch eines Musikzuges darüber geärgert habe, das die Posaunisten ihre Züge zu unterschiedlichen Zeiten und obendrein noch unterschiedlich weit heraus zogen. Er soll nach der Parade den entsprechenden Musikmeister zu sich zitiert und angewiesen haben, dass in Zukunft die Posaunisten allesamt zur gleichen Zeit gleichweit herausziehen sollten...

Ich würde sagen, dass war typisch Deutsch. Genau wie es in keiner anderen Sprache so viele genau bezeichnenden Wörter gibt, wie in der Deutschen Sprache.

@Johann
Bei Deinem eingestellten Artikel kann man genau das sehen, was viele - durch Buchzitate - hier erklärt haben

Und vielen Dank all denen, die uns hier nicht dumm sterben lassen.
Grüße aus Krefeld, Rolf :ok:


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1 778

Freitag, 10. April 2015, 20:48

Ich musste beim Lesen von Hagens Beitrag ja bei der letzten Anekdote echt laut lachen! :abhau: Vermutlich hätte Willy zwo beim Besichtigen eines frühen Automobilkonzerns auch vom Hersteller gefordert, dass künftig die Ventile eines Ottomotors gemäß kaiserlichstem Dekret bitteschön symetrisch zu öffnen und zu schließen haben, wie sieht denn das sonst aus?!? Und diese Nockenwelle- ohne Sinn und Verstand, der Versatz der einzelnen Nocken, das missfällt ihm aber gewaltig... Form folgt eben nicht immer der Funktion, wie wir wissen.

Chris :ahoi:
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1 779

Freitag, 10. April 2015, 20:59

Form folgt eben nicht immer der Funktion

Wieso eigentlich nicht? Mit Gewalt geht eben alles. :bang:
Grüße aus Krefeld, Rolf :ok:


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1 780

Samstag, 11. April 2015, 00:21

@GISRO
Was ich nicht so ganz verstehe...
Wenn ich auf den Link von Deinem Baubericht gehe lande ich bei dem von Prien :|
Unabhängig davon ist es mit einer der interessantesten Diskusionen,wo es seit dem ich diesem Forum beiwohne, gibt. Werde es ohne eigenen Senf weiter gerne verfolgen.
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1 781

Samstag, 11. April 2015, 10:23

Der Hagen mal wieder... :D

Vielen dank für die Erklärung und auch für den Lacher am Ende!
Auch dir Johann mein Dank für deine Erläuterung.

Ich denke, ich habe das nun auch begriffen und wie es auf den Bildern dargestellt ist, macht das auch für jemanden wie mich Sinn. :whistling:

lg Mickey
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1 782

Samstag, 11. April 2015, 10:27

@Michael

Es ist ja wohl kein Baubericht, sondern eher ein Austausch über vermeintliche Problemchen, über die gestandene Modellbauer lachen. Ich selbst bin Anfänger und sehe schon Mal ein Problem, wo vllt keins ist. Prien hat seiner Zeit des Trööt eröffnet, meldet sich aber nicht mehr zu Wort, wohl wissend, dass viele Anfänger dort posten. Ganz davon abgesehen macht es mir viel Spaß, die PE wachsen zu sehen
Grüße aus Krefeld, Rolf :ok:


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1 783

Samstag, 11. April 2015, 12:35

Zitat

ermutlich hätte Willy zwo beim Besichtigen eines frühen Automobilkonzerns auch vom Hersteller gefordert, dass künftig die Ventile eines Ottomotors gemäß kaiserlichstem Dekret bitteschön symetrisch zu öffnen und zu schließen haben, wie sieht denn das sonst aus?!? Und diese Nockenwelle- ohne Sinn und Verstand, der Versatz der einzelnen Nocken, das missfällt ihm aber gewaltig

...was will man auch von jemandem erwarten, der, als sich der Schuster Wilhelm Voigt als "Hauptmann von Köpenick" outete, gesagt hat: "Das macht uns auf dieser Welt keiner nach!"...
:wink:
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1 784

Samstag, 11. April 2015, 13:59

Hallo Kollegen,

nach der langen Diskussion und grauen Theorie wieder mal was Produktives ... :D

Blockherstellung für die Seitentaljen
Die für den Seitentaljen-Prototyp verwendeten Blöcke mit 4 mm Länge waren von JB Model, also ein Fertigprodukt. Die Blöcke für die 12 – Pfünder der La Créole hatten eine Länge von 234 mm im Original, also 4,875 mm im Maßstab 1/48. Insofern sind diese Blöcke etwa um 0,9 mm zu klein, was sich auch im Größenverhältnis zu den Haken negativ bemerkbar macht.
Somit war klar, dass ich diese Blöcke selbst herstellen musste. Auf dem folgenden Bild sind die bereits vorbereiteten Rohlinge für Einscheiben- und Zweischeibenblöcke zu sehen. Die entsprechenden Nuten wurden mit der Minikreissäge in die erforderlichen Querschnitte gesägt.


Fortsetzung folgt ...

1 785

Samstag, 11. April 2015, 14:11

Ohhh Johann!

Das sieht schon wieder schwer nach vielen C's aus! :D
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1 786

Samstag, 11. April 2015, 16:08

Mann oh Mann Johann (reimt sich sogar)

Das ist auch typisch Deutsch. Geht nicht, gibt´s nicht, was nicht passt wird passend gemacht. Und was nicht auf den Zehntel stimmt, wird selbst gemacht. Du bist auf jeden Fall kein Brillenträger. Eigentlich ist es aber das, was ich an Dir bewundere.
Grüße aus Krefeld, Rolf :ok:


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1 787

Samstag, 11. April 2015, 17:02

Hallo Rolf,

.. und ob, ... ich bin Brillen und Kontaktlinsenträger ...!
Eigentlich blind wie ein Huhn ... :D

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1 788

Samstag, 11. April 2015, 17:16

Dann ...

... kann ich nur sagen: "Wo man nichts sieht, ist fühlen keine Schande."
Grüße aus Krefeld, Rolf :ok:


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1 789

Mittwoch, 15. April 2015, 20:17

Fortsetzung: Seitentaljen für 18-Pfünder
Weiter geht es bei der Blockherstellung für die Seitentaljen der 18-Pfünder für die La Créole mit den Bohrungen für die Läufer.


Auf dem nächsten Bild ist ein fertiggestellter Doppelblock zu sehen. Des Weiteren sind daneben die Kauschen mit einem Durchmesser von 1,5 mm abgebildet.


Fortsetzung folgt …

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1 790

Donnerstag, 16. April 2015, 12:55

@Johann
Ich muss Mal dumm fragen. Wofür sind die so genannten Kauschen und wo werden sie verbaut.
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1 791

Donnerstag, 16. April 2015, 13:36

Zitat

Ich muss Mal dumm fragen. Wofür sind die so genannten Kauschen und wo werden sie verbaut.

...wenn ich diese Frage an Johanns Stelle beantworten darf:
Kauschen werden als Herz- oder Rundkausch (wie in Johanns Fall) in die Augen von Naturfaser-, Kunstfaser- oder Drahttauwerk eingespleiß oder -gebändselt, um ein Durchscheuern des Auges durch die Reibung an Metall, z. B. bei Schäkeln, Ring- oder Augbolzen oder Ähnlichem wie z. B. den Haken von Johanns Takeln zu verhindern. Meines Wissens sind Kauschen in der Seefahrt seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts (wieder?) im Gebrauch, an Land haben sie sich meines Wissens seit dem späten Mittelalter in der Baubranche an den Schwerlasthebevorrichtungen allseits bewährt. Allerdings waren sie schon in der Antike bei den ollen Römern bekannt, die in die Augen ihrer Kräne, mit denen sie so imposante Bauwerke wie die Aequadukte oder z. B. das Kolloseum bauten, einen der Kausch ähnlichen Schutz aus Bleiplatten einarbeiteten.
Was mich aber nun interessiert, Johann: Wie machst Du die Kauschen? Und drehst Du die Grummetstropps zum Einbändseln der Blöcke und Kauschen? Oder wie machst Du das???
Hagen
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1 792

Donnerstag, 16. April 2015, 13:49

@Hagen

Vielen Dank für die erschöpfende Auskunft. Ich konnte mit dem Begriff "Kauschen" nichts anfangen.
Grüße aus Krefeld, Rolf :ok:


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1 793

Donnerstag, 16. April 2015, 19:32

Hallo Hagen,

Danke für die ausführliche Beschreibung einer Kausche.
So gut, hätte ich es ohnehin nicht gekonnt.

Nun zu Deiner Frage bezüglich der Fertigung der gezeigten Kauschen:

Zuerst bohre ich in einen Messingstab mit 1,5 mm Durchmesser mittig mit einem Bohrer von 0,8 mm Durchmesser.
Das kann man nur mit einer kleinen Drehbank bewerkstelligen. Ankörnen ist unbedingt notwendig, ansonsten verläuft
der Bohrer.
Im nächsten Schritt wird mit einer Nadelrundfeile die umlaufende Nut an der Drehbank hergestellt. Danach wird die
Kausch mit einer Juweliersäge an der Drehbank abgedreht. Im Weiteren werden mit einem 1 mm - Bohrer
die Bohrungen nochmals etwas aufgeweitet.
Ich hoffe, dass ich es einigermaßen verständlich beschrieben habe.

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1 794

Donnerstag, 16. April 2015, 22:18

Hallo Johann,
So ein geballtes Können, welches Du uns hier präsentierst habe ich noch nie gesehen und bin völlig sprachlos.
Meinen allerallergrössten Respekt.
Das ist Baukunst in Vollendung!

Mit welcher Mini-Präzisionssäge machst Du die Nuten in die Blöcke?
LG
Marc

1 795

Freitag, 17. April 2015, 10:45

Hallo Johann,
hab Dank für Deine ausführliche Erklärung zur Herstellung der Kauschen; leider muss ich mir einen anderen Weg ausdenken, da mir zum einen die entsprechenden Werkzeugmaschinen fehlen, ich zum anderen für die "America" hauptsächlich Herzkauschen brauche...
Wäre noch die Frage, wie Du die Stroppen machst. Im Original waren es ja so genannte "Grummets", also Tauringe, die aus einem einzelnen Kardeel von der etwa dreieinhalbfachen Länge des Umfanges des Stroppes gedreht wurden. Dieses Verfahren ist aber selbst - wenigstens für mich - bei einem relativ großen Maßstab von 1:56 nicht machbar. Deine Stroppen sehen aber einem verwendeten Grummet so täuschend ähnlich, das ich mich frage, wie...
Hagen
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1 796

Freitag, 17. April 2015, 20:00

@Marcopolo

Hallo Marc,

Danke für Deinen Zuspruch!
Hier mit dieser Säge habe ich die Nuten gesägt:


@Stüermann

Hallo Hagen,

bei meinen Blockstroppen schummle ich ein wenig ... :D

Bei 1:48 ist es aus meiner Sicht auch nicht möglich ein Takelgarn mit Ø 0,5 mm
zu einem Tauring, wie im Original zusammen zu spleißen, wie hier zu sehen:


Anstelle des Spleißen verklebe ich schräg angeschnittene Enden eines Takelgarns so, dass man es
kaum bemerkt.

1 797

Samstag, 18. April 2015, 00:05

hallo Johann,
habe ich gleich heute mal in einem Probelauf probiert, ich glaube aber, ich habe da noch so einige Probeläufe vor mir, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden bin...
Aber: Diese Endlosstroppen, die der Seemann übrigens "Grummets" nennt, werden nicht zusammen gespleißt, sondern aus einem einzelnen Kardeel gedreht. Dazu wird von einer Leine entsprechenden Umfanges, wie er für die Leine des Grummet notwendig ist, ein einzelnes Kardeel entnommen. Dieses Kardeel muß so ungefähr die dreieinhalb- bis vierfache Länge des benötigten Umfanges des Grummets haben. Mit diesem Kardeel wird nun ein Auge gelegt, wobei beide Enden die gleiche Länge haben sollten. Die Enden werden nun mit einem Überhandschlag verbunden, anschließend wird das eine Ende rechts herum um das Auge, das andere Ende links herum um das gelegte Auge gewickelt. Dabei ist darauf zu achten, das man die Enden immer schön in die entsprechenden Keepen legt, damit man anschließend einen schönen gleichmäßigen Schlag bekommt. Gie letzten Enden werden dann (deswegen dreieinhalb- bis vierfache Länge des Kardeels!) wie beim Spleißen noch zwei mal unter die entsprechend vorliegenden Kardeele gesteckt und fertig ist das Grummet. Diese Art der Herstellung bedingt, dass das Grummet an jeder Stelle exakt die gleiche Stärke hat und das es sich nicht aufzieht. Ideal zum Einbändseln von Blöcken und Kauschen. - Nur im entsprechenden Modellmaßstab irgendwie überhaupt nicht - wenigstens von mir - hinzufriemeln...
Hagen
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1 798

Samstag, 18. April 2015, 07:29

Hallo Johann,
Danke für Deine Antwort,

ist die Maschine Marke Eigenbau??

Ich habe noch keine Maschine gefunden, die in diesem Größenbereich (Größe der Maschine als auch der Werkstücke) auch nur annähernd solch gute Ergebnisse liefert, wie Du es mit Deinen Blöcken hinbekommen hast.
Selbst Pr...XX..n scheidet hier mit ihren beiden Geräten an der Präzision meiner Meinung nach komplett aus.

So wie ich es auf dem Bild erkennen kann, ist an der Säge mittels Gewindestange der Parallelanschlag feinst verstellbar und einen Sägeblatthöhenversteller muß sie ja auch haben. HAMMER.

Wäre wirklich nett von Dir, mir hier ein paar gute Tips, einen Namen, etc. zu geben. So ein Präzisionsgerät würde alles erleichtern.

Ich hoffe, ich nerrv Dich nicht zu sehr mit meiner Fragerei.

LG
Marc

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1 799

Samstag, 18. April 2015, 09:56

Das ...

... ist ja wirklich eine Höllenmaschine. Die ist maximal 30cm breit. Zu kaufen gibt es so etwas schon. Ist aber nicht gerade billig.
Grüße aus Krefeld, Rolf :ok:


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1 800

Samstag, 18. April 2015, 11:02

@Stüermann

Hallo Hagen,
Danke für Deine Erklärung.
Da lag ich wohl falsch mit meiner Erläuterung.

Eine bildliche Darstellung von der Herstellung der Endlosstroppen hast Du nicht zufällig?

@Marcopolo

Hallo Marc,

diese Minikreissäge ist tatsächlich ein Eigenbau von einem Modellbauerkollegen.
Wenn Du Interesse an dieser Säge hast, folge dem LINK!

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1:48, Holz, J. Boudriot, Korvette, Segelschiff

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