Liebe Arizona-Bauer,
vielleicht noch mal ein paar Worte in Sachen RC-Ausbau:
Natürlich ist das Schiff geradezu perfekt geeignet für einen Ausbau mit einer Fernteuerung und obendrein bietet es sich bestens an für zahlreiche Sonderfunktionen.
Um Euch aber vor Geldvernichtung zu bewahren:
Es ist bereits durchaus anspruchsvoll die Grundfunktion von 3 Antrieben und einer zuverlässig laufenden Ruderanlage zu realisieren. Das Ganze so, dass man wirklich nur einen Schalter umlegt und das Schiff fahren lassen kann, bekommen bereits die Wenigsten hin. Die allermeisten RC-Boote sind Dauerbaustellen, weil einfach die Basics nicht ordentlich umgesetzt werden.
Geht man dann in Richtung Sonderfunktionen, so erwartet Euch ein Drahtverhau sondergleichen und die Notwendigkeit sich schon ein bisschen tiefer mit Schaltplänen und Elektronik auseinanderzusetzen.
Dennoch zur Motivation mal ein Link eines befreundeten Litauers, der sehr nette Lösungen im Bereich der ferngezündeten Pyrotechnik anbietet. Da sind tolle Videos dabei. Meines Wissens braucht man für so etwas aber hierzulande einen Pyrotechniker-Schein...:
https://www.myresearch.lt/
Mal kurz zu den denkbaren Funktionen:
Ruderanlage
Klassische Ansteuerung mit einem Mini- oder Micro-Drehservo. Aufgrund der erforderlichen Genauigkeit des Gestänges nicht trivial. Gute Feinmechanikerkenntnisse notwendig.
Antrieb
Damit es realistisch ist, sollten 3 Motoren zum Einsatz kommen. Am besten dazu 3 separate Fahrtregler. Will man nun bequem fahren, so sollte man diese über einen elektronischen Mischer verknüpfen. Bei edlen Anlagen kann man für so etwas den Sender programmieren. Alternativ eine Eigenbau-Mikrocontroller-Schaltung. Denkbar wäre beispielsweise bis Halb-Gas nur mit dem Mittelmotor zu fahren und darüber hinaus die äußeren zuzuschalten. Bei Rückwärtsfahrt würde ich den Antrieb auf eine Schraube begrenzen. Evtl. bei Rudervollausschlag die äußeren Schrauben gegenläufig betreiben, so dass ein Drehmmoment um die Hochachse aufgebaut wird. Die sehr kleinen Ruder haben nämlich kaum Wirkung, speziell bei Rückwärtsfahrt.
Beleuchtung
Prinzipiell einfach zu realisieren über Tonnen von SMD-LEDs. Damit das gescheit ausschaut und betriebssicher funktioniert, verrinnnen viele, viele Stunden. Ist sicher kein Einstiegsprojekt in die Elektrik.
Zum Schalten braucht es entsprechende Schaltbausteine. Man kann die Beleuchtung dann auch in Gruppen schalten.
Geschütztürme
Die Drehbewegung lässt sich einfach über Micro-Servos abbilden. Größtes Problem dabei: Wo kommen die vielen erforderlichen Kanäle her? Hier wirds bei handelsüblichen Produkten rasch sehr teuer. Und nicht grad jeder ist in der Lage sich selber seine Mikrocontrollerschaltungen dafür zu entwickeln.
Das Heben/Senken der Rohre ist ebenfalls mit einem Servo erzielbar. Die Türme sind ja groß genug. Irgendwo sah ich ein Modell, bei dem sich sogar die Rohre längs bewegten. Da wirds aber wieder bös feinmechanisch.
Vor allem: dies alles ist ein Riesenaufwand, von dem man auf dem Wasser absolut nichts sieht.
Schusssimulation
Von Flugvorführungen kenne ich Jets, die echte Schüsse (Platzpatronen) abfeuern können. Für Kinder und Laien eine herrliche Show - mit Ernsthaftigkeit hat das allerdings arg wenig zu tun. Ist halt ein lautes PÄÄÄÄNG.
Sinnvoller fände ich den Einsatz eines digitalen Wave-Recorders mit geeigneten Audio-Sequenzen, die man im Netz fischen kann. So etwas gibts fertig, ist aber auch nicht gerade simpel anzuschließen.
So eine Lösung hätte den großen Vorteil, dass man zugleich viel Quatsch realisieren kann - wie beispielsweise das Abspielen der Hymne beim Ablegen. Oder Dieselgeräusch.
Der anspruchsvollste Teil solcher Sound-Lösungen ist der Lautsprecher. Für die gewünschte Bass-Lautstärke braucht es da relativ große und schwere Speaker, die die Größe der 1:200 Arizona leicht sprengen. Auch hier gilt: 3 Meter entfernt vom Ufer hört man nichts mehr von dem, was im Boot akustisch passiert.
Bei den Geschützrohren gibt es die Möglichkeit leuchtstarke LEDs einzusetzen, die kurz flashen. Allerdings: bei Tageslicht sieht man davon praktisch gar nichts. Für Schiffsmodellbauer in Clubs gibt es mitunter "Nachfahren", damit wenigstens einmal im Jahr die viele Arbeit zur Geltung kommt.
Fazit
Wovon Ihr da träumt, das ist gewaltig viel Arbeit. Es wird in Summe 6 bis 12 Monate verschlingen und zusammen mehrere Hundert Euronen kosten. Alles ist machbar - aber man sollte sich im Vorfeld des Aufwands bewusst sein.
Für den Anfang empfehle ich eine Beschränkung auf die reine Fahrfunktion. Wenn das gescheit läuft, dann kann man Schritt für Schritt erweitern.
Im Übrigen gilt das Gleiche, wie in vielen anderen Bereichen: Mit viel Ahnung kann man durchaus ordentlich Geld sparen - fehlende Ahnung wird meist teuer. Auch gilt: Entweder viel Arbeitszeit oder viel Geld - schnell und für lau geht bei RC gar nichts. Deswegen macht es Sinn erst einmal mit kleinen, überschaubaren Baustellen ein Mindestmaß an Kompetenz aufzubauen, bevor man sich an die großen und damit zumeist sehr teuren Baustellen wagt.
Gruß,
Johannes