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Dienstag, 21. März 2017, 16:28

Kanonen und Kanonenpforten beim historischen Schiffsmodellbau

Hallo an alle,

ich habe eine Frage an die Modellbauer von historischen Kriegsschiffen.
Wann bzw. in welcher Situation hatten die damaligen Schiffe in der Realität alle Geschützpforten gleichzeitig geöffnet und wann waren alle Geschütze gleichzeitig zu sehen.

Gruß Peter

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Dienstag, 21. März 2017, 17:27

Hallo Peter!
Alle Pforten offen und mit ausgerannten Geschützen? Ich denke wenn man, bei einem für das Schiff ungefährlichen Seegang/Wetter, ein Gefecht nach beiden Seiten erwarten konnte. Also zumindest zwei Angreifer.
Mit ungefährlichen Seegang/Wetter meine ich dass das Schif aufgrund der Verhätnisse kein oder nur wenig Wasser durch die unteren Stückpforten aunimmt. Es gab ja Fälle wo Schiffe durch das öffnen der unteren Pforten abgesoffen sind. Siehe Thésée.

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Dienstag, 21. März 2017, 18:29

Hallo Jörg,

danke für deine Antwort/Hypothese. Das mit den geöffneten Stückpforten könnte schon passen. Und was ist mit den ausgefahrenen Kanonen?

Gruß Peter

4

Dienstag, 21. März 2017, 19:42

Beim Übungsschießen oder Geschützdrill...?

5

Dienstag, 21. März 2017, 20:04

Beim Gefecht.

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Dienstag, 21. März 2017, 21:25

Die Geschützbedieungen der Batteriedecks waren für jeweils das Geschütz auf Steuerbord und Backbord zuständig, kam man in die Lage nach beiden Seiten gleichzeitig zu Schießen wurde die Bedienung aufgeteilt So wurde z.B. der eigentliche zweite Geschützführer dann Geschützführer des gegenüberliegenden Geschützes usw. Die Teilung der Bedienungsmannschaft hatte natürlich einen Einfluss auf die Feurerrate der Geschütze, die sich verringerte, und ich kann mir vorstellen das die Mannschaften dann auch schneller ermüdeten. Ich denke daher das es einen triftigen Grund geben sollte die kompletten Geschütze auszurennen. In den meisten Fällen kämpften die Linienschiffe ja in Linienformation, man fuhr und schoss also ohnehin nur mit einer Schiffsseite in Richtung Gegner, wendete und fuhr vielleicht in mehr oder weniger entgegengesetzter Richtung erneut aneinander vorbei. Kam es zu einem Meleé dann konnte es sicherlich nötig werden die Geschütze beide Schiffseiten zu besetzen.


Mir fällt spontan das Beispiel für einer - trotz Gefechtsbereitschaft - nicht einsatzbereiten Schiffsseite ein. Das waren die französischen Schiffe bei Aboukir. Die rechneten nicht damit das sie wegen ihrer scheinbar sicheren Lage von den Engländern von beiden Seiten gleichzeitig angegriffen werden würden. Und waren daher anfangs kaum in der Lage zu reagieren. Soweit ich mich erinnere stand so allerlei Zeugs zwischen den Geschützen der Küste zugewandten Seite herum. BUM! Es kam künppelhart für die Franzosen. :!!

Beiträge: 389

Realname: Stephan

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7

Mittwoch, 22. März 2017, 08:16

Ich denke mal, eine Schiffseite gefechtsbereit zu machen, wenn noch alles verzurrt ist, dürfte nach einer schnellen Wende deutlich zu lange dauern.

Mondfeld z.B. sagt ganz klar, dass im Gefechtszustand alle Kanonen ausgerannt sein müssen. Wirklich alle.

Ob die Besatzungen der Kanonen nun aufgeteilt wurden, oder je nach Situation zwischen den Seiten wechselten, weiß ich jetzt nicht, aber der Wechsel zu einer Gefechtsbereiten Kanone dürfte nur wenige Sekunden dauern.

Wenn man die ganze Schiffsseite erst gefechtsbereit machen musste, hat man ja die erste Breitseite eingesteckt, bevor auch nur eine Kugel abgefeuert wird.

Je nach Seegang waren die unteren Stückgutpforten wohl zu und das Wasser, dass durch die oberen eindrang, wenn überhaupt, konnte sofort durch die Deckswölbung und die Speigats wieder ablaufen.

LG
Stephan
LG
Stephan :wink:


8

Donnerstag, 23. März 2017, 10:10

Moin Stephan

Zitat

Mondfeld z.B. sagt ganz klar, dass im Gefechtszustand alle Kanonen ausgerannt sein müssen. Wirklich alle.
Das ein oder andere was Mondfeld vor mehreren Jahrzehnten geschrieben hat, wird heute, aufgrund besserer Quellenlage anders beurteilt.


Sicher ist das ausrennen der Geschütze Situtuationsbedingt. Ich schrieb ja auch nicht das nicht alle Geschütze Gefechtsbereit gemacht wurden. Das bedeutet für mich aber nicht
das alle Geschütze ausgefahren werden. Sondern meinte damit das alle Geschütze von einem Seefestgezurrten Zustand in einem zum Gefecht vorbereiteten, leichter verzurrten Zustand gebracht wurden. Und die erwartete Gefechtsseite z.B. voll bemannt war, die Taljen griffbereit usw. Aber das hatte ich zwar gemeint aber nicht ausführlich geschreiben. Das passiert mir manchmal.

Beispiel anhand eines englischen Zweideckers: Bei den Engländern waren im Kriegsfall auf See die Geschütze der oberen Batterie geladen,stets ausgefahren und nur leicht u.a. gegen wegrollen gesichert. Das war eine Maßnahme um diese Batterie schnell einsatzbereit zu haben. Schnell brauchte man Geschütze wenn man z.B. bei Dunkelheit oder Nebel auf einen Gegner stieß.
Im Normalfall - der Gegner am Horizont - hatte man je nach Windverhätnissen und gefahrenen Kurs Stunden Zeit um in Reichweite zu kommen.
Aber nun ein Deck tiefer.
Die untere Batterie mit den dicken Wummen war vollständig Seefest verzurrt und nicht geladen. Speziell waren hier die Rohre bis unter den oberen Rand der Stückpforte verzurrt.
Erst bei Gefechtsbereitschaft wurde das geändert. Dafür gibt es zeitgenössische Anordnungen.


9

Donnerstag, 23. März 2017, 10:24

Hallo Jörg, hallo Stephan,

danke für eure Antworten. Sie haben mir sehr geholfen.

Gruß Peter

Beiträge: 389

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10

Donnerstag, 23. März 2017, 10:33

Hallo Jörg,

falls du mich als Kritik verstanden hast, tut es mir leid. So war es nicht gemeint. Mit dem "Mondfeld schreibt klar.." meinte ich nicht klar, im Sinne von -das ist so, Ruhe jetzt- sondern, dass er es sehr deutlich schreibt.

Wie gesagt, ich bin in dem Thema noch nicht ganz Sattelfest und sauge selbst viele Infos auf, die ich bekomme.

Und meine vorhandene Bibliothek beschränkt sich leider momentan noch auf den Mondfeld :D

LG
Stephan
LG
Stephan :wink:


11

Donnerstag, 23. März 2017, 11:31

Hi Stephan,

keine Sorge, das Thema ist schwer in wenigen Worten abzuarbeiten und eine alles umfassende Antwort gibt es nicht. Es kann also nur um einen Austausch von Informationen aus verschiedenen Quellen und eigene Gedanken zum Thema gehen.

Wegen des Bildes der Hermione, bist Du auf der gefahren?

Beiträge: 389

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12

Donnerstag, 23. März 2017, 11:47

Leider nein.

Ich hatte einmal das Glück, sie besichtigen zu dürfen. Damals bin ich leider nicht auf die Idee gekommen, dass ich jemals historische Schiffsmodelle bauen könnte.

Also habe ich sie besichtigt, gedacht "wirklich hübsches Schiff" (Wenn ich nicht so viele Verpflichtungen hätte, würde ich auch bestimmt versuchen, zumindest einmal anzuheuern :D ) und wir haben damals unseren Urlaub fortgesetzt.

Heute würde ich wahrscheinlich Speicherkarten voller Fotos schießen. 8)

Sie ist eigentlich mein Plan, nach der Agamemnon einmal voll scratch zu bauen. Ich habe mal gelesen, dass es da wohl recht gute Pläne geben soll und ich finde sie einfach wunderschön :rot:
Näher habe ich mich damit aber noch nicht beschäftigt.

LG
Stephan
LG
Stephan :wink:


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