Weiter geht’s mit der Herstellung der ersten Segel. Ich habe zwar so etwas noch nie gemacht – aber probieren kann mans ja mal. Dabei habe ich mich streng an Beschreibungen von Marquardt in seinem Buch „Bemastung und Takelung von Schiffen des 18. Jahrhunderts“ gehalten, da im Bauplan ja keine Segel vorgesehen sind. Dazu musste ich mich erst einmal tüchtig einlesen, denn sämtliche Fachbegriffe aus der Segelwelt waren mir noch fremd und der Kopf hat mir schon von diesen merkwürdigen Begriffen geschwirrt.
Als aller erste Segel habe ich jene ausgesucht, die mir bei der Montage weiterer Segel am Modell nicht im Weg stehen würden. Das sind die am Bugsprit hängende Blinde und Bovenblinde.
Zunächst habe ich aber erst einmal die noch fehlenden Blöcke, Jungfern und Fußpferde an die entsprechenden Rahen angeschlagen:
Sodann habe ich die richtige Größe für beide Segel ausgetestet:
Als nächstes habe ich die Segeltuchbahnen der Bovenblinde auf Papier entworfen. Diese Zeichnung dient mir als Vorlage für die Zeichnung auf meinen schon gefärbten Stoff.
Die Breite der Segeltuchbahnen ergibt sich aus den englischen Vorgaben für die Segel der damaligen englischen Marine. Abweichungen davon wurden bestraft. Alle Segeltuchbahnen hatten eine einheitliche Breite von 24 Zoll. Auf Schiffen der Größe meiner Pegasus wurden sie mit einer Überlappung von ca. 3 bis 4 Zoll zusammen genäht (so steht es im Marquardt). Umgerechnet auf meinen Maßstab und unter Berücksichtigung der Überlappung ergibt sich daraus eine Bahnbreite von ca. 7,5 mm:
Die Nähte zwischen den Segeltuchbahnen (Kleider) habe ich mit Bleistift simuliert. Nach einigem Ausprobieren habe ich schlussendlich die Härte H als am geeignetsten dafür herausgefunden. Die Bleistiftmine habe ich wie einen abgerundeten Meißel dafür angeschliffen:
Die Liektaue habe ich mit einer dünnen Spur von Ponal-Express aufgeklebt:
An den Ecken habe ich noch die Schothörner und Nocklegel angebracht.
Rückseite:
Später werde ich das Segel im gehissten Zustand noch mit verdünntem Leim aufgeweht formen. Aber ich überlege noch, ob ich das Bovensegel im gerefften Zustand anbringe und nur die Blinde im gehisst anschlagen werde. Vielleicht ist dies die interessanteste Lösung, damit wenigstens ein oder zwei Segel am Model auch mal gerefft sind. Irgendwo habe ich auch gelesen, dass diese beiden Segel nur selten gesetzt wurden.
Jürgen