Mahlzeit allerseits!
Quelle: Imperial War Museum
HMS Belfast C35 war das zehnte und letzte Schiff der Town-Klasse.
Nach dem ruinösen Flottenwettrüsten, welches im ersten Weltkrieg mündete, schufen weitblickende Männer ein Vertragswerk, dass so etwas künftig verhindern sollte, die Flottenverträge von Washington. Diese begrenzten den Bau neuer Schlachtschiffe, was aber ungewollt dazu führte, dass ein neues Wettrüsten begann, bei der nächstkleineren Schiffsklasse, den schweren Kreuzern. Dem wurde dann mit den Verträgen von London ein Riegel vorgeschoben, was (Überraschung!!!), dann zu einem neuen Wettrüsten bei der nächstkleineren Schiffsklasse, den leichten Kreuzern, führte.
Maßgeblich für die Klassifizierung war das Kaliber der Hauptartillerie, bis zu sechs Zoll leichter Kreuzer, bis zu acht Zoll schwerer Kreuzer. Beide Klassen waren auf 10.000 Tonnen Verdrängung limitiert, wobei da alle Seiten mehr oder weniger stark geschummelt haben, am meisten die Japaner, am wenigsten die USA.
So bauten in der zweiten Hälfte der 30er Jahre die USA die Brooklyn-Klasse, Japan baute die Mogami-Klasse und Großbritannien die Town-Klasse. Das waren jeweils Schiffe, die die Möglichkeiten ihrer Klasse voll ausreizten und damit eine einem schweren Kreuzer absolut vergleichbare Kampfkraft entwickelten.
Die Town-Klasse war dabei der ausgewogenste Entwurf, nicht so schwer bewaffnet wie die in jeder Hinsicht überzüchtete Mogami-Klasse, aber standfest, seetüchtig und ausdauernd. Es gab aber auch Verbesserungen in der Serie, daher die Bezeichnung Town-Klasse als Oberbegriff für drei Unterklassen, nämlich die fünf nach dem ursprünglichen Entwurf gebauten Schiffe der Southampton-Klasse, die drei der Glouchester-Klasse mit verstärkter Turmpanzerung und etwas stärkeren Maschinen und zuletzt die Edinburgh-Klasse, bestehend aus Edinburgh und Belfast. Diese hatten in der Mitte eine zusätzliche Rumpfsektion und waren daher sieben Meter länger. Der Platz wurde genutzt für stärkere Maschinen und stärkere Luftabwehr, 12 statt 8 Rohre 102mm und 16 statt 8 Rohre 40mm. Möglich wurde das, weil die vertragliche 10.000ts-Grenze durch die japanische Kündigung der Flottenverträge hinfällig geworden war.
Belfast wurde in Belfast gebaut, auf der gleichen Werft wie die Titanic, und fast wäre ihre Karriere auch ebenso kurz gewesen. In Dienst gestellt wenige Wochen vor Beginn des zweiten Weltkrieges, lief sie im November 1939 auf eine Grundmine mit damals neuartigem Magnetzünder, eine deutsche Geheimwaffe mit verheerender Wirkung. Das Schiff schwamm zwar noch, aber der Kiel war gebrochen, das ganze Unterwasserschiff verformt. In Friedenszeiten hätte man das so beschädigte Schiff sicher verschrottet, aber England brauchte jedes Schiff, und so wurde es dann doch repariert. Die Reparatur dauerte fast drei Jahre, länger als der Bau. Allerdings wurde auch gründlich gearbeitet, der Rumpf wurde noch etwas verbreitert und der Gürtelpanzer verstärkt, was sie dann zum größten und stärksten Schiff ihrer Klasse machte. Außerdem wurden die modernsten Radargeräte eingebaut und die veralteten 12,7mm-Vierlingsmaschinengewehre durch 20mm-Oerlikonkanonen ersetzt. Vier davon als damals allgegenwärtige Einzelkanonen, weitere zehn aber in der sehr seltenen motorgetriebenen Doppellafette.
So trat das Schiff seinen eigentlichen Kriegsdienst dann im Winter 42/43 an und eskortierte Nordmeergeleitzüge nach Russland, eine extrem ungemütliche und wenig ruhmreiche, aber angesichts der deutschen Flottenpräsenz in Norwegen bitter nötige Aufgabe.
Mitte 1943 ein kleiner Umbau, die im Nordmeer sowieso nutzlosen Bordflugzeuge wurden abgegeben, stattdessen kamen vier weitere 20mm Oerlikon an Bord.
Weihnachten 1943 war die Belfast dann entscheidend beteiligt an der Versenkung des letzten einsatzfähigen deutschen Schlachtschiffes, der Scharnhorst.
Danach neue Aufgaben, die Kriegsmarine war nur noch ein Schatten ihrer selbst, so dass sie Royal Navy starke Kräfte zur Feuerunterstützung von Landungsoperationen abstellen konnte. So kam es dann, dass die Belfast die ersten Schüsse bei der Landung in der Normandie abgab, eine Ehre, die allerdings noch von verschiedenen anderen Schiffen beansprucht wird...
Ende 1944 gab es in Europa nichts mehr zu beschießen, das Schiff wurde wie viele andere in den Pazifik verlegt. Allerdings musste es vorher noch gründlich überholt werden, was wiederum so lange dauerte, dass bei der Ankunft dort der Gegner schon kapituliert hatte.
1951 dann intensiver Einsatz im Koreakrieg gegen Landziele, und danach noch ein größerer Umbau, der 1959 abgeschlossen war. Es gab neue Gittermasten mit modernen Radargeräten, der Brückenaufbau wurde ABC-dicht gemacht und die leichte Flak ganz auf 40mm-Bofors umgestellt.
Dieser Umbau dürfte sich aber kaum amortisiert haben, 1965 wurde das Schiff als letztes seiner Klasse ausgemustert. Ursprünglich sollte es verschrottet werden, wurde dann aber in London, in Sichtweite der Tower Bridge, als Museumsschiff verankert, wo es heute noch liegt.
Das Modell
Der Bausatz von Trumpeter erschien 2013 als erster britischer Kreuzer überhaupt in diesem Maßstab, entsprechen groß war das Echo. Bausatzvorstellungen gibt es u.a. bei IPMS, Modellmarine und Modellversium, weshalb ich mir das geklemmt habe. Hier nur ein Schnelldurchlauf:
Dazu gibt es inzwischen einiges an Zubehör, ich habe mich für die Ätzteile von Eduard entschieden.
Holzdecks habe ich durch einen dummen Zufall gleich zwei verschiedene. Bei Wood Hunter gefällt mir die Grundfarbe des Materials besser, bei Artwox ist aber die gesamte Gestaltung sorgfältiger, ich werde wohl letzteres verwenden.
Und gedrehte Geschützrohre von Master. Für die Hauptbewaffnung gibt es auch neue Rohraufnahmen aus Resin, die einen Bausatzfehler korrigieren. Dazu noch extra Rohre für die 40mm Pom-Pom.
Das Schiff hatte einen wilden blau-grauen Vierfarbtarnanstrich, den ich eigentlich mit den Royal Navy-Farbsets von AK nachbilden wollte, unverständlicherweise fehlt da aber einer der vier Töne. Und da ich mit der Verarbeitung dieser kaum pinselbaren und Grundierung zwingend erfordernden wasserbasierten Farben so meine Probleme habe, weiche ich dann doch wieder auf meine geliebten Tamiya-Acrylfarben aus, wo es zwar nicht die ganz exakten RN-Farbtöne gibt, aber doch welche, die dem sehr nahe kommen. So oder so wird der Anstrich eine echte Herausforderung...
Im heutigen Zustand als Museumsschiff hat das Schiff auch einen solchen Anstrich, allerdings ist die Farbverteilung komplett anders, als Referenz taugt es also nicht. Schade, im Netz kursieren hunderte von Fotos davon, während ich ganze fünf halbwegs brauchbare Bilder mit dem originalen Anstrich gefunden habe. Die zeigen aber immerhin, dass der Trumpeter-Farbplan dieses mal wohl stimmt, ich bin also zuversichtlich...