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Plastheniker

unregistriert

1

Donnerstag, 20. Dezember 2012, 23:42

Mercedes SSKL 1931 - Umbau in 1:25

Hallo an alle,

zu den unverständlichsten Lücken im Bausatzangebot 1:24/25 zählt seit nunmehr Jahrzehnten der Mercedes SSKL, also jenes Rennfahrzeug mit den markanten Erleichterungsbohrungen im Fahrgestell, dessen Bild wohl jeder rennsporthistorisch Interessierte vor Augen hat. Das Ignorieren dieses Fahrzeugs durch die Bausatzhersteller ist um so unverständlicher, da es einerseits eine der in fast allen Kategorien (GP, Bergrennen, Mille Miglia) erfolgreichsten Konstruktionen überhaupt war, sondern auch personell und technisch als Urzelle jener nachfolgenden Vorkriegs-Mercedes-Silberpfeile gesehen werden kann, die die nichtdeutsche Konkurrenz derartig dominierte, wie es wohl weder vorher noch nachher einem anderen Rennstall gelang.

Wer diese Lücke in Eigenleistung schließen will, wird auf folgende zwei Bausätze stoßen:

  1. Einen m.W. 1978 erschienen Metallbausatz eines SSKL des ehemaligen Herstellers Wills Finecast, der nunmehr von South Eastern Finecast produziert wird. Material und Alter stimmen schon skeptisch; daß der Hersteller auf seiner Seite nur unscharfe Bilder in Briefmarkengröße vom gebauten Modell zeigt, macht hinsichtlich der Bausatzqualität auch nicht hoffnungsfroh. Die gehegten Befürchtungen bestätigten sich dann anhand einiger weniger von Dritten gebauter Modelle im Netz. Alle offensichtlich notwendigen Korrekturen an Metallteilen vornehmen zu müssen (und das zum Preis von fast 60,00 Pfund zuzüglich Fracht) erschien nicht eben verlockend, so daß ich Abstand genommen habe.
  2. Einen m. W. bereits 1967 erschienen Einfach-Bausatz eines SSK von Lindberg. Ich hatte ihn schon wiederholt gebaut gesehen, und er wirkte auf mich völlig unstimmig, nämlich viel zu breit und flach. Dazu hatte man ihm Kotflügel gegeben, die für den SSK untypisch waren, außerdem plumpe, nicht durchbrochene Speichenfelgen mit profillosen Weißwand(!)reifen und Stoßstangen.

Um zu sehen, ob nicht vielleicht doch etwas von dem Lindberg-Bausatz zu verwenden war, habe ich ihn ohne große Hoffnung nachgemessen. Zu meiner Überraschung stimmten alle wichtigen Maße, nur die eigentliche Karrosserie war tatsächlich deutlich zu flach. Daraufhin gab es kein Halten mehr:

  • Das einteilig gegossene Bausatz-Fahrgestell wurde zerlegt. Die massiv gegossenen Fahrgestell-Längsträger wurden dünn gefräst und mit PS-Streifen zum vorbildgerechten U-Profil umgebaut. Das Setzen der Erleichterungsbohrungen war etwas knifflig, da einerseits Unregelmäßigkeiten das Modell verdorben hätten und andererseits immer die Gefahr bestand, das das spöde PS brach - was auch einmal geschah, glücklicherweise jedoch an einer Stelle, an der von innen ein Querträger angesetzt wurde, so daß die Bruchstelle stabilisiert und ausgebessert werden konnte.
  • Die gesamte Karrosserie samt Kühlermaske mußte erhöht werden.
  • Speichenräder und Reifen mußten angefertigt werden.
  • Die Auspuffanlage mit den außenliegenden Krümmern war nicht stimmig und wurde neu gefertigt.
  • Gleiches gilt für die stark vereinfacht wiedergegebenen Reibungsstoßdämpfer.
  • Die Bausatz-Bremstrommeln waren nicht verrippt und wurden ebenfalls neu angefertigt.
  • Der Innenraum mit Armaturenbrett wurde neu aufgebaut.
  • Das beim SSKL obligate Maschendrahtgitter vor dem Kühlergrill ersetzt ein plumpes Bausatzteil aus Plastik.
  • Die durchweg nicht vorbildgerechten Kleinteile (Tankverschluß, Knebel für die Reserveräder, Haubenverschlüsse, Haubengurt u.a.) mußten ersetzt werden.


Da es seinerzeit keine einheitlichen Regularien im Rennsport gab und je nach Veranstaltung Kotflügel, Beleuchtung u. a. m. vorgeschrieben waren oder auch nicht, ist der SSKL auf historischen Bildern häufig mit allerlei Zurüstteilen zu sehen. Mein Fahrzeug gibt die abgemagerteste Abschlußversion mit dem Maximum an Erleichterungsbohrungen und ohne alle Zurüstteile wieder, wie sie bei GP und Bergrennen eingesetzt wurde.

Gruß :wink:

Jürgen












2

Freitag, 21. Dezember 2012, 10:03

Hallo Jürgen,

Das ist ein sehr interessanter Baubericht von dir. Das Ergebnis scheint nahezu perfekt. :respekt:

Ich hoffe wir sehen noch mehr MB Modelle dieser Art von dir. Großartig!

LG

André

keramh

Moderator

Beiträge: 12 388

Realname: Marek H.

Wohnort: Bln-Friedrichsfelde

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3

Freitag, 21. Dezember 2012, 10:30

moin,

Rudolf Caracciola wäre stolz auf Dein Modell.
Ich finde es schön, das Du ihm keine Startnummer verpasst hast, somit umgehst Du die vielen unterschiedlichen Variationen des SSKL.

Eines habe ich allerdings gesehen, ein kapitaler Fehler :rot: :whistling: :pfeif:
Der Fuß vom Mercedes Stern war in dieser Serie immer aus Bakelit in Braun oder es gab auch wenige mit schwarzem Fuß.

Deine Beschreibung der Umbauten klingt sehr interessant, wäre schön einige Deitailbilder dieser Arbeiten zu sehen.
Hast Du eventuell auch Bilder aus der Bauphase? das wäre ja noch besser.

Was sind das alles für Teile: Haubenverschlüsse, Scheibenrahmen, Reifen? selbstgebaut oder gibt es sowas als Zubehör?
Dein Armaturenbrett sieht ja Hammer aus, gefällt mir sehr.

Plastheniker

unregistriert

4

Freitag, 21. Dezember 2012, 23:21

Hallo Marek,

wie in jedem Scherz steckt auch hier ein wahrer Kern: Streng genommen dürfte das Modell gar keinen Stern auf dem Kühler haben, da auf den historischen Bildern dieser im Renneinsatz m. W. immer fehlte und nur hinterher zu Werbefotos oder Ausstellungen aufgesetzt wurde. Ich wollte aber nicht auf dieses hübsche Detail verzichten.

Bilder vom Bau habe ich leider nicht.

Der einwandfreie Scheibenrahmen konnte unverändert dem Bausatz entnommen werden. Ansonsten sind die ersetzten Teile selbst gefertigt und nicht zugekauft. Das gilt auch insbesondere für die in meiner Beschreibung genannten Kleinteile. Die von Dir angesprochenen Haubenverschlüsse bestehen z. B. aus Silberdraht und Injektionsnadeln. Da auch mein gut gefülltes Reifenlager nichts Passendes hergab, habe ich auf die Reifenflanken von Hartplastikreifen zurückgegriffen, diese für den benötigten Außen- und Felgendurchmesser geändert und zwischen die Flanken einen gravierten PS-Streifen geklebt. Generell bin ich hinsichtlich zugekaufter Teile äußerst zurückhaltend, weil bei deren Verwendung unklar wird, was am fertigen Modell eigentlich die eigene Leistung des Modellbauers ist und was nicht; für mich persönlich ist es einfach eine Frage des Sportsgeistes, alles selbst zu machen. Aber das muß natürlich jeder für sich selbst entscheiden.

Gruß :wink:

Jürgen

5

Samstag, 22. Dezember 2012, 09:22

Guten Morgen Jürgen,

tja was soll man da schreiben? Das Wort "perfekt" dürfte es wohl am Besten treffen. Wahrscheinlich gibt es kleine Fehlerchen, aber die sieht außer Dir keiner. Der Blick in den Innenraum hat mir den Atem verschlagen. Und danach soll ich mich hinsetzen und weiter rumstümpern ...? Eher verlege ich mich aufs Briefmarkensammeln ...

Einigen wir uns also auf "Perfekt" ;)

Du erwähntest, dass Du die Lauffläche der Reifen graviert hast. Darf ich fragen wie Du das gemacht hast? Die Gleichmäßigkeit des Profils, sowohl von der Rundung wie auch der Tiefe, lassen auf professionelles Werkzeug schließen, oder?

Viele Grüße,
Uli
Aktuell im Bau:
Krupp Titan SWL 80 von Revell
1969 Ford Talladega von AMT/Ertl

Zuletzt erfolgreich fertiggestellt:
Citroen 2CV Charleston von Revell

Plastheniker

unregistriert

6

Samstag, 22. Dezember 2012, 20:52

Hallo Ulrich,

Briefmarken? Kommt überhaupt nicht in Frage! :will:

die Antwort auf Deine Frage nach dem selbst angefertigten Reifenprofil ist ein Jein, da es bei mir 3 Wege von ganz einfach bis etwas aufwendiger gibt.




  1. Man kann einfach einen Streifen aus einer Mauerplatte aus dem Modelleisenbahnzubehör schneiden. Das habe ich bei meinem unter den Die Cast-Modellen gezeigten Umbau des Bugatti Atlantic in 1:24 gemacht. Hier nochmals das Bild mit diesem Reifenprofil:
  2. Man kann das Reifenprofil von Hand in 1mm Sheet eingravieren und dann einen passenden Streifen aus der gravierten Platte herausschneiden. Das Gravieren von Hand ist zwar etwas mühselig, und das Profil wird etwas unregelmäßig. Letzteres stört am Modell m. E. aber nicht. Hier ein Beispielfoto ebenfalls in 1:24 einer Alfa Romeo 158 Alfetta von Smer:
  3. Man fräst wie bei meinem SSKL 1mm oder 1,5mm Sheet mit einem Schlitzfräser in einer langsam laufenden Bohrmaschine, die man in einen Fräsständer mit Kreuztisch hineinimprovisiert. Das Profil wird dann gleichmäßiger, was m. E. aber weniger wichtig ist als die Tatsache, daß man hinterher keine Kreuzschmerzen hat:

Welche Methode man auch immer wählt, das Erscheinungsbild des fertige Plastikreifens steht oder fällt mit einer guten Trockenbemalung.

Gruß :wink:

Jürgen

7

Sonntag, 23. Dezember 2012, 08:37

Vielen Dank für die ausführliche Antwort, Jürgen! :five: Bei meinem letzten Bausatz hatte ich genau das Problem, und konnte es so gar nicht lösen (nur mit fiesen Tricks, sprich: Ich hab die Resin-Abgüssen eines freundlichen Forum-Kollegen verwendet). Beim nächsten Mal hab ich ja nun einen Lösungsansatz.

Vielen Dank dafür,
Uli
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Wohnort: um Aachen - Tor zur Eifel - NRW

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8

Sonntag, 23. Dezember 2012, 16:02

Ein Genuß Jürgen, ein Genuß für die Augen.
:respekt:

9

Sonntag, 23. Dezember 2012, 16:08

Jaaah, da kann ich mich nur anschließen :sabber: :dafür:

autopeter

unregistriert

10

Montag, 24. Dezember 2012, 11:17

Modellbau in seiner höchsten und schönsten Form :ok: :ok: :ok: :ok:
Auch die Wahl deiner Modelle begeistert mich immer wieder.

Gruß
Peter

11

Montag, 24. Dezember 2012, 12:04

Man kann einfach einen Streifen aus einer Mauerplatte aus dem Modelleisenbahnzubehör schneiden.
Das habe ich bei meinem unter den Die Cast-Modellen gezeigten Umbau des Bugatti Atlantic in 1:24 gemacht. Hier nochmals das Bild mit diesem Reifenprofil:

Super Idee! Ich brauche noch Profil auf den Reifen meiner Flying Merkel
Wie verklebst Du dann die Streifen? Einfach auf die Lauffläche? Oder baust Du einen ganz neuen Reifen auf? ( Drehen,Fräsen wie auch immer?)
Erleuchte mich , Meister!

Rivera

Plastheniker

unregistriert

12

Montag, 24. Dezember 2012, 20:02

Hallo Rivera,

da bei allen 3 Möglichkeiten der Aufbau des Reifens identisch ist, habe ich diesen skizziert:

Wenn man kein Werkzeug hat, den Distanzring in der passenden Breite in einem Stück zu schneiden, kann man auch mehrere dünne Ringe nebeneinander setzen. Wenn sich das Problem des Reifenbaus öfter stellt, kann ich den hervorragenden und preiswerten Innen-/Außenkreisschneider von Westfalia nur empfehlen; Näheres findest Du bei Arbeitstechniken - Kleben, Spachteln, Schleifen, Schneiden, Sägen - 3. Thema Rund um den Kreis und dessen Abschnitte im 16. Beitrag.

Ich habe mir Dein tolles Projekt angesehen und fürchte, daß die einfache Methode mit der Mauerplatte hier nicht funktioniert. Die "Profil"tiefe dieser Platten ist derartig gering, daß beim Verschleifen der Klebenähte nur minimal abgetragen werden darf, um das Profil nicht völlig wegzuschleifen. Du müßtest ja aber bei Deinen Motorradreifen die Motorrad-typische seitliche Rundung des Reifens durch Drehen oder Schleifen wiederherstellen, so daß vom ursprünglich vorhandenen "Profil" wohl nicht mehr viel übrigbleiben würde. Wenn Du dieses Problem zu umgehen versuchst, indem Du die Reifenflanken besonders dick beläßt und nur einen dementsprechend schmalen Profilstreifen einsetzt, würde dies vermutlich wenig vorbildgetreu wirken.

Eigentlich kann hier nur sehr tiefes Selbstgravieren (egal, ob von Hand oder mit dem Fräsständer) einer 2mm dicken Platte funktionieren. Du hättest dann so viel Profiltiefe, daß Du dem Reifen die gewünschte Form geben kannst, ohne eine "Glatze" zu produzieren.

Ich hoffe, Skizze und Erklärung sind einigermaßen verständlich.

Gruß :wink:

Jürgen

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Realname: Christopher

Wohnort: Kärnten/Nassfeld

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13

Montag, 24. Dezember 2012, 23:00

Hey
Wieder ein Modell von dir das mich restlos begeistert.
Wenn du jetzt noch den SS und den SSK zeigst werd ich :cracy:
Mfg Chri
Modellbaumotto: "Egal wanns fertig wird, wichtig ist das es schön wird" ;)

Eine Übersicht meiner Baustellen gibts hier: Profil von »chri«

14

Dienstag, 25. Dezember 2012, 15:08

Vielen Dank, Jürgen!
Die Beschreibung ist einleuchtend aber eben leider nicht anwendbar für die dünnen Motorradreifen.
Mal schauen was mir da noch einfällt. Erstmal fehlt ja auch noch die Kette.

Uli

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