Hallo Modellbaufreunde und vielen Dank, Simon!
Ich möchte noch ein wenig zum Vorbild meines Modells schreiben, auch wenn vielen diese Informationen vielleicht bekannt sind oder auch für viele uninteressant sein sollten.
Im Jahr 1935 wird Citroën von Michelin übernommen. Pierre Boulanger, der neue Direktor von Citroën, hat eine Idee, um mehr Reifen zu verkaufen: Ein „ganz kleines Auto“, ein „Toute Petite Voiture“ (TPV) muss her! 1936 legt er die technischen Anforderungen fest und soll den Auftrag mit folgenden Worten an seinen Konstrukteur André Lefèbvre gegeben haben:
„Entwerfen Sie ein Auto, das Platz für zwei Bauern in Stiefeln und einen Zentner Kartoffeln oder ein Fässchen Wein bietet, mindestens 60 km/h schnell ist und dabei nur drei Liter Benzin auf 100 Kilometer verbraucht. Außerdem soll es selbst schlechteste Wege bewältigen können und so einfach zu bedienen sein, dass eine ungeübte Fahrerin problemlos mit ihm zurechtkommt. Es muss ausgesprochen gut gefedert sein, sodass ein Korb voll mit Eiern eine Fahrt über holprige Feldwege unbeschadet übersteht. Und schließlich muss das neue Auto wesentlich billiger sein als unser Traction Avant. Auf das Aussehen des Wagens kommt es dabei überhaupt nicht an.“
Die Entwicklung beginnt. André Lefèbvre, ein genialer Luftfahrtingenieur welcher 1933 zu Citroën kam, und sein Team haben völlig freie Hand. In Zusammenarbeit mit den Citroën-Designern Flaminio Bertoni und Paul Magès entwarf Lefèbvre vier der innovativsten und kühnsten Fahrzeuge des 20. Jahrhunderts:
- Citroën Traction Avant (1934-1957) - serienmäßig mit Frontantrieb und mit selbsttragender Karosserie
- Citroën 2CV (1948-1990) - eben die Ente
- Citroën DS (1955-1975) - serienmäßig mit zentralem hydraulischen System für Federung (Hydropneumatik), Bremsen, Schaltung sowie Lenkunterstützung (Servolenkung)
- Citroën HY (1947-1981) - serienmäßig mit selbsttragender Karosserie und durch technische Neuerungen eine Ladekantenhöhe von nur 35 cm
Der Citroën DS von 1955 belegte beim Wettbewerb "Car of the Century" 1999 den dritten Platz hinter dem Ford Model T und dem BMC Mini.
André Lefèbvre und sein Team fertigen einen ersten Prototyp. Die Vorstellung soll im Oktober 1939 auf dem Pariser Autosalon stattfinden, fällt aber kriegsbedingt aus. Die Arbeiten gehen auch während der Besatzung weiter und der TPV nimmt seine endgültige Gestalt an. Und auch wenn er auf dem Pariser Autosalon 1948 unter dem Namen „2CV“ einschlägt wie eine Bombe, war damals nicht abzusehen, welch weltweite Begeisterung das charismatische „hässliche Entlein“ einmal auslösen würde. Es beginnt eine Karriere von 42 Jahren, die sich mit 5 Millionen produzierten Stück (inkl. Kastenwagen) bis 1990 erstreckt.
1948 - Präsentation auf dem Pariser Salon mit 375 cm3 und 9 PS
1951 - Produktionsstart Kastenente 2 CV AK Fourgonnette
1958 - Zweimotoriges Allradmodell Sahara
1964 - Vordertüren jetzt statt an B-Säule vorn angeschlagen
1967 - Präsentation Dyane
1970 - Neues Modellprogramm: 2 CV 4 mit 431 cm3 und 23 PS, 2 CV 6 mit 602 cm3 und 28 PS
1974 - Eckige Scheinwerfer
1976 - Basisversion 2 CV Special
1981 - Sondermodell Charleston
1982 - Fourgonnette eingestellt
1982 - Scheibenbremsen vorn
1983 - Produktionsstopp Dyane
1984 - Große Heckklappe gegen Aufpreis
1988 - Produktionsstopp im Stammwerk Levaillos
1990 - Produktionsstopp im Werk Mangualde/Portugal
An der Ente, unter welchem Namen sie hierzulande wohl jedem bekannt sein dürfte, scheiden sich heute aber die Geister. Manch einer möchte sie in den Straßengraben drängen, andere halten gebührenden Abstand. Sie polarisiert, sie wird geliebt, gehasst, angelächelt, ausgelacht. Aber wer zuletzt lacht…
1995 kostete eine Ente im Zustand 2 etwa 2.000 Euro, 15 Jahre später musste für ein vergleichbares Exemplar schon 8.000 Euro gezahlt werden. Das entsprach einer Preissteigerung von 300 Prozent. 2020 kostete eine Ente im Zustand 2 etwa 15.000 Euro, und man darf gespannt sein, wohin die Preise sich entwickeln. Aber nicht nur die Preissteigerungen sind einzigartig! In ihrem über 40jährigen Produktionszeitraum erhöhte sich die Leistung von 9 PS auf 29 PS, eine in der Automobilgeschichte einmalige Verdreifachung der eigenen Motorleistung! Und die Ente ist auch eines der nachhaltigsten Automobile: Nur wenige in dieser Stückzahl auf den Straßen noch vorhandenen Modelle können von sich behaupten, einen so langen Zeitraum im aktiven Dienst zu stehen, wie die Enten. Und wer einmal mit einer Ente in der Kurve lag, wird das nie vergessen!
Wer heute eine Ente fährt, der muss sich über einen Mangel an Ersatzteilen (etwa aus „Altersgründen“) keine Sorgen machen, man bekommt einfach alles für die Ente. Man könnte eine komplett neue Ente aus Ersatzteilen aufbauen, hätte dann eine „richtige“ Ente, natürlich ohne Fahrgestellnummer, und - und das ist ein bei solchen Fahrzeugen extrem wichtiger Bestandteil - ohne Lebensgeschichte und den Charme des Alters!
Da das 1981 herausgebrachte, ursprünglich limitierte rot-schwarze Sondermodell „Charleston“ (Farbton Rouge Delage) sich außerordentlicher Beliebtheit erfreute, wurde es ins Standardprogramm aufgenommen. 1982 folgte die Charleston in der Farbvariante gelb-schwarz (Farbton Jaune Hélios), diese war allerdings nur ein Jahr erhältlich, und wurde durch die Charleston in der Farbvariante cormorangrau-nachtgrau (Farbton Gris Nocturne) ersetzt.
Der Bausatz bietet die Möglichkeit, die zwei Farbvarianten rot-schwarz und gelb-schwarz zu bauen, die cormorangrau-nachtgraue Farbvariante wird nicht berücksichtigt. Im Bausatz sind Sicherheitsgurte enthalten, diese wurden serienmäßig ab 1972 verbaut, der Bausatz ist hier also korrekt, auch die vorderen am Getriebe angeflanschten Scheibenbremsen (ab 1981 bei der Charleston, ab 1982 bei allen Modellen) sind richtig ausgeführt. Ab 1982 hatten alle Charleston verchromte, (ab 1976 wieder) runde Scheinwerfergehäuse und eine neue, rautenförmige Polsterung, beides ist im Bausatz ebenfalls ausgeführt.
Somit stellt der Bausatz ein Modell aus dem Jahre 1982 dar, und so werde ich ihn auch bauen, und ich habe auch etwas gemacht, ich habe den Kofferraumdeckel herausgetrennt, da ich die Ente mit geöffnetem Kofferraum zeigen möchte:
Und ich möchte auch diese beiden Damen vorstellen, und ich bitte zu berücksichtigen, dass ich noch nie Figuren gebaut oder bemalt habe. Die beiden Damen spielen aber - anders als im richtigen Leben - nur eine untergeordnete Nebenrolle. Ja, eine Nonne und ein Gendarm wären sicher passender gewesen, aber da war es keine Charleston Rouge Delage, und die linke der Damen trägt Schlaghosen, meine Frau auch!
Leider gab es auch einen Schritt zurück. Als ich alle Elektronik, die verbaut werden soll getestet habe, waren auch die von mir verbauten SMD 0805 in der Straßenlaterne zu dunkel, hier ist eine neue Lösung in Arbeit.
Bis demnächst!