Hallo Forum,
nachdem ich mich lange mit der Theorie der Barockschiffe befaßt habe, bin ich zu dem Entschluß gekommen, mir den allergruseligsten Bausatz von Heller zu bestellen und zu versuchen ihn erträglich und ansatzweise realistisch umzugestalten.
Das Modell der LA SIRENE ist seit 1968 auf dem Markt und gehört zum Rückgrat der Hellerschen Schiffsbausätze.
Der Rumpf wurde in fast allen Segelkriegsschiffen "wiederverwurstet" und hat eine bewegte Geschichte :
zu Scalemates
Der Bausatz wird in den nächsten Tagen aus GB bei mir eintrudeln und dann geht es los!
Aber zuerst hab ich mich hier umgeschaut und den wichtigen Baubericht von Dirk gefunden:
"K L I C K"
Da ich die Schiffe der ersten Marine des Sonnenkönigs wegen ihrer unübertroffen prächtigen Dekoration liebe, ist der Hellerbausatz eine gute Grundlage zum Austoben im Figurenwahn eines Kirchenbildhauers wie Pierre Puget, der zum Beispiel die opulente Gestaltung ROYAL LOUIS von 1668 zu verantworten hatte:
Der wundervolle Figurenschmuck war übrigens aus der gut beschnitzbaren Pappel
und nicht aus dem schwereren Eichenholz.
Da ich mich mit dem Thema aus der historischen Seite beschäftige sind natürlich Laschungen in der Beplankung angedacht, ob die Umsetzung in 1/150 machbar ist, bleibt fraglich.
Einer der gröbsten Fehler aus historischer Sicht ist die großflächige Verwendung der Farbe Blau:
Kunsthistorisch muß man wissen, daß dieses tiefe Royalblau im Barock nur aus afghanischem Lapislazuli hergestellt werden konnte. Und der wurde über die Seidenstraße teuer importiert, dann gemahlen umd mit Öl versetzt und war sein Gewicht in Gold wert. Es tut mir leid, aber außer den kleinen Kartuschen keine Chance auf Blau am Schiff vor ungefähr 1750. (Genaueres weiß ich, wenn ich das Buch von Müllerschön über die Farbe Blau über die Fernleihe bekommen habe.)
Die Lösung eines Kollegen in ein türkisblaugrün wirkt realistischer, weil hier Grünspan zum Einsatz kam und das mit weiß vermengt einem Himmelblau recht nahe kommt:
Was vergleichsweise preiswert und in Frankreich reichlich vorhanden war, war Zinnober also Rot und mit Öl versetzt ergibt es ein schönes tiefes Rot. Die Farbe ist auch auf zeitgenössischen Abbildungen zu finden:
Doch laßt uns zurückspulen zum Hellermodell:
Ansonsten dürfte der Rumpf - wie bei allen Hellerschiffchen - zu schlank/schmal geraten sein. Also ist die Frage, ob ich ihr eine Verbreiterung gönnen könnte? Tja es wäre am simplesten, am besten und zeitsparensten wohl den Kiel von den Rumpfhälften wegzusägen und dann alles beizuschleifen. Das verbreitert nicht den Rumpf, aber ein Polysterolstreifen von 10x4 oder 10x6mm dazwischen gesetzt, den Kiel nachgebildet, dann sollte ihr die korrekte Breite gegeben wordennsein... Die Beplankung hat gelitten, aber ist am Unterwasserschiff ohnehin nicht zu sehen - durch das dick aufgeschmierte Bleiweiß!
Klar ist damit der Heckspiegel dann auch hinfällig, denn er muß aber ohnehin ja ebenfalls verbreitert werden - wegwerfen darf ich ihn erst, nachdem ich ihn kopiert und verbreiter habe. habe.
Soviel an Vorüberlegungen zu Modell, Farbe und Geschichte.
Wie Ihr bemerkt, habe ich nicht eine Silbe gesagt zu dem Schiff in das ich sie verwandeln möchte...
...dazu steige ich in meinen Keller zum Weinfaß und suche nach Zeichnungsbüchern bei William van de Velde d. Ä., Pierre Puget und Consorten...
Dieses ganze Projekt ist nicht toternst gemeint, sondern soll lediglich eine Reihe von Ideen aufnehmen und überschüssige Kreativität auffangen.
Also werde ich Euch bis der Bausatz eintrudelt mit Unmengen von Bildern barocker Heckspiegel und Seitengalerien der ersten Marine Ludwig XIV. auf den Zeiger gegen, bis das gefunden ist, was mir zusagt. Hier die RHEYNE (ex ROYAL DUC)
Es soll schon der eigene französische Stil ab 1666 sein, nicht die anfängliche
index.php?page=Attachment&attachmentID=422277
Übernahme von niederländischen also früheren Formen Hier die Zeichnung eines nicht benannten Kriegsschiffs.
Gespannt bin ich auf Eure Rückmeldungen und Kritik.
Es grüßt Euch,
das Monster