Erinnert sich noch jemand? Im Sommer 2015 hatte ich ein Modell der Prince von Airfix, das ich zusammen mit einem Schwung anderer Bastelopfer als Ersatzteilspender erworben hatte, aus Jux streng nach Bauanleitung gebaut, zusammen mit meinem imaginären Jugendfreund Uli.
So sah das Modell vorher aus:
Und so, wie es die Bauanleitung aus dem Jahr 1968 verlangte.
Seitdem steht das Modell bei mir nicht unbedingt an prominenter Stelle, der kleine Spaß hatte seine Attraktion relativ bald eingebüßt.
Nun bin ich ja in der Zwischenzeit zu diesen naturalistischen Wasserlinienmodellen übergelaufen; und da kam mir die Idee, mit dem OOB-Modell etwas Spektakuläreres anzustellen. Markus (showrodder) hat mir dann geholfen, Vorbilder für einen ganz speziellen Umbau zu finden. Der folgende Ausschnitt stammt aus einem Gemälde, das die Seeschlacht bei Scheveningen ((na, wer kann das richtig aussprechen?) aus dem Jahr 1653 zeigt.
Das Schiff, ein englischer Zweidecker, sinkt und wird von der Mannschaft verlassen, wenngleich erstaunlicherweise einige Matrosen sich noch in der Takelage befinden. Welche Geschichte steht dahinter? Es war nicht unmöglich, geschah aber nicht allzu häufig, dass Holzschiffe durch den Beschuss zum Sinken gebracht wurden. Treffer unter der Wasserlinie waren schwierig anzubringen und konnten von der Besatzung auch geflickt werden. Hier scheint mir folgendes passiert zu sein: Das Schiff ist durch den Verlust eines Teiles seiner Takelage manövrierunfähig geworden, und der von seitlich vorn eintreffende (starke!) Wind hat es auf die Steuerbordseite gedrückt, wodurch die geöffneten Stückpforten der unteren Batterie sehr schnell Wasser eingedrungen ist. Eine ähnliche Lage, in der die Vasa und vielleicht auch die Mary Rose verloren gegangen sind.
Wie wäre es nun, habe ich mir gedacht, meine Humbrol-Glamour-Prince in eine derart heikle Lage zu bringen? Gedacht – getan.
Zuerst eine wichtige vor Überlegung: Wenn ich das Modell in Anlehnung an das Vorbild dermaßen weit über den Bug eintauchen lasse, verliere ich bei einem Wasserlinienmodell die Befestigungspunkte für die vorderen Wanten. Dann müssten Bugsprit und Fockmast weitestgehend verloren sein. Das kann man machen, es erschien mir aber optisch nicht so attraktiv. Also war der tiefste Einsinkpunkt die vordere Steuerbordrüste. Auf meinem Modellhalter, der dafür glänzend geeignet ist, habe ich das Modell so lange ausjustiert, bis mir die richtige Position erreicht schien, dann habe ich mit einem Höhenreißer einige Punkte der neuen (tragischen) Wasserlinie markiert. Anschließend habe ich diese Punkte mit einem Klebeband verbunden.
Dann erfolgte der Schnitt mit der Trennscheibe. Mittlerweile weiß ich, dass ich dabei höllisch aufpassen muss. Es können einem nämlich kleine Stücke heißen Plastiks ins Gesicht fliegen. Also nur mit Schutzbrille arbeiten!
Der Schnitt erwies sich als recht gelungen. Die Feinarbeit leistete ein Schmirgelpapier, das ich auf eine Holzplatte befestigt hatte.
Die letzten Bilder zeigen den Ist-Zustand des Modells. Glücklicherweise hatte ich bei meinem OOB-Bau an Klebstoff gespart, so das sich unter anderem Heck und Galion wieder zerlegen ließen. Mal sehen, wie es weitergeht. Insbesondere die so dramatisch back stehenden Segel dürften eine echte Herausforderung für die Laminatschneiderei sein!
Schmidt (Helau)