Hallo liebe Freunde historischer Schiffe ...
ich werkle gerade an HELLERs La Grande Hermine vor mich hin und da tauchen an allen Ecken und Enden immer wieder Fragen auf ...
Fragen und Zweifel die ich nicht im stillen Kämmerlein, auch nicht im WWW und auch nicht in Büchern beantwortet bekomme.
Da hoffe ich auf Euch damit Ihr mir die eine oder andere Frage beantworten könnt oder mir wenigstens eine Richtung zum Nachforschen weisen könnt.
Was Ihr im Folgenden seht ist nicht ganz out of the Box denn ich hatte die Hermine als teilgebauten Kit erstanden.
Aber durch den Rückbau in fast alle Einzelteile ist es wieder nah an OOB dran.
Und ob es ein ganzer Baubericht werden wird kann ich im Moment auch noch nicht sagen ... mal schauen wie sich das Ganze entwickeln wird.
Eine schöne Bausatzbeschreibung von Schmidt findet ihr hier im Forum :
Heller: La Grande Hermine
Rumpf und Teile der Masten des Kits waren teils schon bemalt und teilweise verklebt.
Glücklicherweise lösten sich die Klebeverbindungen weitgehend ohne Probleme.
Dann folgte ein erfolgreiches Dowanolbad im Bratschlauch.
Entlacken: Farbentferner Dowanol PM
Nur aus manchen Ecken und Plankenstößen mußten hartnäckige Reste entfernt werden.
Auch Reste der hartnäckigen mattschwarzen Farbe ging ich mit einer Metallbürste an ... mit dem guten Nebeneffekt einer weiteren feinen Maserung ...
also immer schön in Richtung der Planken arbeiten ...
der blanke Bereich mitten des Kiels ist wohl der Formentechnik geschuldet und in braun und schwarz praktisch unsichtbar
Tja ... so steht sie nun weitgehend nackt vor mir und sieht mich etwas kläglich an.
Das wundert nicht wirklich weil HELLER ein wenig knauserig mit Details war ...
Kanonen gibts keine im Kit ... deswegen mal eine zur Probe
Fairerweise muß man aber auch sagen, daß sich HELLER mangels Originalplänen das Meiste zusammenreimen mußte .
Ich habe ein wenig den Eindruck, daß Schiffe aus dem Mittelmeerraum, zB. venezianische Karracken, für manche Details als Vorbild genommen wurden.
Der Mangel an Originalplänen ist auch der Grund warum fast alle Modelle und Replicas des Schiffes unterschiedlich aussehen ... einfach unterschiedliche Interpretationen eines Themas sind.
Und los gehts:
Beim Zerlegen und probeweisen Zusammensetzen ergaben sich aber so einige Ungereimtheiten die mir nicht gefallen haben ...
daraus wiederum resultiert ein umfangreiches Lastenheft wie ich es zu Anfang nicht vermutet hatte.
Zuerst habe ich eine Frage an Euch bei der es um die Windentechnik im frühen 16. Jahrhundert geht.
Wie wahrscheinlich sind diese zwei Winden ?
Im Bausatz sind innerhalb des Vorderkastells gleich zwei Gangspills (Winden / Kapstans)untergebracht.
Und zwar nicht hintereinander und auch nicht in der Achse des Schiffes sondern links und rechts ... für jeden Anker eine.
Sinngemäß entspricht das einer Anordnung wie man sie bei modernen Schiffen mit motorgetriebenen Winden recht häufig findet.
Gibts es da überhaupt genug Platz um diese Spills/Winden zu bedienen ?
Im Modell gemessen und anhand des Maßstabes hätten die Spaken eine maximale Länge von 1,2m ...
daraus resultiert maximal 2 Mann nebeneinander und durch den kurzen Hebel eine erbärmlich schwache Kraftübertragung.
Sonst wird ja schon für einen Anker bzw dessen Winde reichlich Platz gebraucht.
Ist aufgrund des dafür notwendigen Bewegungsraumes im Form zweier Kreise dann dieser vordere Raum überhaupt noch als Lagerraum nutzbar ?
Wie wahrscheinlich ist es, daß dieser recht wertvolle, geschützte Raum zu Technikraum und Treppe degradiert wird und ansonsten wenig nutzbar ist ?
Man kann ja nicht den ganzen Raum leer räumen nur um nen Anker zu bedienen.
Wie wahrscheinlich ist also solch eine Spill/Windentechnik in einem Schiff des frühen 16.Jahrhunderts ?
Völliger Quatsch ?
Hat sich Heller das aus den Fingern gesaugt ?
Wie wäre es sinnvoller ?
X
In diesem Zusammenhang drängt sich mir auch gleich die nächste Frage auf:
Vorgesehen ist ein Bugspriet, der im Modell dankenswerterweise einfach außen festgeklebt werden soll ...
okay .. ja ... könnte man einfach so lassen ...
doch läßt mich der konstruktive Ansatz nicht los und ich grüble halt wie und wo das Ding befestigt werden konnte.
Bei näherem Hinsehen bzw Test mit einem verlängert Stück Gießast wird es einfach merkwürdig.
Zeitgerecht leicht schräg neben dem Mast verlaufend müßte man ihn ja weiter innen irgendwo verankern ... nur wo ?
Nun wenn wir den Gießast an dieser Stelle fortlaufen lassen ... dann würde er etwa am Türrahmen aufs Hauptdeck stoßen ...
Das aber hätte Konsequenzen:
- erstens würde er den Eingang teilweise sperren ... nicht so wahnsinnig schlimm weil das eine riesige Öffnung ist.
- zweitens wäre dadurch die Position der Leiter fraglich ...
die Öffnung oben im Vorderkastell ist ja im Bauplan überaus optimistisch eingezeichnet ...
im Modell kommt man oben an der Leiter an und steht direkt vor dem Mast ...
siehe auch BIld 2 weiter oben
- drittens würde er die Bedienung eines der beiden Spills praktisch unmöglich machen.
Was wiederum die Position der beiden Spills aus Frage 1 grundsätzlich in Frage stellt.
So kanns also nicht sein ! Aber wie ?
Gibt es eine überlieferte Befestigungstechnik bei der der Bugspriet irgendwo mitten am Mast festgetackert wurde ?
Über Vorschläge und Links freue ich mich in diesem Bau- und Planungsstadium sehr ...