Bounty hat das Trockendock verlassen ...
Doch zuerst in aller Kürze meine Basics - (Wer hier abschaltet und direkt nach unten durchscrollt hat mein vollstes Verständnis):
1. ein stimmiger Gesamteindruck (Proportionen, Linienführung, Riß) ist das Ziel - nicht das allerletzte Detail. Ich bin nun mal keine Uhrmacherseele (die haben allerdings meine vollste Bewunderung und Anerkennung) - aber das übersteigt ganz einfach meine handwerklichen Fähigkeiten und vor allem meine Geduld.
2. möglichst authentische Farbgebung - bin nun mal ein grafisch geschulter Mensch.
3. bei der Takelage gilt - wie so oft im Leben - weniger ist mehr!. Wenn also getakelt wird, sollte eine virtuelle Mannschaft die Rahen auch heißen und bewegen können. Also irgendwie funktionabel sollte das Ganze schon sein. Ob der einzelne Belegnagel dann hier oder dort saß, erscheint mir dabei nicht so wichtig. Wichtig ist aber - dass es hätte so sein können ...
4. Es darf durchaus mit optischen Tricks geschafft werden - denn das menschliche Auge sieht nur das, was es sehen will. Deswegen habe ich mich auch nie gescheut, die unterschiedlichsten Materialien zu kombinieren und Hybrid-Modelle zu bauen. Wie der geneigte Betrachter sehen wird, ist Bernds Bounty eben dies - hybrid aber hybrid ist in bei den heutigen Spritpreisen!
Der Airfixbausatz ist extrem dürr ausgestattet - keine Nagelbänke nichts - also das alles liefere ich in Holz nach (dank alter Bastelschätze). Die Grätings waren das echte Grauen. Die habe ich ausgesägt und durch hölzerne Nachbauten ersetzt. Darüberhinaus keinerelei Holzgravur - das reine Nichts - aber genau das macht den Reiz aus ... diese Lücken können gefüllt werden. Da ich schon am Rum-Motzen bin - die Passgenauigkeit ist zum kotzen und die Gravur vom Hufschmid - aber macht nichts - liebe das Ding trotzdem.
Bemalt habe ich das Objekt der Begierde ausschließlich mit Ölfarben. Die Technik dazu ist hier im Forum erstklassig beschrieben. Einmal längs für die Struktur und einmal quergewischt etwas dunkler abgetönt. Ton in Ton. Das wars dann auch schon. Wirkt alles absolut glaubwürdig, selbst wenn man das Schiffchen auf ein Holzbrett stellt. Siehe weiter unten und die Detailfotos. Das Wichtige bei Ölfarben: Gut trocknen lassen - möglichst bei Wärme 6-8 Tage. Dann wirds knochentrocken und wischfest. Das Gute dabei - man kann relativ lange nachbessern. Acryl- und Plastikfarben habe ich nach mehreren Tests wieder in der Rumpelkammer verschwinden lassen. Ebenso das Altern der Planken mit irgendeiner abgefärbten Verdünnung. Das war alles nicht befriedigend und glaubwürdig. Schließlich war die Bounty ein Schiff Ihrer Majestät und der Kapitän ein neurotischer Disziplinmaniac. Also ein Gammelkahn war das wohl nicht.
Blöcke und Belegnägel sind leider eine Nummer zu groß - habe aber momentan keine anderen. Bei den Nägeln kein Problem - die werden am Schluß mit aufgerollten Tauen behängt - nur das Köpfchen darf noch herausgucken. An freien Stellen - irgendwo im Handlauf wird dann mal ein einzelner Belegnagel gesetzt (dann aber im richtigen Maßstab) und schon glaubt das Auge alle Nägel wären so.
Das gilt auch für bewußt gesetzte Teile aus Holz - dort die Struktur mit Querwischen (Ölfarbe) verstärken und schon entsteht der Eindruck, das Ganze wäre aus Holz. Na ja - der geübte Modellbauer siehts sofort - aber wie gesagt, mir gehts um den Gesamteindruck und der ist schon glaubwürdig. Auch für die Takelung der 4 Pfünder Kannönchen habe ich im hervorragenden Buch von Mondfeld eine glaubwürdige Vorlage gefunden. Die konnten ja notfalls von einem Mann bedient werden und haben nicht das Geschirr der 32 Pfund Bomber einer Victory.
Die Vorlage für die Takelung der Ruderanlage habe ich aus dem guten Buch von Vincenco Lusci "Historische Schiffe als Modell" Edition Krick. Da ich keinen Takelplan der Bounty habe und mir auch nicht besorgen will, werde ich hier improvisieren - unter obigen Vorgaben natürlich. Ist eben meine Fantastic Queen - die Bountyfee.
Soviel für heute von Bernds Bounty.
Nun kommen die Bilder zu Wort und ich hoffe auf wohlwollende Nachsicht.
Mit freundlichen und lieben Grüßen.
Bernd
Makros von der Bordwand
PS - Werde in lockerer Folge weitermachen. Ende noch offen, denn meine bessere Hälfte würde mir den Kopf rasieren, wenn ich hier stundenlang in der Bastelstube säße und am Schiffchen puzzelte.