Moin ihr Lieben,
nachdem meine Junkers D.I nach einem vergeblichen Versuch, Mauve auf den Rumpf und die Tragflächen aufzubringen derzeit mit einer neuen Mauve-Interpretation im Lackierkeller trocknet und die Me 109 F ebenfalls darauf wartet, fertiggestellt zu werden, konnte ich am Wochenende nicht widerstehen und habe mir bei Herrn Weber in Lorsch (
www.take-off-lorsch.de) die neue Re 2000 von Italeri für `nen Zehner mitgenommen.
Was hier folgt, wird in anglophonen Modellbaumagazinen gerne als "quickbuild", also "Schnellbau" betitelt: Aus der Schachtel gebaut, ohne Zubehörteile...
Hier mal das Deckelbild von vorne

und von hinten

Man sieht: Eine Unmenge von Markierungsvarianten, wobei sich die Tarnung selbst immer wieder gleicht. Auf alle Fälle hinsichtlich der Tarnung ein anspruchsvolles "Objekt der Begierde"!
Und nun die Spritzlinge:
Der erste Eindruck ist schlicht "Wow", wobei ich einschränken muss, dass sich dieser erste positive Eindruck im Detail dann mehr in Richtung "neutral" bewegt. Doch davon später mehr.
Gewöhnungsbedürftig ist die Bauanleitung - statt der üblichen Zeichnung ein computergeneriertes Modell! Ob das die Zukunft bei Bauanleitungen sein wird, wage ich zu bezweifeln: Bei Italeri ist ja noch einigermaßen erkennbar, wo welches Teil platziert werden soll; bei der Bauanleitung zur Heinkel He 70 von ICM (die auch computergeneriert ist), sieht das schon ganz anders aus: Hier erkennt man letztlich gar nichts mehr und darf raten, wo die einzelnen Bauteile nun hinmüssen.
Doch zurück zu Reggiane.
Die Struktur im Cockpit ist zufriedenstellend wiedergegeben:
und nach einer Lackierung sieht das ganze ganz ordentlich aus:
Hier, wie auch bei den Landeklappen, habe ich eine ziemlich faule "preshading"-Methode angewandt: Ich habe schlicht einen o,75mm breiten Edding benutzt, um die Konturen nachzuziehen und dann mein "Verde anticorrosione" (Gunze H303 mit einer minimalen Zugabe von Weiß) lasierend aufgespritzt, bis es partiell deckend war. Sieht meines Erachtens ganz ordentlich aus. Danach ein wenig "drybrushing" mit Silber und fertig ist die Laube!
Bei den Landeklappen (die übrigens separat gespritzt sind, sodass man sie auch ausgeschlagen anbringen kann) bin ich genauso vorgegangen, habe aber hier das Trockenmalen mit Silber nicht ganz so übertrieben wie beim Cockpit.
Hier im "Rohzustand":
Hier mit Vorschattierung auf die "faule Art":
und hier bemalt:
Das Ganze dauerte bis hier hin nur 1 Stunde!
Als nächstes habe ich das Cockpit in die beiden Rumpfhälften eingeklebt und danach den Sitz befestigt.
À propos "Sitz": So, wie Italeri ihn wiedergibt, in aller Pracht mit schön angegossenen Sitzgurten:
ist er FALSCH! Zumindest für italienische Maschinen...
Die Italiener benutzten nämlich folgendes System: Zwei Gurte kommen beim Piloten über die Schulter und werden mit einem Schloss zwischen den Beinen des Piloten verbunden. Dieses Schloss ist an einer Kette befestigt. Gut zu sehen bei einer Macchi MC 205:

(Quelle: Macchi C.205 Veltro Walkaround, Squadron Nr. 555
Da ich jedoch eine ungarische Reggiane bauen will, nehme ich mir die künstlerische Freiheit heraus, davon auszugehen, dass die Ungarn eine Sitzgurt-Anordnung hatten, wie im Modell dargestellt. Wer jedoch eine italienische Re 2000 bauen will, kommt nicht umhin, die Gurte abzuschleifen und neu zu modellieren ... viel Spaß dabei!
Nach einer weiteren Stunde, die ich mit dem Zusammenbauen der aus drei Teilen bestehenden Tragfläche sowie der Motor/Vorderrumpfsektion, verbrachte, sehen die Hauptkomponenten nun so aus und sind fertig zum Zusammenbau:

(Sorry für das unscharfe Bild, aber die Kamera, mit der ich bessere Photos machen könnte, ist mit meiner Tochter zusammen zu Oma gereist, sodass ich auf meine alte Kodak zurückgreifen muss!)
Fazit bislang:
Endlich mal eine moderne Reggiane im Programm eines der großen Hersteller. Es gibt zwar auch eine Re 2000er Serie von Special Hobby, aber obwohl die in einem meiner "pending piles" (also "auf Halde") darauf wartet, gebaut zu werden, habe ich, nicht zuletzt der Aktualität willen, die Italeri-Maschine in Angriff genommen.
Der erste Eindruck, ich hatte es ja schon geschrieben, fällt positiv aus. Allerdings stört mich der falsche Sitz: Warum macht man sich seitens Italeri eine solche Mühe, einen Sitz komplett mit Gurtzeug zu modellieren, wenn das Gurtzeug dann falsch ist? Recherche? Vielleicht hätte man sich einmal die zahlreich in Italien vorhandenen restaurierten italienischen Jäger des Zweiten Weltkrieges anschauen sollen?
Und dann stört noch etwas: Der Rumpf selbst sowie die Tragflächen glänzen mit hervorragend wiedergegebenen versenkten Gravuren und Nieten - das Leitwerk mit Seitenruder und die Höhenruder dagegen haben erhabene Gravuren! Was soll
das denn? Man hat das Gefühl, als habe Italeri die vorhandene Re 2000 von Supermodell überarbeitet, aber mittendrin aufgehört und deshalb die Seitenruder/Höhenruder-Partie so belassen, wie vorgefunden...ist nur eine VErmutung.
Soviel für heute Vormittag. Die fast fertiggestellte Re 2000 soll bis heute Abend lackierfertig sein und dann folgt ein update.
Bis dahin: "Happy modelling"
Michael