Hallo Kai
Sehr scharfsinnig bemerkt, aber die Realität war in diesem Falle etwas anders.
Die Versorgung der Mannschaft ist Aufgabe des 2. Offiziers an Bord. Der Kapitän und der 1. Offizier, der natürlich auch Kapitän werden will, sind hauptsächlich damit beschäftigt, ihre Garderobe auf dem neuesten Stand zu haben und in Erfahrung zu bringen, was man am Spanischen Hofe gerade trägt.
So, und der 2. Offizier ist stinkig, weil er noch nicht 1. Offizier ist und lässt seinen Unmut auf vielerlei Weise an der Mannschaft aus, wobei unzureichende Nahrung noch eine harmlose Schikane ist.
Das "gelbe" Bürschchen hatte es sich in den Kopf gesetzt, dieser Schinderei ein Ende zu setzen und das Wort gegen den 2. Offizier erhoben. Aus erzieherischen Gründen bekam er von zwei Günstlingen des 2. Offizeiers vorerst einen kräftigen körtperlichern Verweis, der ihn zu Boden schickte. Zwei Bilder später steht er schon wieder etwas wackelig auf den Beinen. Wenn er seine Meinung nicht grundlegend ändert, muss er natürlich mit weiteren Sanktionen rechnen. Üblich war damals das Spiessrutenlaufen oder das Kielholen.
Der Ausdruck Kielholen bezeichnet eine schwere, in der Seefahrt bis ins 19. Jahrhundert gebräuchliche Disziplinarstrafe, bei welcher der Delinquent an einem Tau unter dem Rumpf des Schiffs durchgezogen wurde (auch kielen). Der zu Strafende wurde entweder querschiffs (d. h. von einer Nock der Großrah zur anderen) oder längsschiffs (d. h. von Bug bis Heck) unter dem Schiffskiel entlang gezogen. Kielholen endete angesichts der schweren Verletzungen, die durch rauhe Ablagerungen wie Seepocken und scharfschalige Entenmuscheln am Schiffsrumpf entstanden (siehe Fouling) oft tödlich.
"So jemand auf seiner Wache schlafend befunden würde, der soll dreymahl gekiehlt werden." - (Corpus iuris militaris, Johann Christian Lünig, 1723)
In der Seefahrt des 18. und 19. Jahrhunderts galt das Kielholen neben dem Spießrutenlaufen als die schwerste aller Körperstrafen.
Und ausserdem, wer Hunger hat kann in seiner Freiwache das Angelzeug benutzen. Wir sind auf einem Spanischen Kriegsschiff und nicht auf einem türkischen Ausflugssegler.
Gerd