Wir bleiben noch ein wenig "offtopic", zumindest "off-Rolls Royce". Ich habe mich heute mal den Sitzen gewidmet, und das ganze Prozedere mal detailliert festgehalten. Los gehts!
Gleich vorab, ich hab so meine Spleens. Jeder Mensch hat die, denke ich. Vor allem Modellbauer! Mein Werkzeug ist größtenteils recht unkonventionell. Das hat sich in den Kindheitstagen so eingebürgert und nie wieder verändert. Ihr werdet gleich sehn was ich meine!
Zwar bietet der Markt Mischpaletten, Wasserbehälter und und und, aber wozu teures Geld rausschmeißen, wenns auch andere Dinge tun?
Ziel war es heute, die Vordersitze braun zu bekommen inkl. eventueller Details, und nun mache ich etwas, was ich selten tue, ich zeige euch jeden einzelnen noch so kleinlichen Schritt bis zum fertigen Ergebnis. Los geht es damit, dass ich dieses Glas mit frischem Wasser fülle:
Dieses Glas ist aus dem Urlaub auf Lanzarote 98 (war Nutella drin), und erfüllt seit dem seinen Zweck. Wie man sieht hat es schon einiges hinter sich, und wenn das mal runterfällt, dann trauere ich! Ich kann mir Modellbau ohne dieses schebbige Ding einfach nichtmehr vorstellen!
Und hier mische ich meine Farben:
Toffifee-Behälter tuns auch, aber das tolle an CD-Hüllen ist, dass man die jederzeit zuklappen und bedenkenlos transportieren kann. Der ein oder adere mich bestimmt letztes jahr in Wettringen damit gesehen haben. Diese Hülle dürfte mittlerweile meine fünfzigste sein...
Mit der linken Farbe von Citadel (Scorched-Brown) werdet ihr mich gleich arbeiten sehen, rechts daneben steht das identische Pendant von Revell Aqua.
und hier der Star des Abends, der Pinsel. Mittlerweile habe ich hunderte in allen Größen, Formen usw. Regelmäßig wandern welche in die Tonne, und wiederrum noch regelmäßiger kommen neue dazu. Der Findige Leser und logisch denkende wird im letzten Satz bereits den Grund erkannt haben, warum es immer mehr werden!
Hier mal ein paar Exemplare Griffbereit:
Und die tagesrelevante, engere Auswahhl samt "Reinigungsstation":
Und zu guter Letzt mein Lieblingspinsel:
Hier das grundierte Objekt der Begierde. Wie man sieht muss die Grundierung nichtfarbdeckend sein, bei einer dunkel aufzutragenden Farbe reicht ein flächendeckender Nebel auch aus. Hauptsache die oberfläche ist rauh!
Natürlich gehört das Teil noch anständig entgratet:
Zu Beginn tränke ich den Pinsel erst mal im klaren Wasser, um ihn 1. von Staub (Pollen!!!!!) endgültig zu befreien, und um ihn 2. geschmeidig und "farbbereit" zu machen.
Und dann kanns losgehen. Ziel ist es, diese schöne Lederstruktur beizubehalten. Und Pinselspuren sind natürlich bah, also will ich die vermeiden.
man nehme etwas braune Farbe auf den Pinsel...
...und vermische das "stufig" mit Wasser. So lange bis man genau noch soviel Farbe hat, dass auch ohne Spüli nix wegläuft.
Und dann zügig und gleichmäßig ab damit auf den Sitz:
Immer schön in eine Richtung pinseln. und lieber zu dünn und mehrmals, als einmal und zu dick. Also immer mit Geduld und Ruhe. Und wenn das dann zu trocknen beginnt, schaut das so aus:
Jetzt geht es an die Details, genauergesagt die Klappscharniere. Dafür verwende ich diese beiden Farben...
... und als Finish diesen Klarlack:
Die Grundschicht trage ich mit Citadel (Boltgun Meta)l auf, bei Revell heißt die Farbe "Eisenfarbe", ich glaub 92??? Danach habe ich eine einheitlich metallfarbene Fläche. Nun möchte ich die Scharniere noch etwas "plastischer" erscheinen lassen, also bürste ich Citadel (mitril Silver) auf. Pendant von Revell. 99 Aluminium.
Dafür nutze ich dieen speziellen Trockenbürst-Pinsel:
Der hat mittelharte Borsten und ist recht kurz. Für Sparfüchse: nehmt einen normalen Revell-2er und schneidet gerade mit einer Schere bis auf etwa 1/3 runter, dann habt ihr euch die 5 Euro für den pinsel gespart!
Was mache ich nun damit? Zunächst tunke ich den pinsel von oben (wichtig!!!) in die Farbe, und zwar nur einen Millimeter:
Danach in Zewa oder Toipa begraben, richtig drücken, dass die borsten sich splitten und die arbe sich verteilt.... und dann zügig über die Scharniere. Der Effekt: Die Farbe bleibt nur an Kanten hängen, schaut dann wesentlich plastischer aus.
Ich bin noch einen Schritt weitergegangen, und habe auch die Oberflächen gebürstet. So entsteht dann ein Gusseiseneffekt. Danach noch mit Klarlack drüber, damits abstumpft, und voila, fertig sind die Klappbügel/Scharniere/wieauchimmer.
Mit Aquarellfarbe lässt sich wunderbar arbeiten. Ein und die selbe Farbe kann sehr dick und damit plastisch sein, sie kann "normal" sein, sie kann gebürstet werden, und stark verdünnt wirkt sie als Tusche. Kombiniert man das, kommen dann tolle Effekte raus. und auch die gefürchteten Rillen bei Metallfarbe sind damit passé. hier mal ein paar Beispiele:
Und tadaaa, meine fertigen Sitze:
Beachtet diese blöde weiße Fussel da einfach garnicht, die wollte auch mal ins Internet!
Achja, und wenn ihr danach bemerkt, dass eine kleine Stelle nicht optimal ist, auch kein Problem:
Einfach nochmal gut verdünnt mit Farbe drüber...
... und es ist nie was passiert:
So, diese BLÖDE FUSSEL und ich hoffen euch hats gefallen. Während ihr das hier lest, ist das Teil schon längs auf nimmerwiedersehn im Müll... das hat se nun davon!