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Farben & Verdünnung: Plastik blutet durch

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Donnerstag, 20. Oktober 2011, 17:13

Plastik blutet durch

Durch die Bemerkungen im Montecarlo-Thread ( Im Bau: 77er Chevy Monte Carlo )
dachte ich mir, daß es vielleicht ganz sinnvoll sein könnte einen neuen Thread zu diesem Thema zu öffnen.

Ausblutendes oder durchblutendes Plastik macht uns Modellbauern ja schon sein Jahrzehnten reichlich Ärger ...
insbesondere dann wenn wir versuchen dem Modell eine andere Farbe als die durchs Plastik vorgegebene zu verwenden ...
naja ... außer Schwarz und Silber vielleicht ...

Schwierigkeiten bereiten immer wieder Karosserien aus (meist) älteren Kits die in sehr markanten Farben wie Gelb, Orange, Rot oder Neongrün durchgefärbt sind.
Im Gespräch sind dabei auch Firmen wie Revell, Monogram oder MPC .. aber auch andere sollen betroffen sein ´...

Einer der berühmt-berüchtigsten Kits ist dabei der orange Südstaaten-Charger der Dukes of Hazzard ...
der ist recht eigenwillig und möchte am liebsten in einem schönen Orange gebaut werden

Schuld sind manchen Quellen zufolge Annilinfarben die durch die Lösungsmittel in den von uns verwendeten Farben wieder angelöst werden ...
und auch durch mehrere Lackschichten hindurch zum "Wandern" angeregt werden ...
angeblich kann das auch erst nach einem halben Jahr losgehen ....

Dieser Farbentypus wird aber angeblich schon seit geraumer Zeit nicht mehr bei Modellen verwendet ...
sollte also mit neueren Kits nichts mehr passieren ..
ob das nun stimmt ? .. keine Ahnung denn Revells roter 77er MonteCarlo war ja Auslöser für diesen Thread .. und das ist ja ein recht neuer Kit ...
Vielleicht gibt es ja auch zusätzlich weitere Ursachen in der Polystyrolchemie und Farbenzumischung die uns Ärger verursachen.

Was sich bei den meisten Kits in den Wiederauflagen und auch Neuauflagen ganz bestimmt geändert hat ist, daß heute fast nur noch Weiß, Grau und Beige als Plastik verwendet wird.

Oft treffen wir ja auf Kits bei denen wild gemischt wurde ..
nicht wenige Hersteller haben in den 70ern und 80ern, spätestens nach der ersten Ölkrise,
aus Kostengründen so ziemlich alles an Kunststoffen zusammengeschüttet was eben so da war ...
von manchen Bauserien sind bis zu sechs oder sieben verschiedenen Plastikfarben bekannt ...
besonders "fleißig" waren in dieser Hinsicht zum Beispiel die Jungs von Jo-Han ...

Die Hauptfrage die sich dabei stellt ist:
Was kann ich denn überhaupt machen wenn ich eine andere Farbe als die durch das Plastik vorgegebene verwenden möchte ?
also in etwa wenigstens ...

Rot auf gelbem Body wird demnach wohl weniger Schwierigkeiten verursachen als anders rum ...
und bei dunkler Farbe auf hellem Grund ist man schon mal auf einem guten Weg ...
dennoch kann ein Blau auf gelbem Body, den Regeln der Farbenlehre folgend, schon mal ein paar häßliche ins grüne gehende Flecken bekommen ..

Silber und Schwarz sind ohnehin sehr wiederstandsfähig ...so wird gesagt ..
wobei ich selbst schon Silber mit einem Hauch Rosa gesehen habe ... also ist man auch da nicht vor allem sicher

kommt vielleicht auch auf die Art der Farbe an ... hier meine ich im speziellen das Lösungsmittel
aber Schwarz geht eigentlich immer... (klingt ja fast wie damals bei Ford)

Ein wenig nachdenklich stimmen mich da Berichte nach denen Lösungsmittel aus der obersten, also zuletzt gespritzen Schicht, durch die unteren Schichten bis hin zum Kunststoff durchgehen sollen ...
angeblich auch wenn man einige Warte- bzw Trockenzeiten einhält ....

Mögliche Lösung 1:
Verwendung von Kunsstoff-Primer / Grundierung
aber da kommts wohl auch auf die Art an ... denn wie wir bei dem 77er gesehen haben hats ja genau eine weiße Grundierung durchgesuppt ...
dann vielleicht eher Grau oder gar Schwarz

Mögliche Lösung 2:
Verwendung von sogenanntem "Sealer" ... also eine Versiegelung die eine Art Barriere aufbauen soll
die gibts im Farbhandel und sollen ihre Arbeit wirklich gut tun

Mögliche Lösung 3:
Wie schon im MonteCarlo-Thread beschrieben sollen auch Schichten von Schwarz oder Mattschwarz eine Barriere bilden ...
kommt vielleicht auf die Lackart an ...


... auch wenn es ein Thema ist, das uns glücklicherweise nicht allzu oft trifft ...
so freue ich mich über weitere Kommentare und natürlich vor allem über weitere Tipps
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

"When all else fails ... Read the instructions" ( LINDBERG 1965 )

Youth, talent, hard work, and enthusiasm are no match for old age and treachery !
( In memoriam Prof. John A. Tilley, † 20.07.2017 )

2

Donnerstag, 20. Oktober 2011, 17:26

Hallo Markus,

ich lackiere immer eine dünne Schicht silber zwischen, wenn ich eine "bunte" Ausgangsfarbe habe und der gewünschte Farbton davon abweicht
Hatte mit dieser Methode noch keine Probleme des Migrierens.
Habe z.B. mit der Methode einen blauen Impreza in matt weiß lackiert ohne Probleme.

Gruß

Marcus

3

Donnerstag, 20. Oktober 2011, 21:56

Danke das du das Thema mal gesondert ansprichst. ICh glaub ich hab es jetzt auch fast bewältigt bei meinem Monte Carlo. Ich muss ihn weiß Grundieren da ein Autolack Orange Metallic drüberkommt und ich deswegen eine möglischs helle Grndierung haben muss. Jetzt hab ich mehrmals Weiß Grundiert und auch schwarz in den Innenseiten. Es ist nicht strahlendweiß aber rosa ist es auch nicht mehr so ganz. Nur das Vinyldach ist nur 1 oder 2 mal mit weiß überlackiert. Da sieht man vielleicht etweas Rosa. Und die Sicken sind natürlich noch rot.



Hätten sie die Karosserie weiß gemacht hät ich mir die Schichten sparen können den dummerweise verschwinden dadurch auch die Schriftzüge etwas. :S Aber naja es ist ja ein Snap Fast. Auf dem karton ist er mit unlackieren Teilen zu sehen. Man braucht für das gesammte Auto ja niocht mal wirklich Kleber ;)

Gruß Ludwig

4

Freitag, 21. Oktober 2011, 13:10

@ Showrodder: Was soll "Plastik blutet durch" denn bitte schön bedeuten?

Von der Farbe kann man keineswegs auf irgendwelche Eigenschaften des Kunststoffes an sich schliessen. Da gibt es prinzipiell zwei Möglichkeiten wie hier überhaupt Farbe an den Kunststoff kommt:

entweder kauft der Spritzgiesser natur Polystyrol und färbt dieses selber mittels dem passenden farbbatch ein, oder er kauft direkt vom Lieferanten eingefärbtes Polystyrol.

Ich denke, der einzige Grund warum in bestimmten Kits verschiedene Farben genommen wurden liegt einfach nur darin, dass diese gerade übrig waren, oder eben gerade besonders günstig waren.

Am Polystyrol kann an sich nur durch diverse Zusatzstoffe an den rein mechanischen Eigenschaften etwas verändert worden sein, ist aber auch nicht unbedingt üblich da PS eher ein günstiger und kein technischer Kunststoff ist. Normalerweise ändert man die Eigenschaften nur im Zuge durch zugabe von UV Schutz oder eben durch ein Blend mit Butadien um die mechanischen Eigenschaften zu verbessern.

Was im PS also ausdampfen kann ist an sich nur der UV Schutz. PS färbt man übrigens ein, weil es sonst transparent wäre, was ja wiederum auch nicht sonderlich gut zum lackieren geeignet ist.





Gruß



Tobias

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5

Freitag, 21. Oktober 2011, 16:23

Hey :)

Hm.... gutes Thema :idee: :idee: :idee:

Durch den Tipp eines MB-Kollegen verwende ich "Dupli-Color Haftgrund in Hellgrau" kostet ca. 6€ und bin mit dem Ergebnis zufrieden.

Zum Beispiel bei meinem Audi R8 Spyder verwendet. (Roter und Weißer Kunststoff, Blauer Lack)

Mfg Chri
Modellbaumotto: "Egal wanns fertig wird, wichtig ist das es schön wird" ;)

Eine Übersicht meiner Baustellen gibts hier: Profil von »chri«

6

Freitag, 21. Oktober 2011, 16:50

Danke Tobias ... genau um technische Antworten gehts mir !
Denn ich habe ja sonst mit Kunststoffen und insbesondere deren Herstellung nichts zu tun.

Wenn ich hier formuliere "blutet durch" dann ist das ausschließlich sinngemäß zu verstehen ... nicht anderes als ein "Bild" ...
in etwa so wie wenn aus einer Wunde das Blut in den darüber angelegten Verband eindringt ....
und diesen ja nach Stärke der Blutung ganz schön durchfeuchten kann

Wenn ich Deine Antwort richtig verstehe, dann ist also das Polystyrol von Natur aus durchsichtig ...
also den recht meist recht harten Klarsichtteilen in unseren Kits entsprechend

Dann kommen also auch noch diverse Stoffe rein die die mechanischen Eigenschaften verändern ...
das ist also der Grund warum manche Kits aus verhältnismäßig weichem ...
und andere aus einem recht harten, eher brüchigen Plastik bestehen ...

Dann kommen obendrein noch Farben dazu ...
und genau da ist das zentrale Problem um das es in diesem Thread geht ...
denn offensichtlich unterscheiden sich genau diese Farben in ihren Eigenschaften ...
manche lösen sich und andere nicht

es ist unübersehbar, daß manche dieser Farben durch die darüber verwendeten Lackschichten zum Teil wieder angelöst werden ...
in Folge dessen in diese Lackschichten "ausbluten" (und schon wieder verwendet !)
und sich mit den Farbpartikeln des Lacks vermischen ...
genau deshalb gibts ja dieses unübersehbare Problem

In einem Punkt muß ich Dir aber ganz entschieden widersprechen ..

Zitat

... denke, der einzige Grund warum in bestimmten Kits verschiedene Farben genommen wurden liegt einfach nur darin, dass diese gerade übrig waren, oder eben gerade besonders günstig waren ...
das gilt sicher für ein paar Firmen die gerade mal in finanziellen Engpässen steckten ... Jo-Han zum Beispiel ... und auch bei denen nur zu bestimmten Zeiten

Aber sonst ist die Farbe der Karosserien ist in sehr vielen Fällen vom Hersteller ganz genau so mit voller Absicht gewählt wie wir sie sehen.
Der Kunde soll das Modell auch ohne Lackierung weitgehend vorbildgerecht bauen können.
damit hat auch der Anfänger ein befriedigendes Modellbauerlebnis

Deswegen ist der Südstaaten Charger auch in Orange ...
oder bei anderen sogar die (Plastik-)Holzteile in zuweilen sehr echt wirkendem Holzbraun ...
usw usw usw ... dafür gibts endlose Beispiele.

Auf nicht wenigen Packungen stand sogar ausdrücklich drauf, daß es sich um Hochglanzplastik handelt das man nicht bemalen muß ...
Es gab sogar mal eine "Metalflake"-Modellserie wo dem Plastik Glitzerstaub beigemischt wurde um eine Metallic-Lackierung zu simulieren

und das gilt nicht nur für alte Kits .. sondern auch nicht wenige moderne Kits halten das ganz genauso ..
zum Beispiel Revells Copperhead, der in einem Plastik gespritzt wurde das dem originalen Kupferton extrem nahe kommt

Dennoch sind die Plastikteile vieler Kits in grau, weiß, hellbraun ...
so für den fortgeschrittenen Modellbau die bessere Wahl ... weil sie uns nicht die Farbprobleme verursachen

Und ganz zum Schluß komme ich wieder zum Hauptpunkt dieses Threads:
Mit welchen Mitteln kann ich eine "Trennschicht" aufbauen die dafür sorgt, daß die Farbpartikel nicht aus dem Kunsstoff gelöst werden ?
Oder besser noch, daß das Lösungsmittel erst gar nicht zum Kunststoff durchdringen kann !
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus

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keramh

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7

Freitag, 21. Oktober 2011, 17:44

moin,

ich habe von nachträglichen Verfärbungen noch garnichts gehört oder gelesen.

Bislang habe ich maximal eine schlechte Deckkraft bei hellen Lacken auf dunkleren Teilen erlebt.

Das Hersteller verschiedenfarbige Spritzgusteile ihren Kits beilegen liegt meiner Meinung nur daran das diese sich besonders an die Modellbauer richten,
die ihre Modelle nicht lackieren wollen oder können. Irgendwie muß man ja auch ohne Farbe ein relativ ansehnliches Modell zusammenbauen können.

Also ich glaube absolut nicht das die Lösungsmittel einer hauch dünn auflackierten Schicht in der Lage wären Farben oder sogar den gesamten Kunststoff anzulösen.

Wie gesagt, "Verfärbungen" bzw. Farbveränderungen kommen meiner Meinung nach nur vor wenn nicht Grundiert und die Deckkraft des Lacks nicht ausreicht.

8

Freitag, 21. Oktober 2011, 17:48

Zitat

Wenn ich Deine Antwort richtig verstehe, dann ist also das Polystyrol von Natur aus durchsichtig ...
also den recht meist recht harten Klarsichtteilen in unseren Kits entsprechend


richtig, reines PS ist transparent und recht hart & spröde.


Um PS für andere Zwecke einsetzen zu können werden Schlagzähmodfier eingesetz.

Zitat

es ist unübersehbar, daß manche dieser Farben durch die darüber verwendeten Lackschichten zum Teil wieder angelöst werden ...
in Folge dessen in diese Lackschichten "ausbluten" (und schon wieder verwendet !)
und sich mit den Farbpartikeln des Lacks vermischen ...
genau deshalb gibts ja dieses unübersehbare Problem


Es gibt generell zwei Möglichkeiten Kunststoffe einzufärben, einmal mit Farstoffen, dabei handelt es sich um Lösungen, zum anderen mit Pigmenten, diese sind generell nicht gelöst im Kunststoff.
Kommt es wirklich zu einem lösens einer Farbe kann es sich eigentlich nur um einen Farbstoff handeln, da Pigmente nicht zum migrieren neigen (größe der Teilchen, Oberfläche, Löslichkeitsverhalten).
Wenn der Farbstoff des Kunststoffes imLösungsmittel des Lackes löslich ist lässt sich ein migrieren nicht vermeiden.
Da aber Silber-Metalliclacke sehr große anorganische Pigmente enthalten hindern diese den Farbstoff recht gut bis zur Oberfläche durch zu dringen.

Gruß

Marcus

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