Hallo Oliver, hallo Chris,
die Argumentation mit dem achterlichen Trimm ist natürlich total richtig! Man ist - selbst heute noch - immer bestrebt, das Schiff so zu beladen, das es achtern tiefer liegt, (achterlicher Trimm), da es so besser auf das Ruder reagiert. Dieses hat zwar - besonders bei Segelschiffen - den Nachteil, dass das Schiff dadurch zur Leegierigkeit neigt, also bei einem ungeübten oder unaufmerksamen Rudergänger leicht quer schlagen kann, eine besonders bei schwerem Wetter nicht gerade sehr herbeigewünschte Situation. Aber dadurch neigt das Schiff im Gegenzug eben auch nicht dazu, in den Wind zu drehen und sich in Wind und See festzufahren. Was nun den Fall der Masten, also die Neigung der Masten aus der Lotrechten heraus, angeht, so ist dieses ein weites Feld... Besonders bei Schiffen des Mittelmeerraumes, ich erinnere da mal an die Chebec, den Pollacker oder die Khaik, hatten die Masten zum Teil einen sehr starken Fall nach vorne, besonders bei einmastigen Schiffen, ansonsten eher nur der Vortopp. In Nordeuropa und am Atlantik ging man da - von Ausnahmen mal abgesehen - eher in die andere Richtung, als fast schon extremes und frühes Beispiel verweise ich da mal auf die "Wasa". Man erhoffte sich dadurch, die oberen Segel besser zum tragen zu bringen und versuchte damit, die beiden Lateralpläne, den des Unterwasserschiffes und der Segelfläche, soweit anzugleichen, dass die beiden Schwerpunkte möglichst nahe beieinander lagen und das die Schiffe dadurch zum einen kursstabiler, zum anderen aber auch manövrierfähiger waren, also besser aufs Ruder gehorchten. Allerdings war man dann aber auch bestrebt, den Masten einen gleichmäßigen Fall zu verleihen. Extrem ging man dann im 19. jahrhundert dabei bei den extremen Klippern zu Werke, die oft einen sehr starken achterlichen Fall der Masten hatten, ich denke da an so einige Abbildungen z. B. von der "Red Jacket", der "Strom Cloud" oder der (alten) Ligthning"... DSieses sollte den Schiffen aber nicht nur ein extrem schnittiges Aussehen verschaffen, sondern man wollte damit auch dem Umstand sorge tragen, das der Wind von der Wasseroberfläche immer etwas abgelenkt wird und dadurch in der Regel etwas leewärtiger einfällt als einige Meter weiter oben, ein Umstand, den man auch dadurch Rechnung trägt, das die oberen Rahen immer etwas mehr oder weniger, je nach Kurs zum Wind, angebrasst werden müssen als die unteren...
Ich hoffe, ich habe nun alle Klarheiten beseitigt und der allgemeinen Verwirrung Rechnung getragen und verbleibe mit den besten Wünschen,
Hagen