Ich schiebe den Rumpf jetzt einmal zur Seite, obwohl noch nicht alle Arbeiten daran beschrieben sind, und widme mich den Decks.
Ich hatte ja schon gesagt, dass sie sich alle entfernen ließen; nichts war (zum Glück!) geklebt. Die Nussbaumdecks, die direkt auf dem Rumpf aufliegen, sind ein wenig rund geschliffen, um die Balkenbucht anzudeuten. Die Decksplanken waren auf das zuvor lackierte Holz gezeichnet. Hier eines der besser erhaltenen Decks im Originalzustand:
Die meisten Decks aber hatten massive Wasserschäden; und da an manchen Stellen mit dem Lack auch die Planken verschwunden waren, gab es keine sinnvolle Alternative dazu, die Decks komplett abzuschleifen und die Planken neu aufzumalen. Hier das besonders beschädigte Backdeck nach dem Abschleifen (mit ein paar gereinigten Beschlagteilen als Stellprobe).
Nach vielem Nachdenken und Probieren habe ich die Linien mit einem handelsüblichen Tintenstift 0,1 mm auf das versiegelte Deck gemalt. Ich habe mir eine Abstandsschablone gebaut, zuerst die Linie der Laibhölzer gezogen, dann die mittleren Linien und mich weiter nach außen gearbeitet, indem ich für jeden Strich das Lineal neu justiert und mit Gewichten beschwert habe, damit es nicht verrutscht. Klingt einfach, war aber eine Nerven zerreißende Arbeit. Denn kein Strich konnte korrigiert werden, jeder musste sitzen! Einmal verrutscht, und ich durfte das ganze Deck abschleifen und neu versiegeln. Ist zum Glück nicht oft vorgekommen. Nach dem Aufmalen habe ich die Decks wieder versiegelt; das musste sehr vorsichtig geschehen, um die Tinten-Linien nicht wieder aufzulösen. Teilweise habe ich die Versiegelung in sehr dünnen Schichten mit der Airbrush aufgebracht. Ist schließlich auch gutgegangen.
Die folgenden Fotos zeigen das Ergebnis bei einer Stellprobe mit weiteren gesäuberten Beschlagteilen des Backdecks.
Ich war anfangs sehr glücklich, dass diese Arbeit gelang, musste aber auch hier erleben, wie anstrengend es ist, eine saubere Leistung so oft zu wiederholen. Schließlich mussten alle Decks
a) von allen Beschlägen und von ihrer Reling befreit,
b) abgeschliffen, abgeschliffen, abgeschliffen...,
c) versiegelt, geschliffen, versiegelt,
d) beplankt (mit Tusche) und
e) nochmals versiegelt, geschliffen, versiegelt, geschliffen werden.
Auf dem Foto ist zu erkennen, dass auch alles Schleifen nicht rückgängig machen konnte, was fast 100 Jahre (schlechter Aufbewahrung) bewirkt haben: eine Nachdunklung des Holzes. Kein ganz schlechter Nebeneffekt: So zeigen die hellen Stellen die genaue Position von Beschlägen etc. Natürlich habe ich auch alle Löcher im Decks belassen, soweit sie anzeigten, wo später wieder irgendeine Relingstütze, Stift etc. versenkt werden musste. Nach dem Aufrüsten der Decks wird also wieder Gleichfarbigkeit und Lochlosigkeit auf den Decks herrschen - wobei anzumerken ist, dass man vom obersten Deck, dem Bootsdeck, nicht mehr allzu viel sehen wird, weil es (u.a. mit den Booten) ziemlich vollgestellt ist.
Die Seitenkanten der Decks mussten weiß lackiert werden. Ihre Unterseiten auch, obwohl man die nur sieht, wenn man seine Bandscheiben einer unerfreulichen Belastungsprobe aussetzt.
Schmidt
Gruß: Schmidt[/quote]