So, nun habe ich genug Frust über das Ende der Sphinx geschoben und kann mich etwas Neuem widmen. Etwas Kleinem, wie schon gesagt, denn ein Umzug steht bevor. Außerdem möchte ich auf dem Gebiet des Hybridbaus noch etwas weiter forschen. Das Folgende ist also vielleicht weniger ein klassischer Baubericht und mehr der Versuch, (mir) Antworten auf die Frage zu geben, inwieweit man den zeitgenössischen Kartonbau für etwas weiter gehende Ziele nutzen kann.
Objekt und Vehikel dieser Überlegungen soll die "Papegojan" von der polnischen Kartonmodellbaufirma Shipyard (Harbour Hobbys) sein. Ich finde die Gestaltung und die Linienführung dieses kleinen Schiffes sehr ansprechend! Sie erinnern mich positiv an die Modelle der Firma Artitec für das VOC-Diorama in Texel. Die Papegojan ist ein in Holland gebautes Pinasschiff. Mit der Pinasse als dem Beiboot soll das insofern zu tun haben, als das Pinasschiff sich gewissermaßen als vergrößertes und schließlich selbständiges Beiboot entwickelt habe. Sie hat im Gegensatz zu dem anderen Brot-und-Butter-Schiff der Epoche, der Fleute, ein plattes Heck. Ansonsten ähnelt sie im Aufbau des Rumpfes und der Takelage den anderen Schiffen der Zeit. Quasi ein Wasaleinchen.
Ich habe den Bausatz an anderer Stelle schon in seiner Besonderheit vorgestellt. Das will ich hier nicht wiederholen, sondern gleich einsteigen - und zwar in meine Unternehmungen zur Lösung der Frage: Was geht in und mit Pappe?
Also gleich mal los. Das sind die Teile, aus denen eines der drei sichtbaren Querschotts hergestellt wird. Sie sind aus verschieden starker Pappe und hängen mit wirklich winzigen Stegen am ganzen Boden. Trotzdem muss man wie bei Ätzteilen die Reste der Stege wegschleifen oder -schneiden.
Zusammengefügt ergibt sich ein erfreulich dreidimensionales Teil.
Laut Bauanleitung soll dieses Teil jetzt mit einer (beigegebenen) Grundfarbe gelblich gestrichen und mit einer stark verdünnten Mischung einer bräunlichen Farbe lasiert werden, um eine Holzanmutung zu erreichen. Also ganz ähnlich, wie ich bei meinen Heller-Modellen (Schebecke, Reale) verfahren bin.
Doch hier beginnen meine Zweifel gegenüber dem Kartonbau. Habe ich beim Anstrich vielleicht nur die berühmte eine Chance, alles richtig zu machen? Die mir nie ausreicht! Da ich doch so gerne probierte und teste. Wird insbesondere die Ölfarbe dem Karton nicht nachhaltig schaden?
Ihr könnt euch schon denken, was ich gemacht habe? Genau:
Leider habe ich da auch schon den ersten großen Bock geschossen. Merke: Kartonoriginalteile lassen sich schlecht aus der Silikonform herausholen. Das Silikon läuft in jede noch so kleine Ritze und verbindet sich sogar mit der Oberfläche des rauheren Kartons.
Also waren die Originale verloren. Ich hätte sie zumindest (mehrfach) mit Klarlack streichen sollen, um eine durchgehende glatte Oberfläche zu erzielen. Dumm gelaufen. Zum Glück ließ sich die Form von Karton-Rückständen befreien - und das ist jetzt das Ausgangsmaterial für Farbversuche:
Ich würde mich freuen, wenn ihr auch an diesem wenig spektakulären Projekt Interesse bekunden würdet. Die Frage, wie man als Holz- oder Polybauer die Kartonvorgaben nutzen kann, mag ja vielleicht den einen oder anderen auch schon umgetrieben haben.
Euer Schmidt