Das Wettringer Modellbauforum

Ahoi,
Schiffe bauen ist eine feine Sache und da wagte ich mich an ein etwas größeres Projekt, dessen Platzbedarf meine Wohnung etwas sprengt.

Im August heuerte ich auf der "Kruzenshtern" blauäugig an, weil ich als AB etwas See- und Seherfahrung haben wollte. Nicht geplant war, dass daraus ein umfassendes Arbeitsprojekt wurde, das in Etwa einem Neubau nahekam. Auf der Fahrt von Gdynia ( wie geplant) nach Dublin ( was durch Falmouth ersetzt wurde- und dann ganz wegfiel) mit Zielhafen Santander ( liegt bekanntlich in Spanien, wurde aber dann aus politischen Gründen ( wir boykottieren die Russen) in einen Strafhafen, Aviles, Galizien, gewandelt...) hatten wir Zeit, das komplette Gut der Rahen zu ersetzen, Pferde(komplett) und Segel (hier von den Royals bis zum Obermarssegel) herunter zu nehmen, zu richten... spleißen, kleiden, etc. das ganze Lehrbuch rauf und runter...

Da das schon JEDE MENGE Bilder ergab- von relativ seltenen Arbeiten, wird das Einstellen etwas dauern, da ich die Bilder auch fachgerecht kommentieren will. Sie ergeben einen sehr kompletten Stand des etwa 90 jahre alten Seglers.



Das Kleiden und Serven:



Und die Pferde....



Ein altes Schiff halt...



Btw. das und das Folgende sind von 2014....



Und der Typ mit den Kadetten- meinen Mates.... cést moi.




Wenn ihr also Fragen direkt zum Schiff, takeln etc. habt, fragt. Ich stell das Material - korrekt- bei den Schiffen ein- und hoff, aber bald wieder real am Bau der Kruzenshtern mitzuwirken- denn im Zeugnis steht: "proved to be a very able seaman." Zur Frage stehen... Murmansk, Rejkjavik, Quebec....

Bibi

Lords,

das war Erholung pur. Mal DAS real machen- und all die Features, die wir in MINI machen in 1:1... goil. Segel anschlagen, takeln, spleißen und dazu unter Segeln z.B durch den Kanal, die Biskaya... im Mondlicht die Segel setzen... Seh ich gestreßt aus? Baldigst bin ich wieder dort...



Zum Anschlagen der Segel werden die Zeisinge gemacht, in kleine Knäuel aufgeschossen und im Sack rechts aufbewahrt.

Das Gut zum Ausbringen der Segel wird gerichtet ( Mein Arbeitsplatz am Großmast)


Das Segel wird aus der Last geholt und gebunden:



Die Kadetten lernen das Anschlagen:




Auf der unteren Rah sieht man die Zeisinge am Jackstag:




Wir verteilen uns auf der Rah:



dann wird das Segel auf der Rah ausgebracht- schweineharte Arbeit btw.




Mit Hilfe eines Takels kommt das Segel unter massiver Arbeit vor Ort:



Wir sind danach alle keine Jungfrauen mehr... Blutige Hände die Regel.





Ist das Segel korrekt vorgelegt?




Dann wird Zeising für Zeising das Segel angeschlagen.




Wir kommen an die Nocks...




Die Großsaling... nur so als Höheneindruck:



Die Royals... so was um die 50 meters haben die Masten.



Und... das mit dem Segeln am Abend...
( jo. Romantik... oder nicht? Ich vermiss die Mates und das Boot)



Bis denne!

Bibi

Lords,

zur Schreibweise gibts bei "Vorbilder und Orginale" den Schlüssel. Aber im Grund sollte "man" ein Schiff in der Selbstbenennung schreiben- und die ist auf allen Dokumenten, Rettungsringen etc. eben "Kruzenshtern".

Mitfahren geht über Tallship-Friends ( Mitglied) - Inmaris ( super Betreuung) oder über das Schiff. Egal wo man einbucht, gibts für lange Fahrten ( das gilt auf allen solchen Schiffen) Rabatte oder eben Hand for bunk. Da gibt es btw eine RATTENGEILE "Fortbildung" in Australien - ein nobles Patent, das Geld und gute Jobs bringt.

Wer was "gescheites"an Bord der Kruzenshtern will, sollte das beim Einbuchen gleich den Offiziers und dem Starsche Bosmann sagen- denn viele Trainees sind mehr "Passagiere". Wenn man aber das geklärt hat- und etwas russisch kann- den erwartet Seefahrt pur. Ist zwar wirklich Arbeit, aber es gibt einen tollen Segelmacher, ebenso einen Schiffszimmermann und btw auch Maschinen... falls ein Schrauber unter Euch wäre. Und wer was kann oder lernen will ist dort gern gesehen- Wanten richten etc... Und wer Papiere hat ( eine Seetauglichkeitsbestätigung z.b.) kann leichter an gute Plätze kommen. Und es ist immer besser NICHT während den "schönen" Regattastrecken mitzusegeln- wenn man auf Seefahrt wert legt. Dann ist man "unter sich" und hat Alltag und eben Zeit, sich einzufinden.

In "Vorbilder..." habe ich angefangen, das Schiff detailliert vorzustellen- und grad habe ich Pamir und Passat von Heller gekauft- und mal die Winden etc. angeschaut. Vielleicht bau ich das; die Fallwinden und Jarvis- Winden- die grottenmend sind, habe ich schon mal raus und dran gewerkelt. Aber durch den Unfall von 2011 ist meine Feinmotorik etc. so geschädigt, dass es noch immer stressig ist, wirklich was Vorzeigbares zu bauen. Das müsstet ihr mal live sehen... Und ich hab ja tolle Schiffe gebaut. Da kotzt es mich an, wenn ich heute kaum mehr eine Fläche gut hinbekomme...

Um so mehr wars toll, das Bauen und Werkeln 1:1 anzugehen; es gibt derzeit einige Schiffe, wo man auch auf der Werft mitwirkeln kann- wie die alte Gorch Fock. Und ich bin in einem Projekt, das die - glaubts oder glaubts nicht- "Cutty Sark" neu bauen will... 1:1. Das gibt dann auch einen "Baubericht"...

Yours
Bibi

Nachdem das Bauen der "Kruzenshtern" in 1:1 so Spaß macht, hab ich mich diesmal aufs Takeln versteift, respektive aufs "Reparieren. Und wir fuhren derweil von Amsterdam nach Haifa... coole Route.

Der Arbeitsplatz wird vorbereitet:

Garn wird gemacht und auf Spindeln gedreht:


Die Spindeln sollten sorgfältig vorbereitet sein:



Und dann gehts hoch....

Die Kruzenshtern leidet... von der Besatzung haben viele abgemustert; nur etwa 6 (sechs) richtige Matrosen sind an Bord. Die meisten Masten haben sogar neue Bootsleute- mit fast 0 Erfahrung.

Wanten, Webleinen, Taklings... alles ist angefressen und gebastelt.
Von einer Gording ging der Block verloren; das Tau frißt sich dann durch...




Drum trau, schau wem...

Einhängen und arbeiten:



Auf meiner Brust- orange- sieht man im Gurt eine der Spindeln; den Rest hab ich in der Taklertasche.

"Worm and parcell with the lay, turn and serve the other way!"
Muss man wissen- denn eine gutes Serving gegen die Drehrichtung des Taus wirkt wie eine Schraube- und schützt das Tau natürlich vor Schamfielen und Umwelt.

Man macht den Dreck weg und checkt, ob die Kleidung noch stimmt. Dann legt man ein erstes Band und setzt das fest nach unten.




Hier ist noch unten ein Keep... Dazu hämmert man den Reif mit einer Spindel nach unten fest.



Dann legt man unter starkem Zug die Servings bis oben und macht die Takling mit einer Spindel, die man dann herauszieht und die Takling "versenkt".




Und am Ende sieht das dann so aus ( die hier ist nicht grad perfekt... sahs im Macro...)



Aber dann kommt noch "Smer" drauf... fettisch!!!

Das Arbeiten im Rigg war stressig, da eben viel rott war. Aber was solls?
Nur: Bedenkt: Wieviel Hände hat ein Mensch- und wie mach ich die Servings? Braucht man ZWEI Hände. Das verschärft den Spaßfaktor.


Maxim an den Backstagen. Fun guaranted.

Wenn Ihr wollt, zeig ich anschließend noch mehr Bilder von den Royals- im Bereich "Orginale und Vorbilder"; es gibt wieder einen Berg guter Bilder.

Hier nur - weil "Baubericht" was vonne Arbeit....


Segel festmachen...




Und... Höhenwege und Klettersteige auf Hoher See:

Na, ihr kennt das mit den Blöcken... die muss man feilen.
Bei 1:1 ist das auch so.



und "mann" freut sich, wenn die Arbeit gut gemacht ist...



und wenn "mann" Nerven hat, kuckt man sich die Arbeit mal von Ferne an:

Wir klettern auf den Bugsprit...



Und das sieht dann so aus, dass einem das Herz stehen bleibt: Das alte Floß unter Vollzeug... atemlos fliegen wir übers Mediteranean...



Ging nicht lang gut.

Die Großobermarsrah ( "Werchnji Mars rej" ) verhing sich in den nächsten Tagen... das ist so ein "worst case".
Passte zu dem schlechten Zustand der "Kruzenshtern".

Aber soff soff kamen wir dann doch heil nach Haifa und an Shabbat war dann wieder eine ganz andere Welt dran....


Liebe Grüße
Bibi