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691

Mittwoch, 21. September 2022, 17:47

Yeah - einfach drauflos basteln. Hast schon recht, Daniel. außerdem bleibt es bei der Orientierung am Album Colbert.
Aus dem Urlaub wieder zu Hause, bin ich meine nicht so wenigen Baukästen durchgegangen auf der Suche nach einem Rumpf, der sich zu einem Arbeitsschiff nach dem Vorbild im Album Colbert umgestalten lässt, und dabei habe ich tatsächlich einen Fund gemacht, auf den ich bei freiem Nachdenken nicht gekommen bin, obwohl er eigentlich ziemlich naheliegend ist.




Die Tartane von Heller, passend für Zeit (ab dem siebzehnten Jahrhundert), Ort (Mittelmeer) und Größe. Ich hatte das Modell seinerzeit einmal gebaut für die unmittelbare Umgebung der zum Schulschiff umgebauten Napoleon. Das Modell war mir aber dann zu spartanisch und wenig ausdrucksstark geraten und für einen Neuaufbau bereits wieder teilweise demontiert worden. Jetzt blüht ihm genau das Schicksal, das andere Schiffe dieser Art erfahren haben, als sie zur Arbeitsplattform umgebaut wurden.
Hier eine erste Stellprobe mit gekipptem Phoenix und zwei Arbeitschiffen. (Die zweite, die braune Tartane bleibt unberührt!)




Und hier das Modell vor dem Angriff mit Äxten und Sägen.



Demontiert, dowanoliert, das Schanzkleid weitgehend beseitigt, das Deck neu eingesetzt, den Rumpf unten dichtgemacht und mit Resin so weit aufgefüllt, dass Rumpfschalen und Deck eine Einheit bilden. Ist ein bisschen heikel, habe ich zum Glück nicht zum ersten Mal gemacht.



Das Ergebnis, sehr kompakt und wenig filigran. Wie das leicht erhöhte Achterdeck anzubringen ist, weiß ich noch nicht so genau.



Derweil auch weitere Arbeiten am Rumpf. Der sollte ja als Halbschale noch auf Hübsch frisiert werden. Das geht jetzt nicht mehr. Man soll dem Schiff ansehen, dass es eine Überholung (nach allen möglichen Schäden) dringend nötig hat. Ich habe den Reststummel eines Glasfaserradierer in eine Handbohrmaschine eingespannt und dem monochromen Rumpf eine ganze Menge Farb-Macken verpasst.



Das ist aber zunächst einmal nur so etwas wie ein Pre-Shading, das dafür sorgen soll, dass spätere Farbbehandlungen unterschiedlich intensiv erscheinen sollen. Als erstes also wieder eine dünne Lage der Rumpffarbe und (auf den Fotos nicht sichtbar) das Einschleifen von Maserung mit grobem Schmirgelpapier.



Eine weitere Stellprobe. Auch die Teils-im-Wasser-Seite hat jetzt einen ersten Anstrich.



Schmidt
Restaurierung eines Werftmodells aus dem Jahre 1912 jetzt als Webseite: http://kaiserfranzjoseph.de/
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692

Samstag, 24. September 2022, 12:13

Wenn ein Schiff auf die Seite gelegt wird, gibt es dafür einen Grund. Häufiger Grund ist es, den Materialüberzug auf dem Unterwasserrumpf zu erneuern. Der alte wird inklusive Muscheln etc. abgekratzt (schlimme Arbeit), ein neuer wird (oft im heißen Zustand) aufgebracht (noch schlimmere Arbeit). Ich möchte allerdings eine andere Szene zeigen, die in die Geschichte des Modells eingebettet sein soll. Der Phoenix wird auf die Seite gelegt, um eine schwere Beschädigung des Unterwasserrumpfes auszubessern, die er sich beim Kontakt mit einem Riff im Sturm zugezogen hat.
Ich habe eine Partie des Unterwasserrumpfes markiert und ausgeschnitten. Dann habe ich sie mit einem dünn gegossenen Plankendeck beklebt und wieder an die alte Stelle eingesetzt, sodass das „Holz“ nur ganz unwesentlich tiefer als der „Anstrich“ sitzt. Die Ritzen sind grob verschachtelt und werden durch Schleifen noch angeglichen werden. Dann folgt die farbliche Gestaltung. Wenn jemand Anregungen hat, wie der im Neuzustand weißliche Unterwasserrumpf im gebrauchten Zustand aussieht, insbesondere um die Wasserlinie herum, bin ich für Hinweise dankbar.



Und hier das Arbeitsschiff, mit kräftigen Barkhölzern (auch vertikal) ausgerüstet, die im rauen Hafenbetrieb sicher vonnöten waren. Das schlichte Teil ließ sich ganz gut abgießen, wobei ich allerdings sagen muss, dass ich kleineren Fehlern in den Abgüssen inzwischen nicht mehr so kritisch gegenüberstehe. Früher habe ich gerne mal so lange abgegossen, bis ich ein fehlerfreies Exemplar hatte. Jetzt repariere ich lieber, und gerade bei einem solchen Arbeitstier dürfte das Streben nach Perfektion eher kontraproduktiv sein.



Schmidt
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693

Samstag, 24. September 2022, 13:00

Moin,

mir ist nicht ganz klar, welcher Art die Beschädigung sein soll. War es ein großes Leck, das bereits neu beplankt ist, oder wurde "nur" die oberste Schicht vom Rumpf abgekratzt? Wie lief der Kontakt mit dem Riff ab? Ist die Phoenix quer zur See mit einer Welle auf das Riff getragen worden, oder ist sie, gerade noch ausweichend, daran entlang geschrammt?
In ersterem Fall wäre der Rumpf sicherlich eingedrückt worden, was mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zum Totalverlust geführt hätte. Im Sturm kommt ja nicht nur eine Welle, sondern man wird ein ums andere Mal auf das Riff gehoben und getragen, um letztendlich dort sein Ende zu finden.
Im zweiten Fall wären die Spuren des Kontakts mit dem Riff mit Sicherheit bis zum Heck zu sehen. Auch wären sie eher schmal und lang, parallel zur Wasserlinie.

[..] die Geschichte des Modells [..]
Erzähl mir mehr vom dieser Geschichte, dann kann ich dir erzählen, wie meiner Meinung nach die Schäden aussehen müssten. Ich habe während meiner Zeit auf See leider zu viele Schäden gesehen, vom "Aneinander entlang schrammen" über stumpfes Auflaufen auf eine Felswand (mit 24kn!) bis zur Grundberührung mit einer Sandbank. Es waren zwar alles Metallrümpfe, aber das Schadensbild bleibt gleich :S

Ingo
"Kein Kommandant geht fehl, wenn er sein Schiff neben das des Feindes legt"
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694

Samstag, 24. September 2022, 17:38

Ich möchte tatsächlich den zweiten Fall darstellen. bei der Flucht vor einer Übermacht der Phoenix in einen Sturm geraten und hat sich an felsige Küste einen bösen Kratzer inklusive Loch geholt.Deshalb habe ich die beschädigte Stelle auf die größte Breite des Rumpfes gelegt. Ich hoffe, das macht Sinn. Ob ich die Arbeiten als abgeschlossen zeige oder als noch im Gange, weiß ich noch nicht. Im zweiten Fall müsste ich wieder ein paar Bretter „herausbrechen" und Spanten zeigen. Das ist womöglich attraktiver.
Schmidt
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695

Samstag, 24. September 2022, 19:02

Gibt es auch weniger dramatisch: Einige Planken, die wurmstichig waren :-)

Wenn ich das Bild mit der Beschädigung sehe, denke daran, das ist kein Stahlschiff, sondern ein Plankenbau, Bei Beschädigungen werden Planken abgerissen bzw springen aus dem Verbund. Gibt schöne Bilder von Nelsons Foudroyant in Blackpool :-)

Lieber Gruß, Daniel
... keine Angst, der will doch nur spielen ...



Feinste Ätzteile für HMS Victory 1:100
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696

Sonntag, 25. September 2022, 11:17

Moin,

in diesem Fall denke ich, auch in Bezug auf den Post von Daniel, dass die Kanten des Lecks gerade wären, weil eben einzelne Planken eingedrückt wären oder ganz fehlen würden. Der Rest der Beschädigung besteht dann aus langen Kratzern, den kompletten Rumpf entlang.
Persönlich würde ich die Version "Bei der Arbeit" darstellen. Wie du schreibst, mit entfernten Planken und offenliegenden Spanten, dazu noch die Reste des Lecksegels ... :love:

Ingo
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697

Sonntag, 25. September 2022, 12:41

Ihr habt recht. Ich war zu schnell. Und habe mir auch gleich ein schönes Eigentor geschossen.






Muss ich noch eigens sagen, dass meine defekte Stelle aussieht wie ein grinsender Mund mit schlecht geputzten Zähnen. Nein, muss ich wohl nicht. ;(


Ich habe dann einen größeren Ausschnitt aus dem Rumpf heraus genommen, mit den Innenplanken (die man später natürlich nicht mehr sehen wird, haha) beklebt und wieder eingesetzt.
.








Dann habe ich die Spanten des Rumpfes aus Polystyrolstreifen aufgeklebt. Das darf jetzt trocknen und bekommt dann Farbe.







Hier eines der Arbeitsschiffe mit der ersten Grundierung.









Und hier ein Kollateralschaden, erwartbar, aber nichtsdestoweniger ärgerlich.





Schmidt
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698

Montag, 26. September 2022, 10:57

Moin,

ich glaube, die neue Herangehensweise ist eher zielführend :ok:
Ich bin gespannt auf den weiteren Fortgang.

Ingo
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699

Mittwoch, 28. September 2022, 12:32

Die leicht eintauchende Steuerbordseite des Rumpfes ist ja bekanntlich aus verschiedenen Bruchstücken verschiedener Rumpfschalen zusammengesetzt. Ganz ohne Ergänzungen aus Gussteilen ging das aber nicht, wie die Fotos unten zeigen. Allmählich aber komplettiert sich der Bereich, und weitere Lackierung kaschieren die Klebestellen. Starke Anpassungsarbeiten sind dabei nötig. Dankenswerterweise lassen sich die Gussteile aus Resin erheblich besser bearbeiten als die Originale aus dem Bausatz. Und natürlich müssen an Steuerbord all die ornamentalen Veränderungen, die ich an der Backbordseite ausprobiert hatte, wiederholt werden. Möglichst symmetrisch!







Schmidt
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Beiträge: 3 458

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700

Mittwoch, 28. September 2022, 20:27

Servus

Hast eine ordentliche Baustelle mit der Reparatur aufgemacht ! Da bin ich gespannt...
Bezüglich der Wasserlinie und deren Farbgebung würde ich mit den Farben Orange/Ocker leicht über Wasser (Wellenbereich) bis Braun/Grün unter Wasser einen Streifen aufbringen, Die Farben sind den unterschiedlichen Algen geschuldet, welche sich am Schiff an verschiedenen Stellen /Tiefen ansiedeln und für Bewuchs sorgen. Eine Grün/Braunton gibts dann eigentlich am tieferen Unterwasserschiff wieder. Es gilt die Regel: Bugbereich ist algenfreier als Heck und Kielbereich.

Da wirst ein bisschen experimentieren müssen aber das ist ohnehin deine Stärke..

Gruß Gustav
Im Entwurf, da zeigt sich das Talent, in der
Ausführung die Kunst! Wobei die
Schönheit liegt im Auge des Betrachters…


Im Bau: U-505 Revell 1:72

701

Freitag, 30. September 2022, 10:37

Danke (für die "Stärke")!
Wer schöne Fotos von veralgten Wasserlinien auf weißen Unterwasserrümpfen hat, bitte zeigen. Danke.
Im Zuge des Neuaufbaus eines ganzen (na ja, Dreivierte-) Rumpfes kommen jetzt auch neu konstruierte Teile zum Einsatz, die bislang nicht verwendet worden sind. Das ist das Bausatzteil für die Galionsgräting:





Ich hatte vor Jahren schon mit sehr viel Mühe ein Gussteil hergestellt, das dem Vorbild wohl eher entspricht. Damals aber hatte es noch eine geschlossene Unterseite. Jetzt ist es mir gelungen, das Teil mit offenen Streben abzugießen, so dass es "durchsichtig" bleibt.




Schmidt
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702

Freitag, 30. September 2022, 11:34

Moin Schmidt,

Die neue Galionsgräting ist fantastisch. Abformen und Gießen ist und bleibt etwas, bei dem dir nicht viele das Wasser reichen können :respekt:

Wer schöne Fotos von veralgten Wasserlinien auf weißen Unterwasserrümpfen hat, bitte zeigen. Danke.
Gehe bei deinem nächsten Urlaub im Yachthafen vorbei. So mancher Eigner hört beim Reinschiff eine armmlänge unter dem Oberdeck auf. Da sollten sich dann verschiedenste Vorlagen finden.

Ingo
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703

Samstag, 1. Oktober 2022, 11:50




Nein, das soll eigentlich kein Bericht über den momentanen Zustand der Batavia in Lelystad sein – obwohl es da so einiges zu sagen gäbe. Ich zeige das Bild hier allerdings nur als Beispiel dafür, wie die Bordwand eines hölzernen Schiffes aussieht, wenn man ihre verschiedenen Überzüge aus Farbe, Teer etc. entfernt. Auf dem Foto erkennt man verschiedene farbliche Erscheinungsbilder der Planken. Im oberen Bereich das bekannte Silbergrau, darunter ein heller, frischerer Holzton.


Und hier die Neptun in Genua, Filmschiff in Polanskis „Piraten“, keineswegs ein so authentischer Nachbau wie die Batavia, aber eine der sehr wenigen Rekonstruktionen eines größeren Prunkschiffes aus dem siebzehnten Jahrhundert. Ich habe sie fotografiert im Sommer 2013, als praktisch nur noch das nackte Holz zu sehen war. Ich hoffe, sie befindet sich mittlerweile in einem besseren Zustand. Und auch hier: Silbergrau über alles.



Diese Bilder sind mir allmählich eingefallen, während ich darüber nachdachte, wie ich denn einen ziemlich heruntergekommenen Schiffsrumpf darstellen soll, also einen mit abgeblätterter oder abgescheuerter oder verblichener Farbe. Ich leiste da wohl tendenziell Pionierarbeit, denn Beispiele dafür habe ich im Plastikmodellbau, Abteilung Segelschiffe, bislang nicht gefunden. (Was nicht heißt, dass es keine gibt.) Jedenfalls ist mein erster Ansatz, eine Art Pre-Shading zu betreiben, in dem ich die Farbe unregelmäßig weg gebürstet habe, womöglich grundfalsch, denn unter Farbe und Teer etc. kommt nicht Schwarz, sondern Hellbraun und Grau zum Vorschein. Also habe ich die letzte misshandelte Rumpfschale des Phoenix aus meinen Schrottkäufen, die ich immer noch verwahrt habe (Bastler sind Menschen, die nichts wegwerfen), mit Chemie und Messingbürste behandelt, abgeschliffen, graviert und mit dem immer wieder verwendeten Grau Nummer H 28 grundiert. Damit beginnt eine neue Phase des Experimentierens.





Was dabei herauskommt, soll dann auf den gekippten Rumpf übertragen werden; also habe ich den schon mal von seiner Farbe befreit, diesmal (neues Verfahren!) ausschließlich „trocken“, also mit der Messingbürste, um Kollateralschäden bei der chemischen Behandlung zu vermeiden.





Schmidt
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704

Donnerstag, 6. Oktober 2022, 13:34

Hier das Wellenmodell und das Kippmodell im jetzigen Zustand. Auch beim Wellenmodell sind große Teile des Unterwasserrumpfes entfernt, das hilft beim Setzen der Wanten. Die Farbe bringt die vielen Narben weitgehend zum Verschwinden.





Und hier ein weiterer Schritt zur Gestaltung sehr stark strapazierter Bordwände (Chabby Style). Die Bordwand ist graviert (etwas nachlässig) und anschließend mit Grau Humbrol 28 gestrichen, dann das Öldraken, also praktisch dieselbe Behandlung wie bei der Herstellung der Decks.





Wenn getrocknet, werde ich auf diesem Untergrund die gelbe Farbe der Bordwand mehr oder weniger lasierend aufbringen. Mal sehen, wie das dann aussieht.


Schmidt
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705

Donnerstag, 6. Oktober 2022, 15:02

Moin,

Mal sehen, wie das dann aussieht
Da bin ich auch gespannt.
Wie stark verdünnst du die Farben für "lasierend"?

Ingo
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Lord Nelson


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706

Freitag, 7. Oktober 2022, 12:06

Es ist schwer, das abstrakt zu formulieren. Die Humbrol Farben, mit denen ich vor allem arbeite, sind sehr verschieden in der Konsistenz. Was mir beim Verdünnen hilft: immer die selbe Größe der Gefäße zum Anrühren der Farbe (Toffifee-Schälchen), Fläschchen mit Pipette zum Beigeben von Verdünnung in Tropfengröße. Der Rest ist – probieren, probieren und noch mal: probieren!

Hier ein weiteres Foto der Batavia, die momentan gerade abgekratzt wird. Vermutlich rühren die grauen Partien daher, dass hier schon vor einiger Zeit abgekratzt wurde und das Holz in der Sonne silbrig wurde. Die hellbraunen wurden vermutlich erst kürzlich behandelt und haben deshalb noch die Holzfarbe.






Ich habe, nachdem die Bordwand wie ein Deck grau gestrichen und dann mit Ölfarbe behandelt war, die Bordwandfarbe lasierend und Planke für Planke aufgetragen, um die dunklen Fugen nicht zu überdecken. Hier Resultate:









Nun ja, nicht schlecht, aber vor allem ein Grund, weiter zu experimentieren. Ich habe den Bordwänden dann wieder eine sehr vorsichtig dosierte Schleifkur mit grobem Schleifpapier verordnet, um das Punkt für Punkt und Strich für Strich „Gemalte" durch ein „Verfahren“ zu vereinheitlichen. Es folgen Fotos der Resultate. Zuletzt bin ich auch wieder mit einem Ölfarben-Washing drüber gegangen.












Ich sag mal gar nichts dazu. Was meint ihr?


Schmidt



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707

Freitag, 7. Oktober 2022, 14:09

Moin,

als erstes Danke für deine Erklärung :hand:
Jetzt habe ich eine Bestätigung, das ich nicht der einzige bin der es so macht ;)

Ich habe mir mal erlaubt, zwei deiner Bilder nebeneinander zu stellen, und zwar jeweils das letzte Bild aus Post 704 und 706:


Farblich ist der Unterschied eher marginal, aber:
Ich persönlich finde, dass jetzt mehr Tiefe zu erkennen ist. Schwer zu beschreiben ... griffiger ... lebendiger ... satter ... hmmm ... besser!

Ingo
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708

Sonntag, 9. Oktober 2022, 17:44

Ja, ich war da sicher nicht auf einem ganz schlechten Weg, und aus der Nähe betrachtet, wie in diesen Makros, sah das alles auch gar nicht so schlecht aus. Ich hab's mir dann sehr lange angesehen und am Schluss befunden, dass es einfach nicht passt. Bei einer vom Maßstab vorgegebenen Betrachtungsentfernung von mehreren Dutzend Metern sind solche Farbdetails in der Realität einfach nicht wahrnehmbar, und deshalb wirkte das Modell für seine Größe zu scheckig. Mehr vernachlässigte Gartenlaube als strapazierter Rumpf.
Also bin ich wieder zu meiner erprobten Technik zurückgekehrt, die darin besteht, das Modell farblich für einen abschließenden Überzug mit Ölfarbe vorzubereiten und keine Details im Farbauftrag mit dem Pinsel anzubringen. In diesem Maßstab hat es wohl keinen Sinn, ein Van de Velde sein zu wollen. Dazu gleich in diesem Post noch mehr.
Doch zunächst noch ein wenig Ornithologie. An dem Phoenix für das zu kippende Modell hatte ich ja immens herum gefeilt und geschnitzt. Das hatte den Vogel zwar seiner Vorlage ziemlich nahe gebracht, ihn aber auch ein wenig voluminös und unelegant gemacht. Da zudem noch mehrere Modelle dieser Art auf mich warten, wollte ich versuchen, einen etwas geschmeidigeren Weg zur Vogelvermehrung zu finden. Dazu habe ich den Bausatz-Vogel ohne Zusatz von Spachtelmasse etc. so zurecht gefeilt, dass ihm nur noch die kräftigen Beine fehlen. Hier sitzt er auf der Galion des Wellen-Modells.




Vorher habe ich aber noch eine Form von ihm hergestellt. Wer jetzt sagt, ein so komplexes Gebilde kann man nicht in einer einteiligen Form herstellen, dem antworte ich wie Radio Eriwan: Im Prinzip nein. Ich hab's trotzdem gemacht und den Vogel nach dem Aushärten des Silikons mit einem scharfen Messer und Schnitten an der richtigen Stelle (leichter gesagt als getan) wieder aus der Form geholt. Diese Form, richtig gespreizt und vorsichtig begossen, bringt nun mit ein wenig Glück einen vollständigen Vogel hervor.





Freilich muss ich zugeben, dass man ihm, wenn er einmal heil aus der Form heraus ist, ein paar überflüssige Federn wegschneiden muss.



Hier jetzt die beiden Rümpfe nach der Arbeit des Wochenendes. Wie oben schon gesagt, werden sie löscht das für einen einheitlichen Ölüberzug vorbereitet. Der zu kippende Rumpf, dessen mittlerer Bereich ähnlich wie die Batavia in Lelystad von Farbe und Teer befreit worden ist und nach dem Überzug verwittert grau wirken soll



Im Bereich der freiliegenden Spanten ist er schon farblich behandelt worden. Ebenso sind versuchsweise Verschmutzungen im Bereich der Wasserlinie angebracht.



Und hier der Wellenrumpf mit der Galion in vereinfachter Bauweise mit Gussvogel, dem noch die Keulen, die Krulle unter dem Bauch und das Schild auf der Brust fehlen. Die Krulle im Nacken ist (auch zu meinem eigenen Erstaunen) das entsprechende Bausatzteil.





Schmidt
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709

Dienstag, 11. Oktober 2022, 14:06

Andere holen sich ihre Adrenalin-Kicks in schnellen Autos oder auf steilen Pisten. Ich brauche dazu nur ein bisschen Ölfarbe. Und tatsächlich denke ich jedesmal während der Ölprozedur: Jetzt hat du`s aber voll vergeigt. Und dann kriege ich das Öl doch durch allerlei Tricks und Kniffe herunter; und in den allermeisten Fällen bin ich dann zufrieden oder gar begeistert.















Hier noch weitere Fotos vom Ergebnis. Der mittlere Bereich ist wie geplant abgeschabt, ähnlich wie die Batavia momentan. Beim fertigen Diorama werden natürlich kleine Arbeiter so platziert, dass man die Vorgänge verstehen kann, auch wenn man nicht der Erbauer ist.











Schließlich noch eine rasch improvisierte Freiluftaufnahme.




Schmidt
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Realname: Gustav Stefan

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710

Dienstag, 11. Oktober 2022, 15:13

Servus Schmidt.
Das sieht schon richtig gut aus..... :ok:
Ölfarben sind mittlerweile auch meine erste Wahl beim Patinieren und Altern.

Gruß Gustav
Im Entwurf, da zeigt sich das Talent, in der
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Schönheit liegt im Auge des Betrachters…


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711

Mittwoch, 12. Oktober 2022, 10:23

Moin,

ja, die Sache mit dem Öl hat Schmidt schon drauf, da kann man nichts dagegen sagen ...

Und den Bau von Segelschiffen natürlich auch ;)

Ingo
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712

Mittwoch, 12. Oktober 2022, 11:43

Herzlichen Dank!
Ich tue nur immer gut daran zu sagen, wo ich die Öltechnik gelernt habe, bei Herbert Tomesen von Artitec in Amsterdam und Ab Hoving, dem bekannten Modellbauer und niederländischen Schifffahrtshistoriker. Ich bin auch nur ein Zwerg, der auf den Schultern von Riesen steht.

Der Achterspiegel, eines der schönsten Teile im Plastiksegelschiffsmodellbau, nicht zuletzt weil einer historischen Vorlage nachempfunden - ohne dass es zu große Probleme beim "Lesen" und Umsetzen der Perspektive gab. Hier vor und nach dem Öl. Das Ergebnis erstaunt auch mich immer wieder. Feinste, nicht wegzuwischende Ölreste sorgen quasi automatisch dafür, dass die Farbtrennkanten bei den erhabenen Ornamenten so sauber ausfallen.





Und hier noch einmal die Galionsgräting, eines der heikelsten Gussteile, die ich je erstellt habe. Nach dem Ausformen muss sein Boden abgeschliffen werden, damit es durchsichtig wird, anschließend muss es erhitzt und gebogen werden. Die Prozedur übersteht nicht jedes Exemplar!





Schmidt
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713

Mittwoch, 12. Oktober 2022, 13:22

Wenn der Topf aber nun ein Loch hat, lieber Schmidt, lieber Schmidt.. :pfeif:
Unglaublich, wie altes Holz durch Schliff und Farbe entstanden ist. Außerdem sehr lehrreich.

Daniel
Aus dem Wasser kommt das Leben, zum Wasser zieht es wieder hin..
Sammle sporadisch Erfahrungen im RC-Schiffbau.


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714

Mittwoch, 12. Oktober 2022, 20:14

Einfach bewundernswert, wie Du das immer wieder hinbekommst.
Sieht super stark aus !

715

Sonntag, 16. Oktober 2022, 13:07

herzlichen Dank!
Leider kann nicht alles Gold bleiben, was golden scheint. Dadurch, dass der Rumpf aus vielen Abfallteilen zusammengestückelt ist, hat sich seine Architektur gegenüber dem Original mehr verschoben, als ich das angenommen hatte. Deutlich wurde das beim Anbringen der neuen Teile an Heck und Seitengalerie. Prompt musste wieder abgerissen und angepasst werden, was ich hier lieber nicht dokumentiere, weil es nichts für schwache Nerven ist. Der momentane Status:




Geklebt bekomme ich die Teile nicht. Sie sind auf die mittlerweile bewährte Art und Weise mit Magic Sculp befestigt. Bei einem solchen Vorgang kann die Position des anzubringenden Teils noch sehr lange verändert werden, aber natürlich zieht sich der Vorgang dadurch in die Länge. Glücklicherweise habe ich endlich wieder die sehr feine und extrem schnell trocknende Spachtelmasse aus dem Baumarkt, mit der sich sehr gut kleine Füllungen und Korrekturen nach der eigentlichen Klebung anbringen lassen.
Wie ihr wisst, betreibe ich das Abgießen ja manchmal auch mit einem gewissen sportlichen Ehrgeiz, einfach um zu sehen, was mit einteiligen Formen noch geht. Hier aber regierte schiere Notwendigkeit, denn all den melancholischen Turnern, die ich aus den verschiedenen Bausätzen noch besaß, fehlte der abgewinkelte Arm. Die Form enthält wieder mehrere Schnitte, die beim Befüllen gespreizt werden müssen. Schon die ersten Ergebnisse waren brauchbar.



Schmidt wünscht einen schönen Herbstsonntag
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716

Mittwoch, 19. Oktober 2022, 10:13

Nun sind fast alle baulichen Arbeiten am Heck abgeschlossen. Die Teile sind größtenteils Abgüsse der Originale bzw. Modifikationen daraus. Ich habe mir größte Mühe gegeben, den Zeichnungen im Album Colbert etwas näher zu kommen, aber einfach war das wahrlich nicht. Und ich bin mir nicht ganz sicher, ob das Ergebnis den Aufwand rechtfertigt. Wenn demnächst Farbe und Öl drauf sind, zeige ich eine Gegenüberstellung zwischen meinem ersten, weitgehend oob gebauten Modell und dem modifizierten hier. Dann ist das wahrscheinlich besser zu beurteilen.











Schmidt
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717

Mittwoch, 19. Oktober 2022, 12:42

Moin,

deine Baulichen Veränderungen können sich wirklich sehen lassen :ok:

Wenn demnächst Farbe und Öl drauf sind, zeige ich eine Gegenüberstellung zwischen meinem ersten, weitgehend oob gebauten Modell und dem modifizierten hier.
Man ahnt es kaum, wie gespannt ich darauf bin 8)

Ingo
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718

Donnerstag, 20. Oktober 2022, 17:25

Obwohl das Öl noch nicht ganz trocken ist und stark speckschwartet, kann ich jetzt die erste Gegenüberstellung zeigen. Die Absicht kommt, so denke ich ziemlich deutlich heraus: größere Ähnlichkeit mit dem Album, was bedingt, die seitliche Galerie unten breiter auslaufen zu lassen.


Hier mein Modell von 2015, weitgehend oob







Zweimal das Album Colbert. Einige Abweichungen voneinander, insbesondere unter dem unteren Balkon:







Und hier mein erster Annäherungsversuch:




Schmidt
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719

Freitag, 21. Oktober 2022, 12:04




Derart ins rechte Licht gesetzt, ist sicher nicht ganz hässlich, was ich mir da zusammen gebastelt habe. Es kommt sogar ein gewisses Soleil Royal feeling auf. Aber glaubt mir: Ich zweifle, ich zweifle!
Schmidt
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720

Freitag, 21. Oktober 2022, 13:40

Mahlzeit!

Die Assoziation mit der königlichen Sonne hattest du nicht allein...
Ein guter Rat des Vaters an den Sohn:
Halte stets mit allem Maß-mit dem Essen,dem Trinken und dem Arbeiten.Vor allem mit dem Arbeiten.
-Otto von Bismarck

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