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Montag, 13. März 2017, 15:38

57er Chevrolet Bel Air, 1/12 Revell; Restaurationsprojekt

Hallo zusammen,

dass ich mit diesem Modell noch mal einen Threat eröffne, hätte ich nicht gedacht.

Jahre ist es her. Im Jahr 2005 OoB gebaut und im Frühjahr 2007 in der Galerie vorgestellt.
„Aber manchmal kommen sie wieder…“ frei nach Stephen King.

Und da lag das Paket Herbst 2013 erneut vor mir:


Gut, ich hatte ihn 2007 zwischenzeitlich schon mal für eine kurze Reparatur zurück. Aus diesem Jahr stammten auch die Galeriebilder.
Die Hinterachse ist halt nicht für Kinderhände gedacht. Und eine Vitrine wäre sinnvoll gewesen. Staub und Nikotingeruch setzten ihm ebenfalls zu. Aber der Kollege vergaß die gut gemeinten Ratschläge.
Er konnte wieder aufbereitet werden, der Geruch ließ sich nicht ganz eliminieren, das galt auch für die restlose Entfernung des Staubs im Innenraum. War aber irgendwie egal. Das Modell bekam dadurch Charakter und ging an den Besitzer zurück. Und wieder der gut gemeinte Rat an die Vitrine zu denken!

Dann wurde er aber letztlich Opfer eines „Rosenkrieges“. Das betraf diesmal leider nicht nur die Hinterachse. Hier ging eine Menge am Unterboden zu Bruch, und diverse feine Anbauteile brachen ab und gingen zum Teil komplett „flöten“.
Was man an Abbauteilen noch retten konnte, war in einer Klarsichttüte verpackt. Die vermissten "Fuzzy Dice" lagen achtlos im Innenraum herum.
Das Modell musste ein zweites Mal wieder instandgesetzt werden. Wenigstens der Lack wies augenscheinlich keine Kampfspuren auf. Der Klarlack, damals von einer professionellen Autolackiererei als finale Lackschicht aufgetragen und das anschließende Polieren mit Meguiar’s Produkten und mehrmaliges Versiegeln mit Liquid Glass hatte ihm all die Jahre nichts anhaben können:


Bei näherem Hinsehen, kamen dann so langsam die Schäden ans Tageslicht. Die Feuerwand lose und die Scheibenwischer abgebrochen; einer da, einer weg:


Die selbst erstellten „Türpinne“ abgebrochen und unauffindbar. Türgriffe abgebrochen. Und natürlich weibliche Fingernagelspuren an den Sitzlehnen. „Damit wirst du allerdings leben müssen“, lieber Kollege:


Das Fahrwerk und die Auspuffanlage wird sich der Mechaniker besonders anschauen. Um ein abgebrochenes Rücklicht wird er sich auch kümmern müssen:


Die goldfarben bemalten Embleme, damals vorsichtig geklebt um ja nicht den Lack zu beschädigen, waren ebenso abgebrochen und nicht mehr auffindbar, das betraf auch die Antenne und die Außenspiegelfläche:


„Das kriegst du doch wieder hin!“. Klar, abgesehen von der kostbaren Zeit…!?!
Aber wie komme ich an die verschwundenen Teile? Das Modell war lange nicht mehr im laufenden Programm von Revell; die Abteilung X, da war nix!

Also hier ein Suchauftrag gestartet und der User Lutz-Bikes der leider mittlerweile verstorben ist, konnte mir weiterhelfen und die wichtigen Teile mir sogar kostenfrei überlassen. Traurigerweise haben in letzter Zeit mehrere Modellbauer „die Segel streichen müssen“. Und fast alle so ziemlich in meinem Alter, da hält man dann doch mal inne.

Die Teile hatte ich beisammen, aber nicht die Zeit. Doch es half nichts. Den Kollegen sieht man jeden Tag und früher oder später nervt die Fragerei.
„Besorg du erst mal die Vitrine“.
Irgendwann hatte er sie. Mist, keine Ausreden mehr.
Also wurde mit der Restauration begonnen. Hinteres Fahrwerk, samt Stoßdämpfer, Kardanwelle und Auspuffanlage wurden – sofern eh noch nicht abgebrochen – komplett entfernt:


Der alte Klebefilm wurde abgeschliffen…


… neue Haltezapfen in die gebohrten Locations eingesetzt…


… und eingeklebt:


Es wurden letztlich alle Bauteile für den Einbau so vorbereitet:


Mit der Auspuffanlage konnte dann begonnen werden:


Nicht vergessen, das Dach zu schützen. Kratzer kann man nicht gebrauchen:


Hinterachse und Blattfedern werden geklebt und ausgerichtet. Ein Rad hilft dabei es während der Trocknungsphase sicher zu „halten“:


Die begehrten Teile, die ich von Lutz zugeschickt bekommen habe:


Den Chrom von der Rückseite vorsichtig weggeschliffen…


…winzige und nicht allzu tiefe Löcher gebohrt. Viel „Fleisch“ ist da nämlich nicht…


… und passend abgelängte Rundprofile eingeklebt. Diese können erst mal so lang bleiben. Dienen sie doch gleichzeitig als Lackierhilfen:


Mit den Scheibenwischern wurde ebenso verfahren:


Wenn man die Teile schon mal in der Hand hat… Die Gummilippen werden mittels schwarzem EDDING imitiert. Der bläuliche Schimmer verschwindet nach dem Auftrag eines matten oder besser seidenmatten Klarlacks mit dem Pinsel:


Soweit erst mal genug für heute. Ich hoffe ihr habt Spaß.

Tach zusammen :wink:
Die einen sagen stolz: "das habe ich gelernt" ; die anderen sagen nichts, aber dafür können sie es.

2

Montag, 13. März 2017, 16:54

Sieht sehr interessant und "sinnig" aus, was Du da machst. :ok:
Nicht zuletzt, weil ich aktuell selbst mit Restaurationsmodellen beschäftigt bin, bleibe ich da gern dabei. :)
Gruß
Thomas

Eine Übersicht meiner fertigen Bauten gibt es hier:
Modelle von Tommy124

KEEP CALM & MODEL ON!

3

Montag, 13. März 2017, 20:26

Wenn man sich das vierte Bild anschaut, sieht man gar keine Türinnenseiten. Die müßten doch zu sehen sein, nebst dem Spalt für die Seitenscheiben.
In diesem Maßstab erst recht.
Ich habe stets mehrere Modelle im Bau, oft gibt es längere Pausen. Aktuell im Bau, bzw. in den letzten Monaten immer mal etwas dran gemacht: die hier gezeigten Modelle im Thread "Querbeet". --- Ansonsten viel Gartenarbeit beim Erstellen eines neuen Gartens auf einem komplett runtergekommenen Geröll- und Müll-Grundstückes. usw .

4

Dienstag, 14. März 2017, 17:16

Hallo zusammen,

nach der erfolgreichen Chassisoperation wurde der Chevy erst mal auf die Räder gestellt. Das sah soweit wieder ganz gut aus.
Aber im Laufe der Jahre hatte er sich Standschäden eingehandelt. Alle 4 Auflageflächen der Reifen waren „platt“. Beim Original wären jetzt 4 neue Pneus fällig.
Das hatte aber wiederum jedoch einen gewissen Charme, schließlich stank der Innenraum nach Nikotin und die Scheiben waren von innen auch nicht mehr ganz so sauber.
Und das Chrom beider Stoßstangen, besonders im Bereich der „Bumpers“ wies ebenfalls eine gewisse Patina auf:


Der Unterboden befand sich dafür im perfekten Neuzustand, ausgenommen die Auspuffanlage, die schon ein paar Kilometer „auf dem Buckel“ hatte. Das durfte so nicht bleiben, das passte nicht mehr zu dem Allgemeinzustand des Fahrzeugs:


Doch bevor ich da nochmals malerisch tätig werden wollte, ging es erst mal mit den Anbauteilen weiter. Auf eine Klebung allein wollte ich mich nicht mehr verlassen, deshalb mussten in den Karosserieteilen vorsichtig entsprechende Löcher gebohrt werden:


Die Scheibenwischer fanden ihren Platz und die Spritzschutzwand wurde mit wenig Klebstoff, so gut es ging, wieder fest verbunden:


Die Montage der Türgriffe…


… wie das erneute Anfertigen der „Türpinne“ mittels Rund- und ausgestanztem Sheetmaterial. Die Colorierung mit Chromsilber folgt:


Die Radioantenne! Der Stab war ja abgebrochen und ich bekam kompletten Ersatz geliefert.
Nun war jedoch der Sockel „bombenfest“ verklebt. Einen eventuellen Lackschaden beim Entfernen wollte ich auf keinen Fall riskieren. Auch wenn ich damals faul war, die Auswerferstelle zu verschleifen und neu mit Alclad zu verchromen. Oder hatte ich es einfach nur übersehen? Das bleibt dann halt so.
Erstmalig, habe ich dann eine Akupunkturnadel als Antennenstab eingesetzt. Schon oft diesen Tipp gelesen, habe ich mir endlich mal eine ganze Packung besorgt. Und es lohnt sich. Es gibt sie in verschiedenen Größen und Farben; diese Art erschien mir am sinnvollsten. Die Nadel wurde komplett abgeknipst und nur die eigentliche Feder diente als Antenne. Es kommt von der Länge auch ganz gut hin:


Dann erfolgte der „Usedlook“ des Unterbodens. Hier kamen die unterschiedlichsten Farben aus dem Hause Revell zum Einsatz. Mit Bedacht eingesetzt reicht das völlig aus:


Erst die Rostfarbe, obwohl ich mich nicht nur auf R83 allein beschränke, R37 ebenfalls Anwendung findet. Ein leichtes Trockenmalen mit R91 betont diverse Kanten. Dann kommen Erd- und Staubfarben zum Einsatz, wie z.B. R88 und R76 etc. Weniger ist oft mehr. Mit einem großen Flachpinsel gelangt man in der Folge zu einem guten Resultat:


Nach den Malarbeiten wurde dann der „Oldie“ zum Schluss intensiv poliert und mit Liquid Glass in zwei Durchgängen versiegelt:


Der Vorteil einer flexiblen Antenne ist unübersehbar. Bei den Polierarbeiten wäre sie mir bestimmt abgebrochen:


Und der Motor „ölt“ weiterhin. Ein kleiner Scherz wegen der Terrassenplatte. Obwohl; ein Tropfen Benzin und Motoröl verrieben…; das muss ich mal ausprobieren.
Nach Nikotin und frischer Politur riecht er derweil schon. Mehr Authentizität geht dann wohl nicht mehr:


Die Heckscheibe müsste auch mal ausgetauscht werden, die ist stellenweise blind! Soll sich der Besitzer drum kümmern. Das stand nicht im Lastenheft. Vielleicht beim nächsten Mal:


Beim nächsten Mal??? Es wird kein nächstes Mal geben. „Hast du wirklich die Vitrine besorgt?“ „Ja, mach dir keinen Kopf“. Zückte die Brieftasche und nahm den Bel Air nach einer sehr langen Wartezeit glücklich wieder in Besitz. Waren es doch fast 3 Jahre? Stimmt, wir schrieben Sommer 2016! Bevor er den Hof verlässt - schnell noch ein paar Fotos an einem schönen Nachmittag „geschossen“:












Sollte er irgendwann mal wieder als Wiederauflage auftauchen… der Decalbogen wird größer! Da geht mittlerweile eine ganze Menge mehr als damals:


Mach’s gut Chevy. Auf dass sie in Zukunft die Finger von dir lassen.

Tach zusammen :wink:
Die einen sagen stolz: "das habe ich gelernt" ; die anderen sagen nichts, aber dafür können sie es.

5

Dienstag, 14. März 2017, 18:09

Moin,

also ich finde der Chevy sieht genial aus :ok:

Welche Karosseriefarbe ist das?
Ich habe den auch noch Lager
(allerdings die Version von Monogram aus schwarzem Kunststoff)
und die Farbe gef#llt mir ausgesprochen gut.

6

Dienstag, 14. März 2017, 19:43

Grias Di Revelluzer,

Deine restaurierter Chevy hat fast schon Seltenheitswert. Einerseits weil die so schon zeitlose Schönheit eine wirklich gutes Lackfinish hat und keine Haut irgendwelcher Südfrüchte und andererseits weil sie fotografisch gut in Szene gesetzt wurde. Einzig die Bilder vom Motor lassen eindeutig auf ein Modell schliessen, beim Rest muss man oft schon zweimal überlegen.

Bitte mehr solcher Edelsteine

LG
Norber

7

Mittwoch, 15. März 2017, 00:30

WOW, ich bin sprachlos.
Bitte nicht lachen, aber vom Restaurieren von Modellautos hatte ich bis eben noch nix gehört.
Da ich auch so einige Schätzchen habe, exakt den Chevy, 1 Heller Gangster Citroén, 2 Monogram Hot Rods und 2 alte Dragster sollte ich mich auch mal dran setzen.
Die Bilder vor der grünen Wand, äh Hecke sehen echt echt aus. :respekt:

Danke für die Inspiration.
Also wenn das die Lösung sein sollte, dann hätte ich gerne mein Problem zurück. :baeh:

8

Mittwoch, 15. März 2017, 18:10

Hallo zusammen,

erst mal vielen Dank für die freundlichen Kommentare.

@ Cloud,
der Chevy wurde damals mit Farben der Fima Glasurit lackiert; Reihe 55.
Das schwarz-metallic entstammte aus der BMW Serie.

Das orange-metallic hatte die Beschreibung:
2*01*12.80
Fragt mich nicht welcher Autohersteller die benutzt! Ford oder Lamborghini?

Der Lackierer hatte dann einen Klarlack aufgetragen, der mit diesen beiden Lacken kompatibel gewesen ist. Ich hatte schließlich genug Stress vorher mit der unverträglichen Grundierung.
Stichwort: Monogram Bausatz.
Kann ich mich gut daran erinnern, aus diesem wurde der hellblaue/cremefarbene Bel Air für Revell gebaut.
Man, ging da viel weiße Grundierfarbe durch die Airbrushpistole.
Damals noch gebaut mit den Serienfelgen. Diese hier Rad-/Felgenkombination steht ihm bedeutend besser. Schön "fett", genau richtig.

Tach zusammen :wink:

edit dagmar bumper: in Absprache mit Michael bereinigt
Die einen sagen stolz: "das habe ich gelernt" ; die anderen sagen nichts, aber dafür können sie es.

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