Man kann ein Schiffsmodell aber auch rein natürlich betrachten ... was bei der jetzt vorhandenen sehr gleichmäßigenFarbgebung leider sehr unglücklich aussehen würde ... daß es naturgemäß aus vielen Hölzern vieler Bäume mit vielen unterschiedlichen Holzschattierungen und Färbungen zusammengesetzt ist ... im Grunde ist kein einziger Baum genau wie der andere ... so wie es in Wirklichkeit eben auch ist bzw war ... ( bevor der Anstrich erfolgte. )
Ich kann da Schmidts Argumentation nur unterstützen ... und beziehe es nicht nur auf Ölfarben ... auch wenn deren Verwendung sehr wahrscheinlich ist.
und ich gebe zu, daß das ( wieder mal ) modellfilosofisch (frei nach Garfield ) ist ... ich versuch es dennoch zu begründen.
Das Holz bzw dessen handwerkliche Ausführung kann noch so schön sein ... so wird es in den Museen diesbezüglich nicht zweckentfremded.
Es sind ja Schiffsmodelle und nicht eine Ausstellung der Schreiner-Innung und Holzhersteller, die zufällig Schiffsform angenommen hat.
Im klassischen Schiffsmodellbau, insbesondere Museumsmodellbau, finden sich zu einem extrem hohen Prozentsatz Modelle wie sie auch den gelebten Erfahrungswerten entsprechen.
Will sagen das hat schon seinen Grund. Materialien werden als Materialien zum Zweck des Modellbaus betrachtet ... Hauptdarsteller ist das Modell ... nicht das Material.
Es kommt höchst selten vor, daß ein Material zum Selbstzweck für sich selbst wird.
Holz als Holz hatte keine Wertigkeit in dem Sinne sondern war ganz einfach ein Material, ein Mittel zum Zweck etwas anderes darzustellen.
Und versteh mich da bitte nicht falsch ... ich genieße eine schöne Holzmaserung und saubere Schreiner- bzw Tischlerarbeiten sehr.
Ich denke , daß das aus der jahrtausendealten Erfahrung kommt, daß Holz zwar ein relativ einfach zu bearbeitendes, sehr vielfältig nutzbares Material ist ... das aber den enormen Nachteil einer großen Anfälligkeit und Verletzlichkeit gegenüber Umwelteinflüssen hat.
Sehr schnell wird es fleckig, braun, schwarz oder grau ... es fault und bekommt Risse ... kurz gesagt kann man es nach kurzer Zeit nicht mehr anschauen ... und obendrein verliert es damit oft auch seine Funktion. Nicht umsonst hat im Bau der konstruktive Holzschutz eine urururalte Tradition.
Wir sollten uns das Holz nicht aus unserer modernen Perspektive des 20./21. Jahrhunderts betrachten ... erst seit rund einem Jahrhundert haben wir die tollsten Holzschutzmittel, Hochdruckimprägnierung und allerlei weitere Techniken die das Holz leidlich gut konservieren.
Aber genau das war über viele Jahrtausende eben nicht der Fall ... und deshalb hat man alles nur Denkbare drübergepinselt nur um es möglichst lange gebrauchsfähig zu halten ... dazu waren Bauwerke und Fahrzeuge, wie Schiffe aus Holz einfach viel, viel zu teuer ... so eben auch im Modell.
Ich habe mir aus aktuellem Anlaß gerade nochmals hunderte Bilder aus dem Madrider Marinemuseum durchgesehen.
Holz bleibt in der Regel nur dort blankes Holz wo es tatsächlich als reines, unbehandeltes Holz erlebbar war.
Also auf den Decksplanken ... oder konstruktiven Bauteilen während des Baus von Schiffen ... als Gerüst, blanke Spanten etc.
Oder dort wo konstruktive Details für sich gesehen dargestellt werden sollten ... aber selbst diese sind oft farblich behandelt.
Vermeintlich freie Holzbereiche sind demzufolge Holzbereiche auf denen zum Schutz der etwas dünnere Holzkohleteer als Schutzschicht aufgetragen wurde, der eine Konsistenz wie etwas dunklerer Honig hatte ... nicht zu verwechseln mit dem schwarzen, pechartigen Teer ... nun, auch dann wäre es wohl nicht lange schön hell geblieben.
Sobald Rumpf und Aufbauten geschlossen sind ist bei sehr vielen Modellen tatsächlich alles in der jeweiligen Farbe gestrichen .. vermutlich meist Ölfarbe ... und in vielen Fällen ist dabei die Maserung abgedeckt weil das ja nur vom gewünschten Eindruck einer homogenen Farbfläche ablenken würde.
Denn wozu zahlt einer die Farbe oder teuren Goldlack wenn man immer noch das Material drunter sieht ?
Sinn und Zweck war es oft aus vielen Bauteilen ein größeres Ganzes zu erschaffen und das dann auch als geschlossene Oberfläche erleben zu können.
Vergleichbar einem Haus aus Ziegeln, dem durch eine einheitliche Putzoberfläche eine ganz anders erlebbare Qualität gegeben wird .. ( ich weiß der Vergleich hinkt ein wenig )
Ich kann nur versuchen das aus der Sicht vergangener Jahrhunderte zu interpretieren : man wollte ein Schiff (auch das Modell) nicht als funktionelle Ansammlung verschiedener einzelner Holzteile erleben ... sondern gleich einer Haut ... als einen geschlossenen Gesamtkörper der einen gegen die Elemente einer "feindlichen" Umwelt in Form von Wasser, Sturm und Wind auf der Fahrt beschützt.
Grüße aus dem "Wilden Süd-Westen"
Markus
"When all else fails ... Read the instructions" ( LINDBERG 1965 )
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( In memoriam Prof. John A. Tilley, † 20.07.2017 )