Die Mannschaft ist an Bord. An Deck sind noch zwei große Holzkisten dazu gekommen, die mittschiffs beidseitig verzurrt wurden, außerdem eine Reservespiere auf der Reling an Steuerbord und eine Ersatzrah an Backbord sowie diverse, mehr oder weniger sauber aufgeschossene Taue, und nun mag die „Scottish Maid“ auf Reisen gehen. Es war nicht meine Absicht, ein historisch getreues Abbild der „Scottish Maid“ zu bauen sondern ein kleines Segelfrachtschiff um die Mitte des 19. Jh. darzustellen. So weist meine Interpretation dieses Schiffs ein paar Dinge auf, die es am Original ganz sicher nicht gegeben hat.
Die Überschrift über meinem BB lautet: „Versuch macht kluch“. Bin ich klüger geworden? Hier mein persönliches Resümee:
• Der Kauf alter Modellbausätze bei Ebay mag Schnäppchenjägern lohnend erscheinen. Ich habe mir damit einen muffigen, veralteten, teilweise unvollständigen Baukasten ohne deutsche Bauanleitung eingehandelt, der Laubsäge- und Schleifarbeiten erforderte, wo man heutzutage mit Laser-Cut perfekt ausgeschnittene Teile direkt entnehmen kann. Mach ich bestimmt nie mehr.
• Ich traue keinem Bauplan mehr. Kontrolle ist, wo immer möglich, angezeigt. Und drei, besser vier Mal hinsehen und überlegen vor dem Bauen…
• Das Zubehör aus Billigbausätzen (z. B. Spills, Winden) eignet sich bestenfalls als Basis oder Vorlage für Eigenentwicklungen.
• Der 30 Jahre alte Ratgeber von Wolfram zu Mondfeld taugt noch immer für Einsteiger, aber einiges ist fehlerhaft. Ambitionierte und Fortgeschrittene sollten grundsätzlich weitere Quellen nutzen.
• Ein Fertig-Deck sieht bei weitem nicht so gut aus wie ein aus Einzelplanken zusammengesetztes. Verwende ich nicht mehr.
• Kupferblech vor dem Verkleben ausglühen. Es passt sich dann ungleich besser an den Rumpf an. Leider habe ich nicht vor, nochmal ein Schiff mit Kupferboden zu bauen…
• Grünspan ist nicht mit Patina gleichzusetzen. Ein Kupferboden wird im Salzwasser durch Korrosion fleckig mit vielen Farbnuancen, aber keinesfalls durchgängig grün.
• Metall verarbeiten und Löten können ist hilfreich. Ob ich mir das aber noch antue?
• Die Fusseln am Krick-Takelgarn habe ich mit Bier, Wachs und verdünntem Weißleim vergeblich bekämpft. Am besten funktionierte das Abflämmen. Fürs nächste Mal vornehmen: Besseres Takelgarn kaufen!
• Kleinteile statt aus brüchigem Holz aus Polystyrol-Platten aussägen.
• Im Zweifel besser dünnes als dickes Takelgarn nehmen.
• Guten Rat annehmen. Ein Irrtum wird erst durch Beharren zum Fehler.
• Keine Angst vor der Fehlerkorrektur. Der Aufwand dafür ist in vielen Fällen gar nicht hoch.
• Um richtig gut bauen zu können, braucht man Platz und einen Maschinenpark. Beides habe ich nicht. Hmmh!
Na ja, und noch einiges mehr. Mein besonderer Dank gilt meinem „Geheimrat“ M. von „McGregor & Underhill Consulting“ und Bibi, die mich oft mit gutem Rat unterstützt haben. Danke für eure Begleitung. Bleibt alle gesund. Klaus