Mahlzeit allerseits!
Vorbild
Durch die riesige Ausdehnung des deutschen Machtbereiches zu Anfang des zweiten Weltkrieges hatte die Kriegsmarine plötzlich tausende Kilometer Küstenlinie zu überwachen, man brauchte also sehr viele kleine Patrouillenschiffe, und das ganz schnell. Resultat war die stückzahlmäßig größte Serie der deutschen Schiffbaugeschichte, weit über 600 Einheiten wurden gebaut. Es war ein nur leicht modifizierter ziviler Fischkutter, einfach, aber solide konstruiert, der auf einer Vielzahl von kleinen und kleinsten Werften gebaut wurde. Motorisiert mit verschiedensten Dieselmotoren, was eben gerade verfügbar war, und bewaffnet mit Wasserbomben und leichten Maschinenwaffen in verschiedensten Zusammenstellungen. Üblich waren 2x20mm-Einzelflak, es gab aber auch 37mm-Kanonen und 20mm-Zwillinge oder sogar Vierlinge.
Die kleinen Schiffe, eigentlich nicht für lange Fahrten konzipiert, waren erstaunlich ausdauernd und überall anzutreffen, in Nord- und Ostsee, an der norwegischen und der französischen Atlantikküste, im Mittelmeer und auch an der rumänischen Schwarzmeerküste. Etwa ein Viertel davon ging im Krieg verloren, der Rest wurde teils militärisch, größtenteils aber zivil weitergenutzt. Es war von Anfang an vorgesehen, sie nach dem "Endsieg" in der Fischerei weiterzunutzen (nicht wie z.B. die Kriegslokomotiven, bei denen eine längere Lebensdauer nicht vorgesehen war), und auch wenn der "Endsieg" glücklicherweise ausblieb, hat das mit der Weiternutzung als Fischkutter doch hervorragend funktioniert. Dank ihrer extrem soliden Konstruktion schwimmen etliche davon noch heute, oft auch unter Segeln.
Modell
Mein Hausmaßstab 1:350 ist ja von Dickschiffen dominiert, die kleinen Unscheinbaren, die doch die Vielzahl der Kriegsschiffe ausmachten und ausmachen, werden von den Herstellern ja eher stiefmütterlich behandelt. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass SSN-Modellbau diesen kleinen, aber feinen Bausatz herausgebracht hat, Bausatzvorstellung
hier.
Eigentlich habe ich ja immer nur ein Schiff gleichzeitig auf dem Tisch, aber keine Regel ohne Ausnahme..
Einerseits wird mich die Scharnhorst absehbar noch über Monate beschäftigen, andererseits war ich sehr neugierig, mal einen komplett gedruckten Bausatz zu bauen.
Also zuerst die Ansätze entfernt und verschliffen. Material ist etwas weicher als gewohnt, lässt sich aber ganz gut bearbeiten. Besser schneiden als schleifen!
Ein Schiff braucht Masten, Mast have..
Wollte erstmal alles, auch das Unterwasserschiff, grau grundieren, daher Löcher in die Aufbauaufnahmen gebohrt und Haltegriffe eingesteckt, um alles in einem Gang lackieren zu können. Die Kleinteile werden wie üblich mit doppelseitigem Klebeband gehalten.
Einmal alles in XF-19 geluftpinselt. Eine spezielle Grundierung, die manchmal empfohlen wird, habe ich mir gespart, ohne negative Folgen. Die Farbe hält nicht so gut wie auf gewohntem Polystyrolspritzguss, aber allemal gut genug.
Kleinkram bemalt..
..und Kleinstkram bemalt. Faszinierend, die ganze Kanone in einem Teil gedruckt, ähnliche Detailierung erreicht man sonst mit rund einem Dutzend Resin- und Ätzteilen und seeeehr viel Geduld.
Das hier ist übrigens feuerbereiter Zustand, mit eingesetztem Magazin und Hülsenfangkorb. Messing war knapp..
Die ersten Ätzteile, gut zu verarbeiten
Und schon fast zusammengebaut.
Einen Ständer aus 0,5mm Poly geschnitzt und mit irgeneinem Dosenlack grau gemacht..
..mit Anreibebuchstaben beschriftet und klar überlackiert. Ich weiß jetzt, dass der Ruf der Aggressivität, der dem Tamiya-Acryldosenlack vorauseilt, berechtigt ist.
Aber nicht schlimm, solange es nicht das Modell selber betrifft. Und da verwende ich sicher keine Regalfunde ohne Verträglichkeitsprüfung!
Ständer nochmal lackiert und angeklebt und danach auch den winzigen gedruckten Propeller.
Um das mal in Relation zum Hauptprojekt zu setzen..
Der seltene Fall eines fertig gebauten Modells auf Ständer, das immer noch bequem in seine Schachtel passt.
Zusammen mit den anderen Winzlingen meiner Sammlung
Deutsches Schnellboot Typ S-100
Sowjetisches Schnellboot Tupolev G-5
Fazit: Großes Lob an den Hersteller. Ein toller Bausatz, der eine große Lücke in der Sammlung füllt. Definitiv jeden Euro wert, klare Kaufempfehlung!